Zahl menschenfeindlicher Vorfälle in Rheinland-Pfalz steigt weiter
In Rheinland-Pfalz wurden im vergangenen Jahr vermehrt rassistische, antisemitische und sexistische Angriffe registriert. Betroffen sind auch politische Mandatsträger. Die Melde- und Dokumentationsstelle legt aktuelle Zahlen vor.

Mainz. Durchschnittlich mehr als drei menschenfeindliche Vorfälle pro Tag hat die Melde- und Dokumentationsstelle in Rheinland-Pfalz im Jahr 2024 erfasst. Insgesamt dokumentierte die Einrichtung in ihrem Jahresbericht 2024 genau 1.169 solcher Vorfälle, was einen weiteren Anstieg bedeutet, wie das Familien- und Integrationsministerium in Mainz mitteilte. In den Jahren 2023 und 2022 wurden jeweils rund 1.000 Fälle erfasst - ein Rückgang von etwa 16 Prozent im Vergleich zu 2024. Eine Sprecherin des Ministeriums erklärte, dass die 2020 eingerichtete Meldestelle mittlerweile bekannter und besser vernetzt sei, was ebenfalls zur Zunahme der gemeldeten Vorfälle beigetragen habe. Dennoch sei die Dunkelziffer hoch: "Die tatsächliche Zahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Taten aus unterschiedlichen Gründen nicht gemeldet werden."
Rassismus und Sexismus: oft mehrere Motive
Überwiegend wurde psychisch-verbale Gewalt gemeldet. In mehr als 100 Fällen kam es auch zu körperlicher Gewalt. Die meisten Vorfälle hatten rassistische Motive (811). Häufig seien bei den Angriffen mehrere menschenfeindliche Merkmale erfüllt, sodass ein Angriff sowohl rassistisch als auch sexistisch motiviert sein könne. Betroffene müssten geschützt und "eine Kultur der Gleichwertigkeit" konsequent gestärkt werden, sagte Familienministerin Katharina Binz (Grüne). Die Melde- und Dokumentationsstelle leiste einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Betroffenen. Die Vorfälle gefährdeten nicht nur Einzelne, sondern auch "unser gesellschaftliches Miteinander, die Menschenrechte und unsere Demokratie".
Meldestelle geht von hohem Dunkelfeld aus
Der Jahresbericht zeigt auch Lücken in der Erfassung auf. "So geht die Meldestelle in den Phänomenbereichen Sozialdarwinismus sowie Sexismus, Frauenfeindlichkeit und Antifeminismus von einer deutlichen Untererfassung aus", heißt es in der Mitteilung. Gründe dafür seien sogenannte Meldebarrieren, wie etwa wohnungslose Menschen ohne Zugang zu einem Handy oder die Nutzung anderer Unterstützungsangebote wie Frauennotrufe. Seit 2020 ist die Melde- und Dokumentationsstelle eine Anlaufstelle für Betroffene und Zeugen von menschenfeindlichen Vorfällen. Seit Beginn des Jahres wird sie vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) getragen.
(dpa/bearbeitet durch Red)
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