Nachhaltig reisen ohne schlechtes Gewissen: Worauf achten – und was getrost ignorieren?
RATGEBER | Nachhaltig reisen bedeutet nicht, auf Komfort zu verzichten. Es geht darum, bewusst Entscheidungen zu treffen – ob bei der Anreise, der Unterkunft oder der Freizeitgestaltung. Hier erfahren Sie, wie Sie umweltfreundlicher reisen können, ohne auf Erholung zu verzichten.

Bewusste Anreise: Weniger CO₂, mehr Erlebnis
Nachhaltiges Reisen beginnt mit der Wahl des Verkehrsmittels. Die umweltfreundlichste Option ist meist der Zug oder der Fernbus. Doch nicht jede Strecke lässt sich sinnvoll mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen. In solchen Fällen kann eine Fahrgemeinschaft mit dem Auto eine gute Alternative sein.
Auch wer auf Flugreisen angewiesen ist, kann durch CO₂-Kompensation einen Teil der Emissionen ausgleichen. Doch es gilt: Die beste Emission ist die, die gar nicht erst entsteht. Manchmal ist ein Urlaubsziel in der Region nachhaltiger – und bietet trotzdem einzigartige Erlebnisse.
Nachhaltige Unterkünfte: Mehr als nur ein Label
Immer mehr Hotels werben mit Nachhaltigkeit – doch nicht alle halten, was sie versprechen. Ein nachhaltiges Hotel in Österreich beispielsweise zeigt, dass Regionalität, Energieeinsparung und soziale Verantwortung auch im Komfortsegment funktionieren – ohne Greenwashing. Doch nicht jedes Label hält, was es verspricht, und nicht jede Entscheidung unterwegs hat große Auswirkungen.
Statt sich auf Siegel und Zertifikate zu verlassen, lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Nachhaltige Unterkünfte setzen auf Photovoltaik-Anlagen, regionale Lieferketten und faire Arbeitsbedingungen. Wer sich unsicher ist, kann direkt beim Hotel nachfragen: Welche Maßnahmen werden konkret umgesetzt? Werden lokale Produkte verwendet? Wie wird Energie gespart? Diese Fragen helfen, grünem Marketing auf den Grund zu gehen.
Weniger Konsum, mehr Erleben
Nachhaltig reisen bedeutet auch, bewusst auf überflüssigen Konsum zu verzichten. Statt jedes Souvenir mitzunehmen, können Reisende lokale Märkte besuchen und regionale Produkte genießen. Auch bei Aktivitäten lohnt sich ein genauer Blick: Muss es die Jetski-Tour sein oder reicht eine entspannte Kanufahrt?
Je langsamer und bewusster eine Reise geplant wird, desto nachhaltiger ist sie oft. Ein einziger, gut erkundeter Ort kann mehr bieten als eine hektische Rundreise mit vielen Stationen.
Regional denken – auch im Urlaub
Wer regional einkauft, unterstützt lokale Produzenten und spart Transportwege. Hofläden, Wochenmärkte oder kleine Manufakturen bieten authentische Erlebnisse und sind oft nachhaltiger als internationale Supermärkte.
Auch bei Ausflügen lohnt sich der Blick auf regionale Anbieter. Statt großer Tourenanbieter können kleinere lokale Betriebe oft nachhaltigere Alternativen bieten – sei es eine Wanderung mit einem ortskundigen Guide oder ein Kochkurs mit regionalen Zutaten.
Vorsicht vor Greenwashing
Nicht alles, was als „grün“ beworben wird, ist auch wirklich nachhaltig. Viele Hotels und Reiseanbieter werben mit Nachhaltigkeit, ohne echte Maßnahmen umzusetzen. Reisende sollten daher auf konkrete Aussagen achten: Werden erneuerbare Energien genutzt? Werden lokale Arbeitskräfte fair bezahlt?
Auch der Blick auf Bewertungen und Erfahrungen anderer Reisender kann helfen, Greenwashing zu erkennen.
Nachhaltigkeit endet nicht am Urlaubsort
Wer Nachhaltigkeit als Haltung begreift, kann auch im Alltag bewusster handeln. Die Erfahrungen aus dem Urlaub lassen sich oft übertragen – sei es der sparsame Umgang mit Wasser und Energie oder der Einkauf regionaler Produkte.
Der Westerwaldkreis zeigt, dass nachhaltige Infrastruktur auch im Alltag eine Rolle spielt. Wenn Stadtwerke auf umweltschonende Bauverfahren setzen, wie den Einsatz von Flüssigboden, ist das ein Zeichen: Nachhaltigkeit beginnt vor der eigenen Haustür – und hört im Urlaub nicht auf. (prm)