Rastafaris in Deutschland – tief im Glauben verwurzelt und oftmals missverstanden
RATGEBER | Die Rastafari-Bewegung ist in Deutschland durchaus vielen Menschen ein Begriff. Meist werden damit aber in erster Linie Reggae-Musik und der Konsum von Cannabis assoziiert. Dabei sind die Rastafaris so viel mehr als das. Es handelt sich um eine Glaubensgemeinschaft mit langer Geschichte, die mit verschiedenen spirituellen Praktiken und Überzeugungen einhergeht und sich auch intensiv mit gesellschaftlichen und ethischen Fragen auseinandersetzt. Der folgende Artikel bietet einen faszinierenden Einblick in die facettenreiche Welt der Rastafaris und klärt über weit verbreitete Missverständnisse auf.

Die Geschichte der Rastafari
Der Beginn der Rastafari-Bewegung reicht in die 1920er Jahre zurück. Damals prophezeite der dunkelhäutige Aktivist Marcus Mosiah Garvey, das in Afrika ein schwarzer König gekrönt werden wird, bei dem es sich um den Erlöser handelt. In den Armenvierteln der amerikanischen Hauptstadt Kingston entstand dadurch die Bewegung der Rastafari, die daran glaubten, dass die schwarzen Menschen ihre Unterdrückung eines Tages überwinden würden, um dann als Gottes auserwähltes Volk in Freiheit zu leben und die eigene kulturelle Identität wiederzuentdecken.
In den folgenden Jahrzehnten spielte die auch von Laien häufig mit den Rastafaris in Verbindung gebrachte Reggae-Musik eine wichtige Rolle. Insbesondere durch Bob Marley wurde die Rastafari-Kultur weltweit bekannt und gewann mehr Anhänger. So wurde die Bewegung zu einer globalen Gemeinschaft, die nicht nur die Kultur in den Vordergrund stellt, sondern sich auch für spirituelle und soziale Anliegen stark macht.
Die Bedeutung von Bob Marley
Der Musiker Bob Marley ist eines der wichtigsten Gesichter der Rastafari-Bewegung. Er brachte die Kultur dieser Menschen weltweit ins Rampenlicht und gab ihnen eine Stimme. Seine Musik sorgte dafür, dass die spirituellen Botschaften ein breites Publikum erreichten. Zentrale Themen vieler Songs sind dabei:
• Liebe
• Freiheit
• Gerechtigkeit
• Widerstand
• Spiritualität
• Identität
Bis heute ist Bob Marlies Einfluss spürbar und prägt die Wahrnehmung der Rastafari-Bewegung deutlich. Während Marly sich anfangs nur stark mit den Rastafari und ihren Glaubensansätzen und Werten identifizierte, konvertierte er 1967 selbst vom Christentum zum Rastafarianismus.
Rastafari und Marihuana – ein Thema voller Missverständnisse
Viele Menschen, die ansonsten wenig über den Rastafarianismus wissen, betrachten die Gemeinschaft in erster Linie als eine Gruppe von „Kiffern“, bei denen der Drogenkonsum einen hohen Stellenwert hat. Cannabis wird in der Tat bei den Rastafaris als heilige Pflanze betrachtet, die zur spirituellen Erleuchtung beitragen kann. Der Konsum ist aber keinesfalls ein Freizeitvergnügen, sondern oftmals Bestandteil von religiösen Zeremonien und Meditationspraktiken. Dabei geht es in vielen Fällen darum, miteinander ins Gespräch zu kommen und über spirituelle und gesellschaftliche Fragen nachzudenken. Der Konsum von Marihuana sollte daher stärker im Kontext der Rituale gesehen werden, bei denen Frieden und Harmonie eine große Bedeutung haben.
Die Bedeutung der Rastalocken
Rastalocken sind weit mehr als nur eine Frisur. Sie stehen für die Verbindung zu den Wurzeln der Menschheit, zu Gott und für einen natürlichen Lebensstil. Rastalocken werden zudem auch oft als Zeichen des Widerstands gegen Unterdrückung und Assimilation betrachtet. Sie repräsentieren quasi die Ablehnung von westlichen Schönheitsidealen und die Rückkehr zu den afrikanischen Wurzeln. Überzeugte Rastafaris tragen ihre Locken daher mit Stolz und werden durch sie täglich an ihre Geschichte und die Traditionen ihres Volkes erinnert. (prm)