VG Altenkirchen-Flammersfeld: Entwicklungsplanung fixiert Probleme in Grundschulen
Die Liste, was sie in ihren 16 Kindestagesstätten dank gesetzlicher Vorgaben tun muss, hat die Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld inklusive eines Neubaus in Neitersen bereits fixiert. Was in ihren sechs Grundschulen zu ändern ist, legt ihr eine Schulentwicklungsplanung nahe. Wieder sind es offizielle "Anweisungen", die Investitionen erzwingen.
Altenkirchen. Über allem steht ein alsbaldiger Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung und das mit (warmem) Mittagessen: Gesetzliche Vorgaben zwingen auch die Verbandsgemeinde (VG) Altenkirchen-Flammersfeld, ihre 16 Kindertagesstätten (Kitas) und ihre sechs Grundschulen fit für die nähere Zukunft zu machen. Während die To-do-Liste für die Kitas inklusive eines Neubaus in Neitersen schon fixiert ist und einzelne Maßnahmen teils schon beschlossen sind, führt die Schulentwicklungsplanung nun vor Augen, wo „der Schuh drückt“. Der Ausarbeitung des Planungsbüros „Projektgruppe Bildung und Region – biregio“ (Bonn), das auch für den Kreis Altenkirchen eine gleichgelagerte Expertise für weiterführende Schulen erstellte und dem daher die Schullandschaft im AK-Land bekannt ist, gab der Schulträgerausschuss des Rates der VG Altenkirchen-Flammersfeld nach der Vorstellung durch Dr. Birgit Deckers (biregio) in seiner Zusammenkunft am frühen Donnerstagabend (28. November) bei einer Gegenstimme grünes Licht. „Wir wissen nun, wie die Entwicklung in den nächsten Jahren zu erwarten ist“, sagte Fred Jüngerich, der Bürgermeister der VG Altenkirchen-Flammersfeld, „wir erfüllen gerne den Rechtsanspruch. An einer guten schulischen Ausbildung und einer guten Betreuung ist uns allen gelegen. Aber die bauliche Notwendigkeit muss finanzierbar sein. Wir verstehen den Plan als Basis unseres künftigen Handelns und werden eine Priorisierung der machbaren Dinge vornehmen.“ Rom sei auch nicht an einem Tag erbaut worden. Parallel wies Jüngerich daraufhin, dass bereits drei Einrichtungen im Ganztagsbetrieb (Pestalozzi, Weyerbusch, Horhausen) unterwegs seien. Als ersten Schritt hin auf dem Weg, viele Ansätze Realität werden zu lassen, nannte Jüngerich den bereits beschlossenen Bau eines weiteren Gebäude für die Erich-Kästner-Grundschule in Altenkirchen in der Nähe der Hochstraße, in das unter anderem die Mensa einziehen wird. Letztendlich wird der VG-Rat in seiner Sitzung am 19. Dezember das finale Votum abgeben.
Hintergrund: Zeit bis 2027
Den Vorgaben des Schulgesetzes ist entsprochen, wenn eine Analyse bis 2027 vorliegt. Sie hat auch Auswirkungen auf die Bewilligung von Zuwendungen des Landes für Baumaßnahmen. Die Gewährung von Fördermitteln, die Mainz bereitstellt, ist grundsätzlich nur dann noch möglich, wenn die Vorhaben im Einklang mit der Schulentwicklungsplanung stehen, der die Grundlagen eines regional ausgeglichenen Bildungsangebotes berücksichtigen soll. Die Ziele der Raumordnung und Landesplanung sind zu beachten. Inhalt des Checks sind insbesondere eine Bestandsanalyse (bezogen auf Schülerzahlen, Schulgebäude und Schulanlagen), regionale Schülerzahlprognose, Bevölkerungsprognose und Pendlerverhalten sowie die Betrachtung der jeweiligen Schulangebote. Daraus ergibt sich eine Planung von Maßnahmen, die sich aus dem Vergleich der Schülerzahlentwicklung und den räumlichen Kapazitäten sowie besonderen zukünftigen Begebenheiten wie dem Rechtsanspruch auf Ganztagsangebot ab dem Schuljahr 2025/2026 ergeben. Die Vorlage muss alle sechs Jahre fortgeschrieben werden.
Altenkirchen als Problemfall
Als Schwerpunkt der Probleme stellt sich die Stadt Altenkirchen heraus, wie ihn biregio unter „Empfehlungen“ beschreibt: „Die große Herausforderung besteht in der Grundschullandschaft der Stadt Altenkirchen: Gemessen am biregio-Raumprogramm fehlen elf große Räume und knapp 1500 Quadratmeter (ohne Container), mithin annähernd eine zweizügige Grundschule. Die vorhandenen Schulen müssen teilweise renoviert bzw. saniert werden. Mit dem Erweiterungsbau der Erich-Kästner-Grundschule wird die Nachmittagsbetreuung am Standort verbessert. Gleichzeitig kann dadurch eine Entlastung der Pestalozzi-Grundschule erfolgen, weil sich die Nachfrage gleichmäßiger auf beide Standorte verteilt. Der Bau wird aber das grundsätzliche Raumdefizit der Schule bei 3,5 Zügen nicht aufheben. Zudem bleibt der Sanierungsbedarf bestehen, sodass grundsätzlich über Sanierung oder Ersatzneubau für den Altbau und das ,Rote Haus' entschieden werden muss. Für die Pestalozzi-Grundschule wird ein Anbau mit Mensa empfohlen. Dadurch könnte ein moderner Verwaltungstrakt im jetzigen Mensabereich entstehen. Die neu entstehenden Räume würden die Container ersetzen und das Raumdefizit ausgleichen. Insgesamt wäre die Schule damit gut für 3,5 Züge und den Ganztagsanspruch ausgestattet. Auch die anderen Grundschulen werden durch den Ganztagsanspruch in einen teils deutlichen Raummangel geraten. Die Prioritäten sind hier jedoch nicht so dringend wie in Altenkirchen. ... In Flammersfeld erscheinen der Abriss und ein mehrstöckiger Neubau der Pausenhalle als eleganteste, wenn auch aufwendige Lösung. In Horhausen ist die großzügige Erweiterung der Mensa zwingend. Für Oberlahr werden die nächsten Jahre eine Entscheidung über den Standort herbeiführen. Weyerbusch ist mit kleineren Eingriffen gut für die prognostizierten Schülerzahlen ausgestattet.“ In alle Überlegungen wurde die private FEBA (Freie Evangelische Bekenntnisschule) in Altenkirchen-Honneroth nicht mit einbezogen.
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Grundlagen der Analyse abseits der Schulen
Auszüge aus der biregio-Ausarbeitung: „Die Einwohnerzahl in der VG Altenkirchen-Flammersfeld hat sich in den vergangenen zehn Jahren ansteigend entwickelt. Das Wachstum seit dem Jahr 2010 beträgt etwa 5,3 Prozent. Die Verluste wurden deutlich überkompensiert, die Gesamteinwohnerzahl liegt nun bei etwa 36.700 Menschen. Langfristig wird ein weiterer leichter Anstieg prognostiziert, der mit einer Verjüngung der Bevölkerung einhergeht, bis sich durch das Herauswachsen der Babyboomer-Generation ein Bevölkerungsrückgang einstellt. Der Vergleich fünf zusammengefasster Altersjahrgänge der Jahre 2018 und 2023 verdeutlicht einen Aspekt des Bevölkerungsanstiegs: Er verzeichnet deutliche Zugänge in fast allen Altersklassen, so auch in den planungsrelevanten Altersjahrgängen der aktuellen oder potenziellen Eltern (etwa 900 Zugänge) sowie bei den Kindern und Jugendlichen (mehr als 250 Zugänge im Primarschulalter). Die VG Altenkirchen-Flammersfeld liegt im Vergleich der Anzahl der Grundschüler zur Bevölkerung (mittlerer Grundschülerjahrgang pro 1000 Einwohner) mit einem Wert von 9,6 nur knapp unter dem regionalen Wert (Landkreis Altenkirchen 9,7). In den kommenden Jahren, die von der Prognose bis 2028/29 umfasst werden, erreicht die Gesamtgrundschülerzahl vorläufig ihren Höchstwert. Zum Ende des Prognosehorizontes werden die Werte sinken. Die langfristige Entwicklung ist abhängig von der Weiterentwicklung der Geburtenzahlen, der Wohnungsbauaktivitäten und den Zuzügen. Im aktuellen Altersaufbau der Bevölkerung der VG Altenkirchen-Flammersfeld fällt eine erhebliche Geburtenspitze von ca. 400 Kindern ins Auge, die im Schuljahr 2024/25 in die Grundschule eingetreten sind. In den darauffolgenden Jahren sind die Geburtenzahlen deutlich zurückgegangen.“
Rückläufige Geburtenzahlen
Weiter heißt es: „Aufgrund des bundesweiten Trends rückläufiger Geburtenzahlen wurde die Entwicklung in der VG Altenkirchen-Flammersfeld über den im vorliegenden Schulentwicklungsplan betrachteten Prognosehorizont hinaus beobachtet. Zuletzt lagen die Werte bei nur noch rund 300 Geburten für das Einschulungsjahr 2030/31. Diese Entwicklung sollte weiter beobachtet werden, um die Kita- wie auch die Schulentwicklungsplanung darauf abzustimmen. Durch die aktuelle Steigerung der Kinderzahlen bewegt sich die Verbandsgemeinde künftig in einem durchschnittlichen Rahmen von 19 Zügen. Eine Idealverteilung ist jedoch praktisch nicht zu erreichen. Das Wachstum wird vor allem Altenkirchen betreffen. Unter der Setzung, dass die private Evangelische Bekenntnisschule (FEBA) weiterhin jährlich 2 Züge aufnimmt, werden die beiden Altenkirchener Grundschulen rechnerisch jeweils 3,5 Züge bilden können. Die Grundschule Flammersfeld wird zwei Züge aufnehmen und in Einzeljahren eine Mehrklasse bilden. Die Grundschule Horhausen wird stabil dreizügig prognostiziert. Die Grundschule Oberlahr kann zunächst weiterhin eine Eingangsklasse bilden. Erst beim Blick über den aktuellen Prognosehorizont hinaus gehen die Einschulungen laut Melderegister so weit zurück, dass die Klassenbildung gefährdet ist. Die Grundschule Weyerbusch wird zeitverzögert vom Geburtenhoch erfasst. Sie wird stabil dreizügig prognostiziert und muss aber voraussichtlich in zwei Schuljahren 2027/28 und 2028/29 eine zusätzliche Eingangsklasse bilden. Die Grundschulen müssen außerdem für den bevorstehenden Rechtsanspruch auf ganztägige Betreuung ausgestattet werden, um die steigenden Kinderzahlen aufnehmen zu können.“ (vh)
Lokales: Altenkirchen & Umgebung
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