Weba und Webu erhalten auf der „Bindweide“ ein neues Verwaltungsgebäude
Langsam, aber sicher nähert sich das nächste Projekt der Westerwaldbahn der Realisierung: Die Planungen für den Neubau der Verwaltung am Firmensitz in Steinebach-Bindweide sind so gut wie abgeschlossen, der Spatenstich soll bereits im Sommer erfolgen.

Altenkirchen. Dass die Heimstatt der Verwaltung von Westerwaldbahn (Weba) und Westerwaldbus (Webu) am Firmensitz in Steinebach-Bindweide aus allen Nähten platzt, beweisen schon die Bürocontainer, die in unmittelbarer Nähe zum Haupteingang des Gebäudes aufgestellt sind und Mitarbeitern als vorübergehendes Domizil dienen. Die Planungen für einen Neubau sind abgeschlossen, dem Bauantrag wurde am 11. Juni vorigen Jahres durch die Kreisverwaltung Altenkirchen zugestimmt. Nunmehr hat die Gesellschafterversammlung der Weba freie Hand, die ersten Aufträge von Bauleistungen zu vergeben, wie der Kreisausschuss des Altenkirchener Kreistages in seiner Zusammenkunft am frühen Montagnachmittag (12. Juni) einstimmig befürwortete. Neun Gewerke sind inzwischen ausgeschrieben, für drei (Erd-, Rohbau- und Dachdeckerarbeiten) liegen Bietergespräche bereits hinter dem Pflug. Bauherr wird die Weba (zu 100 Prozent im Besitz des Kreises Altenkirchen) sein, so dass alle Immobilien des großen Betriebshofes konsequent in der Hand der Weba bleiben. Webu wird anteilig jährlich Miete für die Nutzung der Räume zahlen. Die kalkulierten Kosten des Neubaus belaufen sich auf rund 1,2 Millionen Euro. Die Finanzierung soll durch angesparte Liquidität von Webu erfolgen. Diese muss laut Aussage eines Wirtschaftsprüfers steuerrechtlich an die Weba per Kredit vergeben werden, der jährlich ratenweise zurückgezahlt wird. Das Darlehen wird marktüblich verzinst.
Zukunft von „Haus 1“ unklar
„Die Ausstattung in der jetzigen Verwaltung entspricht nicht mehr den modernen Erfordernissen“, erklärte Oliver Schrei als Geschäftsführer der Weba als auch von Webu. Das als „Haus 1“ bekannte Objekt sei offenbar das Bürogebäude und die ehemalige Wohnung des Eisenbahndirektors (im ersten Stock) gewesen und stamme wohl aus Anfang der 1920er-Jahre. Der Neuling werde ungefähr dort hochgezogen, wo einst das inzwischen abgerissene „Haus 2“ stand und somit einen guten Blick auf den Betriebshof ermöglichen. Was aus dem irgendwann einmal leer stehenden Anwesen werde, vermochte Schrei nicht zu sagen, „dafür haben wir noch keine Ideen.“ Den Beschluss, die Raumnot zu beenden, hatte der Kreistag bereits am 27. Juni 2022 gefasst, so dass anschließend die Gesellschafterversammlung der Weba die Geschäftsführung beauftragte, die Planungsleistungen für einen Verwaltungstrakt auszuschreiben und zu vergeben. Das Architekturbüro Oliver Schmidt (Betzdorf) war zum Zuge gekommen.
Auf und ab in der Geschichte
Die Weba nahm im Jahr 1913 den Betrieb zwischen Scheuerfeld (Abzweig von der Siegstrecke) und Nauroth auf, ein Jahr später wurde der Kreis Altenkirchen Betriebsführer. Es folgten Änderungen des Verlaufs als auch Verlängerungen von der Bindweide nach Weitefeld (1926), von Weitefeld nach Friedewald (1928), von Friedewald nach Emmerzhausen (1936) und schließlich von Emmerzhausen bis zur Lipper Höhe (Flughafen/1942/1943). Noch während des Zweiten Weltkriegs begann das Rückrudern mit dem Aus für den Personenverkehr zwischen Weitefeld und Emmerzhausen (März 1945). Nach und nach wurden Personen- und Güterverkehre abschnittsweise eingestellt, viele Stilllegungen schlossen sich an. Die letzte datiert aus dem Jahr 2017, als ein solches Verfahren für den Abschnitt zwischen Bindweide und Weitefeld eingeleitet und besiegelt wurde. Seit 1994 und noch bis zum Jahresende 2029 betreibt die Weba die Strecke und den Fahrbetrieb der Daadetalbahn zwischen Betzdorf und Daaden im Stundentakt (Personenverkehr). Seit geraumer Zeit werden an der Stammstrecke (Länge etwas mehr als zehn Kilometer) zwischen Scheuerfeld und Steinebach-Bindweide punktuell Sanierungsarbeiten durchgeführt. Hatte die Weba mit eigenem Gerät bis Ende 2017 Güterverkehr auf der Strecke zwischen Scheuerfeld, Altenkirchen und Selters gefahren, besitzt sie nunmehr so gut wie keinen eigenen Fuhrpark mehr. Inzwischen betreibt die LWS Lappwaldbahn Service GmbH mit Hauptsitz in Weferlingen (Sachsen-Anhalt) die Holzbachtalbahnstrecke zwischen Altenkirchen und Selters (33 Kilometer), deren Eigentümerin sie nach dem Ankauf von der Weba zum 1. Januar 2019 wurde und die sie im Anschluss sanierte. Webu wurde im November 2017 als eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Weba gegründet und führt seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2018 den Personennahverkehr mit Omnibussen in den Verbandsgemeinden Betzdorf-Gebhardshain, Kirchen, Daaden-Herdorf und vereinzelt darüber hinaus durch. Seit Dezember 2021 wird zusätzlich das Linienbündel Altenkirchen - Wissen in den Verbandsgemeinden Altenkirchen-Flammersfeld, Hamm und Wissen „erledigt“. Laut eigener Homepage sind für die knapp 3.500.000 Wagenkilometer über 85 Busse im Einsatz. (vh)
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