Aktualisiert: Rheinland-Pfalz debattiert über neues Bestattungsrecht - Sargpflicht soll fallen
Das Bestattungsrecht in Rheinland-Pfalz steht vor einer umfassenden Reform. Der Landtag diskutiert über die Abschaffung der Sargpflicht und weitere Änderungen, die eine selbstbestimmte Beisetzung ermöglichen sollen.

Mainz. Das geplante neue Bestattungsrecht der rheinland-pfälzischen Ampel-Regierung sorgt für kontroverse Diskussionen. Die CDU-Opposition fordert wesentliche Änderungen, um Pietät und Würde zu wahren. Der CDU-Abgeordnete Christoph Gensch kritisierte den aktuellen Entwurf und sprach sich für eine Expertenanhörung aus. Er warnte vor möglichen Folgeproblemen, insbesondere bei der Totenruhe.
Die geplanten Änderungen sehen vor, dass die Sargpflicht wegfallen soll, was auch Tuchbestattungen ermöglicht. Zudem könnten Bestattungen in größeren Flüssen erlaubt werden. Eine weitere Neuerung ist die Möglichkeit, aus der Asche Verstorbener synthetische Diamanten herzustellen, was derzeit in Deutschland nicht möglich ist, jedoch in der Schweiz und Österreich.
Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) sowie Vertreter der drei Ampel-Fraktionen unterstützen das Gesetz. Es solle den individuellen Wünschen gerecht werden und selbstbestimmte Entscheidungen bei der eigenen Beisetzung ermöglichen. Friedhöfe bleiben jedoch weiterhin zentrale Orte der Trauer.
Der CDU-Abgeordnete Gensch lobte die neuen Regelungen zur Beisetzung von Sternenkindern. Künftig sollen auch Babys, die vor der 24. Schwangerschaftswoche sterben oder mit weniger als 500 Gramm tot geboren werden, beerdigt werden können, auch zusammen mit einem Elternteil. Auch die Ehrengräber für im Auslandseinsatz gefallene Soldaten finden Unterstützung bei der CDU.
Josef Winkler von den Grünen betonte, dass das Gesetz die Würde der Verstorbenen achten und deren letzten Willen respektieren soll. "Die Wünsche der Hinterbliebenen müssen demgegenüber zurückstehen."
FDP-Fraktionschef Steven Wink bezeichnete das Gesetz als "Meilenstein", der Respekt vor Individualität, persönlichen Wünschen sowie verschiedenen Kulturen und Religionen zeige - innerhalb klarer Rahmenbedingungen.
Patrick Kunz von den Freien Wählern kritisierte hingegen einen möglichen Bedeutungsverlust der Friedhöfe als Stätten der Ruhe und Begegnung. Bereits jetzt würden Urnen von Entrümplern wortlos vor Friedhöfen abgestellt.
Die AfD-Fraktion sprach sich gegen staatliche Bevormundung und für eine Reform des Gesetzes aus. Peter Stuhlfauth sagte: "Im Tod sind alle Menschen gleich."
SPD-Fraktionschefin Sabine Bätzing-Lichtenthäler betonte die Notwendigkeit eines fortgesetzten Dialogs mit Kirchen und gesellschaftlichen Gruppen. "Wenn es um Tod, Trauer und Würde geht, müssen wir sensibel miteinander umgehen."(dpa/bearbeitet durch Red)
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