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Nachricht vom 20.05.2025    

Kirchener Krankenhaus: Diakonie in Südwestfalen auf dem Weg, neuer Träger zu werden

Eine sehr gute Nachricht für die Bediensteten im ehemaligen DRK-Krankenhaus in Kirchen und die Bevölkerung im „Oberkreis“ Altenkirchen: Die Diakonie in Südwestfalen wird der neue Träger des Hospitals, wenn die Gremien des Sozial- und Gesundheitsdienstleisters und des Landkreises Altenkirchen jeweils ihr Okay geben. Ein unterschriftsreifer Vertrag liegt vor.

Die Diakonie in Südwestfalen könnte bald neuer Träger des ehemaligen DRK-Krankenhauses in Kirchen werden. (Foto: Pixabay)

Altenkirchen/Kirchen. Die Zeichen für das bisherige DRK-Krankenhaus Kirchen stehen auf Zukunft: Der Landkreis Altenkirchen und die Diakonie in Südwestfalen gGmbH haben einen Vertrag ausgearbeitet, der die finanzielle Unterstützung des Kreises für die Übernahme und Weiterführung der Kirchener Klinik sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) in Altenkirchen durch die Diakonie regelt und der somit die stationäre Versorgung sicherstellen würde. Bereits am 27. Mai werden sich die Gremien der Diakonie mit dem Vertrag befassen, der Kreistag wird voraussichtlich am 16. Juni tagen, nachdem der Kreisausschuss am 12. Mai einstimmig die Weichen für die Vertragsgespräche gestellt hatte. Landrat Dr. Peter Enders wertete die Entwicklung am Dienstagmorgen (20. Mai) in einem Gespräch als „wichtiges Zeichen für die Sicherung des Krankenhausstandortes Kirchen und der Beschäftigungsverhältnisse“. Der Kreis halte damit Wort und trage seinen Teil zu einer Lösung mit einem neuen starken und in der Region etablierten Partner bei. Zudem betonte Enders mit Blick auf das ehemalige DRK-Krankenhaus in Altenkirchen (inzwischen zu einem Medizinischen Versorgungszentrum herabgestuft) noch einmal, dass das Gesundheitsministerium in Mainz es laut Landeskrankenhausplan nicht als „versorgungsrelevant“ eingestuft habe, dem Kreis deshalb die Hände gebunden gewesen seien, da in Altenkirchen nur ambulant versorgt werde. Der zweite Teil des ehemaligen Verbundkrankenhauses in Hachenburg wird unter dem Dach der evangelischen Krankenhausgesellschaft Dierdorf/Selters agieren und somit drittes Standbein dieses Zusammenschlusses werden.

Hausaufgaben gemacht
„Der Kreis hat seine Hausaufgaben gemacht“, ergänzte Enders und blickte kurz auf „Fehler“ der vergangenen Jahre rund um das Verbundkrankenhaus zurück. Demnach sei beispielsweise der Vorschlag, nur in Altenkirchen zu operieren und in Hachenburg konservativ zu behandeln, weder vom ehemaligen Träger noch vom Land gewünscht worden. Enders schloss nicht aus, dass auch politische Gründe ausschlaggebend gewesen seien. Darüber hinaus hätten sich die Rahmenbedingungen verschlechtert. Auch hätte sich das Abrechnungssystem der DRG-Fallpauschalen als nicht das richtige erwiesen, mit denen ein Krankenhaus hätte schwarze Zahlen schreiben können. Enders verwahrte sich gegen Kritik, der Entscheidungsprozess sei nicht schnell genug vonstatten gegangen: „Genauigkeit war vor Geschwindigkeit angesagt.“ Es hätte in der Diakonie sowieso nur den einzigen Bewerber gegeben. Als Alternative hätte der Landkreis selbst die Klinik übernehmen müssen. In puncto Finanzen hatte der Kreistag den Abschluss eines Verlustabdeckungsvertrages mit dem Insolvenzverwalter für einen Übergangszeitraum sowie die Gewährung einer Anschubfinanzierung und eine Verlustabdeckung zugunsten der Diakonie in Südwestfalen bis längstens 31. Dezember 2026 beschlossen. Der Zuschussbetrag war im Rahmen einer außerplanmäßigen Ausgabe für das Jahr 2025 auf insgesamt zehn Millionen Euro festgelegt und begrenzt worden und ist für das kommende Jahr in Höhe von 5,76 Millionen Euro vorgesehen. Bewusst ist sich Enders, dass dies möglicherweise nicht ohne weitere Belastungen für die Kommunen im Landkreis und erhebliche Konsolidierungsanstrengungen umsetzbar sein wird.

Förderung zwischen 60 und 90 Prozent
„Als Diakonie bringen wir Knowhow und Managementleistung, um das medizinische Konzept umzusetzen“, erläuterte der Geschäftsführer der Diakonie in Südwestfalen, Dr. Josef Rosenbauer. Wie Enders ging auch er davon aus, dass mit dem Vertragsentwurf die Grundlagen geschaffen sind, um letzte offene Punkte mit dem Land und vor allem mit dem Insolvenzverwalter zu klären. Unter anderem sind auch Fragen zum aktuellen Personalbestand am Standort Kirchen sowie zum Erbbaurecht zu beantworten. Unklar ist, mit welchen Förderquoten einzelne Maßnahmen durch das Land Rheinland-Pfalz versehen werden, sie liegen zwischen 60 und 90 Prozent. Investiert werden müsse, so Enders und Rosenbauer unisono, nämlich in die drei Bereiche Bausubstanz, Informationstechnologie und Medizintechnik. Angaben, wie hoch der Umfang sei, machte er nicht. Wichtig sei gewesen, dass die Mitarbeitenden und die Bevölkerung Sicherheit bekommen würden, fügte Rosenbauer an, der auch Mitglied für die CDU-Fraktion im Altenkirchener Kreistag ist. „Wir haben den komplexen Sachverhalt in einer Woche in einen Vertrag umgemünzt“, ergänzte er mit Blickrichtung des Votums des Kreisausschusses. Vor dem Hintergrund, dass in Kirchen (und auch in Altenkirchen) das jeweilige Angebot unter dem ehemaligen Träger massiv zurückgebaut worden sei, formulierte Rosenbauer ein wichtiges Ziel nach der Übernahme: Das medizinische Angebot soll sich in Kirchen wieder an dem Feststellungsbescheid des Landes aus dem Jahr 2019 orientieren.



Müschenbach wohl gestorben
Zum Leben erwachen sollen die Stroke Unit (Schlaganfallbehandlung), die Neurologie, die Urologie und die interventionelle Kardiologie für „ein klares medizinisches Konzept“. Das Krankenhaus in Kirchen ist für 275 Betten vorgesehen, 190 werden derzeit genutzt. Rosenbauer bestätigte, dass die Diakonie für die drei Häuser in Altenkirchen, Hachenburg und Kirchen geboten habe, im Insolvenzverfahren sei jedoch darauf aufmerksam gemacht worden, nur Altenkirchen und Kirchen in den Blick zu nehmen, da es Signale des Hachenburger Personals gegen einen Diakonie-Einstieg gegeben habe. „Wir haben uns alle drei sehr intensiv angeschaut“, verdeutlichte Rosenbauer, „Altenkirchen ist baulich das beste, und es ist sinnvoll, dort ein MVZ vorzuhalten.“ Dieses könne zu einem späteren Zeitpunkt ein Thema werden, „die KJP will sich nach Vorstellungen des Chefarztes weiterentwickeln“. Das Engagement der Diakonie mit immensen Investitionen und mit Billigung des Landes lässt als Konsequenz gleichfalls den Schluss zu, dass ein noch zu bauendes Westerwald-Klinikum in Müschenbach wohl endgültig vom Tisch ist, wie parallel aus Aussagen des rheinland-pfälzischen Ministers für Wissenschaft und Gesundheit, Clemens Hoch (SPD), rauszuhören gewesen sei.

Was die Diakonie in Südwestfalen ist
Die Diakonie in Südwestfalen bildet laut eigener Homepage das größte Gesundheits- und Sozialnetzwerk in der Region – und ist von der Geburt bis zum Lebensende für kranke, hilfe- und pflegebedürftige Menschen da. „Mit 4000 Mitarbeitern engagiert sich das Unternehmen als bedeutender Arbeitgeber in rund 120 Einrichtungen an mehr als 40 Standorten. Jährlich werden hier 100 000 Menschen behandelt, gepflegt und betreut. Als professioneller Dienstgeber verbindet die Diakonie in Südwestfalen zahlreiche Diagnose-, Therapie-, Reha- und Pflegeeinheiten. Darunter Krankenhäuser, Medizinische Versorgungszentren, Seniorenheime, ambulante Pflegedienste nebst Mahlzeitendienst, eine Kindertagesstätte, ambulante Rehazentren, Wohnheime für Menschen mit Behinderung, Hilfen für wohnungslose Menschen, ein Hospiz, verschiedene Beratungsstellen und ein eigenes Pflegebildungszentrum. Für die Arbeit der Diakonie in Südwestfalen gibt es ein starkes Fundament: Als evangelische Einrichtung ist das Unternehmen fest in einem christlichen Weltbild verankert. Unabhängig von ihrer Herkunft und ihrer Religion erhalten Menschen in den unterschiedlichsten Situationen hier Hilfe und Halt. Und dabei steht immer die Würde des Menschen im Mittelpunkt. Hinter dem Unternehmen stehen zwei kirchliche Eigentümer: zum einen das Diakonische Werk im evangelischen Kirchenkreis Siegen, zum anderen der evangelische Kirchenkreis Siegen“, heißt es weiter.

Ein Blick zurück
Das Drama um die Krankenhäuser in Altenkirchen, Hachenburg, Kirchen, Neuwied und Alzey unter dem Dach der DRK gemeinnützige Krankenhausgesellschaft mbH Rheinland-Pfalz hatte im August 2023 mit deren erster Insolvenz begonnen, die in Eigenverantwortung beendet wurde. Im Dezember 2024 stellte die gGmbH den (zweiten) Antrag auf Durchführung eines Regelinsolvenzverfahrens, seit 1. März greifen nach den für ein vorläufiges die Vorschriften für das eigentliche Insolvenzverfahren, das Insolvenzverwalter Dr. Rainer Eckert betreut. Gleiches gilt für die DRK gemeinnützige Gesundheitsbetriebsgesellschaft Südwest mbH, die für die Medizinischen Versorgungszentren (auch Altenkirchen) verantwortlich war. Im Februar waren zudem die Muttergesellschaft, die DRK gemeinnützige Trägergesellschaft Süd-West mbH, zusammen mit den Tochtergesellschaften DRK gemeinnützige Gesellschaft für Geriatrie und Rehabilitation mbH und DRK Klinikgesellschaft Südwest gGmbH ebenfalls jeweils den Schritt in das Verfahren gegangen. Aufgrund der gesamten Turbulenzen um die Hospitäler zog sich der DRK-Landesverband Rheinland-Pfalz aus dem Betrieb von Krankenhäusern komplett zurück. Die Marien-Gruppe übernahm die ehemalige DRK-Klinik in Neuwied zum 1. April, zeitgleich wurde 103 Menschen gekündigt. Die Gruppe ist nach SWR-Angaben einer der großen christlichen Träger sozialer Einrichtungen in Deutschland. Rund 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei dem Träger in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland beschäftigt. Sie betreibt Kliniken an 15 Standorten. Die Marienhaus GmbH hat ihren Sitz in Waldbreitbach. Der Plan für den Standort Alzey sieht eine komplette Rekommunalisierung vor. (vh)


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