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Nachricht vom 15.05.2025    

Schwimmen lernen im Kreis Altenkirchen: Bis zu drei Jahre Wartezeit für den Schwimmkurs

Von Regina Morkramer

Im Kreis Altenkirchen gibt es einige Angebote für Kinder, schwimmen zu lernen - und trotzdem reichen die bei weitem nicht aus, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden. Während Eltern um den Platz im Schwimmkurs für ihr Kind bangen, warnen Experten, dass Kinder heutzutage immer später oder sogar gar nicht schwimmen lernen.

Symbolbild (Foto: Pixabay)

Kreis Altenkirchen. Der Sommer steht vor der Tür und damit auch die Zeit für Freibäder und Badeseen. Doch nicht jeder kann die Sommersaison in vollen Zügen genießen, wenn damit auch Gefahren einhergehen: Denn viele Kinder im Grundschulalter können nicht schwimmen. Wie die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) im Jahr 2023 in ihrem Statusbericht "Schwimmen lernen in Deutschland" bekannt gab, sind knapp 60 Prozent der Schüler am Ende der Grundschule keine sicheren Schwimmer. Eine Forsa-Umfrage im Jahr 2022 ergab, dass sich die Zahl der Kinder, die im Grundschulalter nicht schwimmen können, seit 2017 verdoppelt hat. Gleichzeitig räumte die DLRG ein, dass "es auf der einen Seite mehr Kinder (gibt), die das Schwimmen lernen sollen, und auf der anderen Seite zu wenig qualifiziertes Personal für die Ausbildung in den Schulen, aber auch in den Vereinen." Ebenso hat die Corona-Pandemie in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, dass die Schwimmfähigkeit in der Bevölkerung abgenommen hat, da der Schwimmunterricht in den Schulen und die Ausbildung in den Vereinen aufgrund von Lockdowns und anderen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie kaum möglich war.

Weniger Hallenzeiten für die Schulen
Das bestätigt auch Harald Bracht von der DLRG Altenkirchen. "Wir beobachten den Trend, dass Kinder immer später schwimmen lernen, schon seit 20 bis 25 Jahren. Viele Schwimmbäder, aber auch Kommunen oder Gemeinden als Träger der Bäder, haben sich aus den Strukturen zurückgezogen, sodass es immer weniger Möglichkeiten gibt, das Schwimmen zu lehren und zu lernen", erklärt Bracht. Das bedeutet, dass es in den bestehenden Schwimmbädern oftmals keine oder weniger Angebote zum Schwimmenlernen gibt. Auch die Schulen können dieser Aufgabe nicht mehr gerecht werden, da weniger Hallenzeiten vergeben werden. Gerade nach Corona sei dann noch der Personalmangel erschwerend hinzugekommen, so Bracht.

Zulauf zu Schwimmkursen wird größer
Denn bei der DLRG sind die Mitglieder komplett ehrenamtlich im Einsatz, um Kindern das Schwimmen beizubringen - und das bereits seit 1975. Damit war Altenkirchen einer der ersten DLRG-Ortsgruppen in Rheinland-Pfalz, die (Klein-)Kinderschwimmen angeboten haben. "Seit den 1980er Jahren wurde der Zulauf immer größer", erzählt Bracht. Mittlerweile bietet die DLRG Altenkirchen drei bis vier Kurse mit jeweils rund 20 Kindern an. "Etwa 60 Kindern im Jahr können wir so das Schwimmen in Seepferdchen- und den Aufbaukursen beibringen." Und die Nachfrage sei noch viel höher. "Wir haben eine Warteliste. Mit einem bis anderthalb Jahren Wartezeit müssen Eltern schon rechnen, wenn sie ihre Kinder zum Schwimmen bei uns anmelden." Bracht empfiehlt daher, ihre Kinder mit Beginn des dritten Lebensjahres auf die Warteliste zu setzen. "Mit dem neuen, größeren Schwimmbad in Altenkirchen hoffen wir aber, unsere Kapazitäten ausbauen zu können. Dann können wir mehr Kinder pro Kurs aufnehmen und die Wartezeit könnte sich dann etwas verringern."

Kostenpflichtige Angebote oft unseriös
Auch wenn Bracht den Wunsch vieler Eltern nachvollziehen kann, dass ihr Kind so schnell wie möglich schwimmen lernt, warnt er vor kommerziellen Anbietern, die zum Teil bis zu 200 Euro für einen Kurs verlangen. "Das ist nicht unbedingt seriös, denn die Bezeichnung 'Schwimmlehrer' ist in Deutschland nicht geschützt. Als Eltern sollte man sich daher sehr genau anschauen, wie die Kurse aussehen, etwa wie viele Kinder auf einen Betreuer kommen." Auf der sicheren Seite bei der Schwimmausbildung seiner Kinder sei man, wenn man direkt bei den Schwimmbädern anfrage oder auch bei den DLRG-Ortsgruppen. "Wir in Altenkirchen können froh sein, dass es trotz aller Schwierigkeiten in Bezug auf Kapazitäten, Wartezeiten oder Hallengröße vergleichsweise gut läuft", erklärt Bracht abschließend. "Das liegt vor allem an der guten Zusammenarbeit mit der Verbandsgemeinde als Träger des Hallenbads."



Nachfrage nach Schwimmkursen im ganzen Kreis Altenkirchen groß
Auch die DLRG Hamm (Sieg) bietet Schwimmkurse an, die die Ortsgruppe im Siegtalbad in Wissen durchführt. Dafür steht dem Verein in den Wintermonaten von September bis Mai das 25-Meter-Becken wöchentlich für eine Stunde zur Verfügung. "In dieser Zeit betreuen wir rund 30 Kinder, davon sind zehn Nichtschwimmer, zehn Halbschwimmer und zehn Schwimmer", erklärt Jugendwartin Martina Machowinski. Ziel der verschiedenen Schwimmgruppen ist die Abnahme der Schwimmabzeichen vom Seepferdchen bis zum Deutschen Schwimmabzeichen in Gold. Auch die DLRG Hamm (Sieg) führt eine Warteliste von bis zu einem Jahr für die Nichtschwimmer und bestätigt die hohe Nachfrage nach Schwimmkursen in der Region. "Aufgrund der derzeit zur Verfügung gestellten Trainingszeiten seitens der Stadtwerke Wissen im Siegtalbad können wir leider nicht mehr Trainingszeiten anbieten", so Machowinski. Aber: "Halbschwimmer und Schwimmer können wir circa zwei Mal jährlich neu aufnehmen. Hier besteht quasi keine Warteliste."

"Die Nachfrage ist sehr groß, da die Kurse sehr schnell belegt sind", weiß auch Sonja Weib vom Freizeitbad Molzberg in Kirchen. Hier werden die Schwimmkurse direkt über die Webseite des Schwimmbads gebucht und gesperrt, sobald die Höchstzahl der Teilnehmer erreicht ist. Auch das Molzbergbad würde gerne mehr Kurse anbieten, um der Nachfrage gerecht zu werden und erklärt. "Durch den Geschäftsführerwechsel sind wir im Moment dabei, uns in vielen Bereichen neu aufzustellen. Dazu gehören auch die Gestaltung und die Durchführung der Kurse. Wir haben diesbezüglich auch schon Personal aufgebaut mit dem Ziel, kurzfristig mehr Kurse anzubieten, insbesondere Schwimmlernkurse."

Lange Wartelisten für Schwimmkurse
"Wir werden aktuell der Nachfrage nicht gerecht", konstatiert Reinhard Baumgarten, Vorsitzender der DLRG Betzdorf-Kirchen. Auf der Warteliste des Ortsvereins stehen derzeit 160 Kinder, die gerne mit dem schwimmen lernen beginnen möchten. "Die Wartezeit beträgt circa drei Jahre. Für die Ausbildungsstufe des Deutschen Schwimmabzeichens in Bronze stehen circa 30 Kinder auf der Warteliste. Hier haben wir eine Wartezeit von rund acht Monaten." Baumgarten erklärt, dass die DLRG Betzdorf-Kirchen ebenfalls gerne mehr Kurse anbieten möchte und dies nun auch schon in Angriff genommen hat. Momentan nehmen am Übungsabend jeden Montag zwischen 100 und 130 Personen teil. "Das Mehrzweckbecken stand uns bis zum 1. Mai 2025 nur eine Stunde zur Verfügung. Mit einer weiteren Stunde können wir mehr Kindern das Angebot unterbreiten." (rm)

Möglichkeiten und Anlaufstellen, um im Kreis Altenkirchen das Schwimmen zu erlernen, haben wir in diesem Artikel zusammengetragen: Angebote für Schwimmkurse im Kreis Altenkirchen in der Übersicht



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