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Pressemitteilung vom 20.05.2025    

Erste Stolpersteinverlegung in Horhausen: Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus

"Ein Mensch – Ein Stein – Ein Schicksal" – unter diesem Motto erinnert Horhausen am 10. Juni erstmals mit der Verlegung von Stolpersteinen an die Schicksale zweier Familien aus der Zeit des Nationalsozialismus. Die Gedenksteine werden vom Kölner Künstler und Initiator des Projekts, Gunter Demnig, persönlich verlegt.

Die Horhauser Seniorin Luzie Simon (87) wuchs in der Nachbarschaft der Familie Kahn auf und kann sich noch sehr gut an die schreckliche Zeit des Nationalsozialismus erinnern. Fast zeitgleich zu der Initiative der Schülerinnen gab sie der Ortsgemeinde die Anregung zur Stolpersteinverlegung. (Foto: Rolf Schmidt-Markoski)

Horhausen. Die Stolpersteine, kleine in den Gehweg eingelassene Gedenktafeln aus Messing, sind Teil eines europaweiten Kunst- und Erinnerungsprojekts, das an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erinnert. In Horhausen wird die erste Verlegung durch eine besondere Initiative des Geschichte-Leistungskurses der Integrierten Gesamtschule (IGS) Horhausen und durch einen eindrucksvollen Zeitzeugenbericht der Horhauser Bürgerin Luzie Simon möglich gemacht.

Zwei Familien stehen im Zentrum der Gedenkfeier: Maria Lettery und die Familie Kahn. Maria Lettery lebte im Ortsteil Huf, im Hufer Garten 10. Sie fiel im Juni 1941 dem Euthanasie-Programm der Nationalsozialisten – dem sogenannten "Programm T4" – zum Opfer und wurde in der Tötungsanstalt Hadamar ermordet. Ihre Geschichte steht stellvertretend für viele Menschen, die als "lebensunwert" stigmatisiert und grausam ermordet wurden.

Die Familie Kahn – Siegmund, Lina und ihre Tochter Betty – wohnte in der Tannenstraße 13 in Horhausen. Im Zuge der Reichspogromnacht im November 1938 wurde die Familie Opfer brutaler Übergriffe: Die Eheleute wurden misshandelt und später verhaftet. Ihr weiteres Schicksal führte sie vermutlich ins Konzentrationslager Theresienstadt, wo sie aller Wahrscheinlichkeit nach ermordet wurden. Ihrer Tochter Betty gelang auch mit Hilfe von Horhauser Bürgern die Flucht in die USA – ein seltener Hoffnungsschimmer in einer Zeit der Verfolgung.

Die Gedenkveranstaltung beginnt am Dienstag, 10. Juni um 11 Uhr in Huf und wird gegen 11.20 Uhr in Horhausen an der Tannenstraße 13 fortgesetzt. Zwei Schülerinnen der IGS Horhausen, Elisabeth Korell und Johanna Hähr, werden die Schicksale der Opfer einfühlsam schildern. Die Schilderung wird durch Luzie Simon ergänzt, die die Ereignisse der Pogromnacht von 1938 erläutert – ein bewegender Beitrag einer Zeugin, die die dunkle Zeit des Nationalsozialismus noch miterlebt hat. Ortsbürgermeister Thomas Schmidt wird abschließend in seiner Rede die Bedeutung des Gedenkens für die Gemeinde unterstreichen.



Die Ortsgemeinde lädt alle Bürger herzlich ein, der Gedenkstunde beizuwohnen und gemeinsam ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen. Die Teilnahme an der Veranstaltung verleiht nicht nur den Opfern eine Stimme und späte Wertschätzung, sondern auch der Gegenwart eine klare Haltung gegen jede Form von Ausgrenzung, Hass und Gewalt.

Stolpersteinverlegung geht auf beeindruckende Initiative zurück
In Horhausen werden erstmals Stolpersteine verlegt – ein bedeutender Schritt des Erinnerns und Gedenkens, der auf das Engagement der Integrierten Gesamtschule (IGS) Horhausen sowie einen eindrucksvollen Zeitzeugenbericht der Horhausenerin Luzie Simon zurückgeht. Die Verlegung ist das Ergebnis einer bemerkenswerten Parallelinitiative: Während die beiden ehemaligen IGS-Schülerinnen Johanna Hähr und Elisabeth Korell (beide 18 Jahre) im Rahmen des seinerzeitigen Geschichts-Leistungskurses an ihrer Facharbeit zum Thema "Entrechtung im Nationalsozialismus" arbeiteten, berichtete Luzie Simon (87) nahezu zeitgleich dem Ortsgemeinderat über ihre Erinnerungen, beziehungsweise Berichte ihrer Eltern an diese Zeit – ohne dass die Beteiligten zunächst voneinander wussten.

Die Schülerinnen stießen bei ihren Recherchen auf die Schicksale der jüdischen Familie Kahn und von Maria Lettery – Schicksale, die nun auch durch die Stolpersteine sichtbar gemacht werden. Unterstützt wurde das Projekt maßgeblich von Werner Schütz, Mitglied im Ortsgemeinderat Horhausen und selbst historisch sehr interessiert. Er übernahm die Koordination mit der Gemeinde und leistete umfassende Recherchen sowie die organisatorische Umsetzung.

"Das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte soll in den Köpfen bleiben", mahnt Luzie Simon. "Ich bin sehr froh und dankbar, dass die beiden IGS-Schülerinnen und Frau Simon den Anstoß für die Verlegung der Stolpersteine gegeben haben", erklärt Werner Schütz. (PM)


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