Nicole nörgelt … über die (alb)traumhafte Planung von Baustellen
Von Nicole
GLOSSE | Wenn wir in Deutschland alles so reichlich hätten wie Baustellenschilder und Absperrungen für vermeintliche Baustellen, in denen aber nie gearbeitet wird, dann ginge es uns wirklich gut. Befährt man die A3 im Bereich zwischen Montabaur und Siegburg – egal in welcher Richtung – trifft man neuerdings auf eine eingegrenzte Fahrbahn und die berühmten Schilder "Wir bauen für Sie bis Ende 2026". Nur was da gebaut werden soll, erschließt sich dem Bürger eher nicht.

GLOSSE! Denn genau an dieser Stelle wurde gerade erst vor kurzem eine Baustelle beendet. Was auch immer da schon wieder gebaut werden muss, hätte man vielleicht ja auch gemeinsam machen können. Aber davon haben die Bürger, die nichts machen als jeden Tag auf dieser Strecke zur Arbeit fahren, um die Steuern für die Bautätigkeiten, so denn überhaupt irgendwelche Arbeiten stattfinden, zu erwirtschaften, ja keine Ahnung. So ist wohl die Meinung der Bauämter, beziehungsweise der dort angestellten Bauingenieure.
Grundsätzlich ist es ja eine gute Sache, wenn die Straßen und Autobahnen in unserem Land nach jahrelangem Reparaturstau endlich instand gesetzt werden sollen, aber warum bitte werden alle Baustellen gleichzeitig eröffnet, wenn doch von vorneherein klar ist, dass sie niemals in der angesetzten Zeit fertig werden. Besonders clever ist es übrigens, wenn man, während der Verkehr auf der A3 massiv durch was auch immer eingeschränkt wird, gleichzeitig eine komplette Bahnstrecke durch Koblenz sperrt und Wartungsarbeiten an der Bahn in und um Köln beginnen lässt. Vielleicht sollten sich alle Pendler einfach ihren gesamten Jahresurlaub nehmen, denn sonst verbringen sie dieselbe Zeit mit Sicherheit im Stau.
Zeitplanung für Anfänger
Und was die Versprechen der Baustellenbeendigung angeht, so gilt hier wohl der Grundsatz: Nichts ist so beständig wie die Veränderung. Die meisten dieser Ankündigungen sind das Schild nicht wert, auf dem sie stehen, denn das Schild wird regelmäßig kurz vor Ende der angekündigten Zeit durch ein neues ersetzt, auf dem die Jahreszahl konsequent nach hinten geändert wird. An dieser Stelle darf ich noch einmal Ex-Verkehrsminister Wissing zitieren, der meinte, für ein Tempolimit hätten wir nicht genug Schilder – kein Wunder, die werden ja auch alle für die Baustellen benötigt.
Warum in die Ferne schweifen …
… wenn die besten Beispiele direkt vor der Haustür liegen? Da wird an 400 Meter Anliegerstraße bereits seit mehr als anderthalb gewerkelt (gearbeitet sollte man das eventuell besser nicht nennen), ohne dass ein echtes Fortkommen sichtbar ist. Und dann soll sie endlich teilweise geteert werden, da wird dieser Arbeitsschritt dann nach zwei Wochen Osterferien natürlich auf den ersten Tag nach den Ferien gelegt. Und dem Wahnsinn noch nicht genug, wartet man natürlich nicht, bis alle Schulbusse wieder weg sind, nein, genau zur Einfahrtszeit aller öffentlichen Verkehrsmittel zu den Schulen wird die Straße komplett durch LKWs und Maschinen blockiert. Ein Riesenspaß war das mit Sicherheit nur für die Schulkinder, die alle entschuldigt nicht pünktlich zum Unterricht erscheinen konnten, und für die Anwohner, die nicht zur Arbeit mussten. Für den Rest war es eher katastrophal, denn innerhalb von zwanzig Minuten war der komplette Ort durch die Schulbusse verstopft. Herzlichen Glückwunsch an alle Planer und Beteiligten!
In diesem Sinne, liebe Leser, ärgern Sie sich nicht, denn es ändert nichts. Davon kriegt man nur Magengeschwüre und Falten. Versuchen Sie, das Beste draus zu machen und alle Baustellen zu meiden, wenn es geht und sie nicht direkt vor Ihrer Haustür sind.
Ihre Nicole
Definition einer Glosse
Als Glosse wird ein kurzer journalistischer Text bezeichnet, in dem sich der Autor mit aktuellen Nachrichten auf satirische Art und Weise auseinandersetzt. Die Themen einer Glosse können sowohl gesellschaftlich wichtig als auch witzig oder kurios sein.
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Nicole nörgelt
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