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Nachricht vom 16.06.2025    

Krankenhaus Kirchen: Kreistag befürwortet Übernahme durch Diakonie in Südwestfalen

Die Zukunft und damit der Fortbestand des ehemaligen DRK-Krankenhauses in Kirchen sieht wieder ein großes Stück besser aus: Die Mitglieder des Kreistages Altenkirchen ebneten ihren Teil des Weges und gaben einstimmig bei zwei Enthaltungen grünes Licht für die Übernahme des Hospitals durch die Diakonie in Südwestfalen.

Bald wird wahrscheinlich der Verweis „DRK Krankenhaus Kirchen“ verschwinden und die Diakonie in Südwestfalen als neuer Betreiber ein eigenes Hinweisschild anbringen (lassen). (Foto: Archiv AK-Kurier)

Altenkirchen. Die Gremien der Diakonie in Südwestfalen hatten bereits Ende Mai für klare Verhältnisse gesorgt und dem Vertragsentwurf zugestimmt, der ihre Übernahme des DRK-Krankenhauses in Kirchen regeln soll. Auch die Mitglieder des Altenkirchener Kreistages folgten in ihrer Zusammenkunft am Montagnachmittag (16. Juni) einstimmig bei zwei Enthaltungen diesem „Vorbild“ und sprachen sich für die Diakonie als neuen Betreiber inklusive des Medizinischen Versorgungszentrums und der Kinder- und Jugendpsychiatrie (jeweils in Altenkirchen) aus. Nun muss in finalen Verhandlungen noch der Insolvenzverwalter sein Okay geben, denn bekanntermaßen befinden sich die DRK gemeinnützige Trägergesellschaft Süd-West mbH als auch die DRK gemeinnützige Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz mbH in der Zahlungsunfähigkeit. Unter dem Strich greift der Kreis für die „Sicherung und Stärkung der ambulanten und stationären medizinischen Versorgung im Landkreis Altenkirchen“ tief in seine Kasse. Bis zu 21,5 Millionen Euro stellt er dem wohl künftigen Träger als Anschubfinanzierung in Aussicht. Die Diakonie in Südwestfalen gGmbH ist ein Komplexanbieter im Gesundheits- und Sozialwesen. Das Diakonie-Klinikum ist Teil des Verbundes und führt mit dem Jung-Stilling-Krankenhaus Siegen und dem Krankenhaus Bethesda Freudenberg Medizin und Pflege an zwei verschiedenen Standorten zusammen. Rund 4600 Menschen arbeiten für die Diakonie in Südwestfalen, die einen Umsatz in Höhe von rund 250 Millionen Euro im Jahr erwirtschaftet. Das Klinikum Jung-Stilling ist ein Maximalversorger (Level-3-Haus) mit 24 Hauptabteilungen und ein Haus der umfassenden Notfallversorgung. Als professioneller Dienstgeber verbindet die Diakonie in Südwestfalen zahlreiche Diagnose-, Therapie-, Reha- und Pflegeeinheiten. Darunter sind neben den Krankenhäusern Medizinische Versorgungszentren, Seniorenheime, ambulante Pflegedienste nebst Mahlzeitendienst, eine Kindertagesstätte, ambulante Rehazentren, Wohnheime für Menschen mit Behinderung, Hilfen für wohnungslose Menschen, ein Hospiz, verschiedene Beratungsstellen und ein eigenes Pflegebildungszentrum. Zur Übernahme des Krankenhausstandortes Kirchen wird die Diakonie eine neue GmbH gründen.

Zusätzliche Angebote
„Für mich die wichtigste Botschaft: Das Krankenhaus Kirchen wird nicht nur sein Angebotsspektrum, das der Feststellungsbescheid des Landes vorsieht, wieder darstellen können – das war zuletzt unter DRK-Regie nicht mehr möglich –, sondern auch zusätzliche Angebote machen. Das ist ein ganz wichtiger Punkt“, erklärte Landrat Dr. Peter Enders, „wir sind sehr froh, dass wir mit der Diakonie einen starken, kompetenten und in der Region verwurzelten Träger als Partner bekommen, dessen Verbundstrukturen auch das Haus in Kirchen stärken werden. Wir sind bereit, als Kreis viel Geld in die Hand zu nehmen dafür. Wir nehmen dabei erhebliche finanzielle Verpflichtungen für die nächsten Jahre in Kauf und sind uns bewusst, dass dies nicht ohne Nachtragshaushalt, mögliche weitere Belastungen für die Kommunen im Landkreis und erhebliche Konsolidierungsanstrengungen umsetzbar sein wird.“ Enders rechnete auch mit dem ehemaligen Träger ab: „Wir haben oft genug die Managementfehler auf Seiten des DRK bzw. seiner Trägergesellschaft kritisiert. Und diese Kritik – nicht nur bezogen auf die Kommunikation im Zuge der Insolvenz, sondern auf viele Jahre der falschen Entscheidungen im operativen Geschäft – gilt weiterhin. Manches wird auch noch aufzuarbeiten sein: Denken wir beispielsweise an die über Jahrzehnte nicht erfolgten Instandhaltungsarbeiten.“ Dr. Matthias Reuber (CDU) freute sich, dass „die Diakonie bereitsteht, denn das ist nicht selbstverständlich“. Der Kreis müsse nun viel Geld in die Hand nehmen, was nicht zu Lasten „unserer Gemeinden gehen darf“. Das Krankenhaus Altenkirchen habe keinen Sicherstellungsauftrag gehabt, so dass „uns die Hände gebunden waren. Die Diakonie möchte jedoch das Medizinische Versorgungszentrum weiterbetreiben. Mit der Stärkung Altenkirchens sind wir erst am Anfang“.

Verständnis für Menschen in der Region
Von einem "Wendepunkt in der Geschichte der medizinischen Versorgung" sprach Alexandra Probst (SPD). Die Diakonie bringe nicht nur Fachwissen ein, sondern auch Verständnis für die Menschen in der Region. Nach ihrer Aussage ist „die medizinische Versorgung in ländlichem Gebiet mit Herausforderungen verbunden“. Dr. Andreas Hoffmann (FWG) war erleichtert, „einen neuen Träger gefunden zu haben. Wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, dass das mit einer erheblichen finanziellen Belastung verbunden ist“. Die zusätzlichen Kosten müssten über die Kreisumlage und somit über jede Bürgerin und jeden Bürger finanziert werden. Eine "viel versprechende Entscheidung zur medizinischen Versorgung im Kreis Altenkirchen mit besonderer Tragweite" sah Dr. Klaus Kohlhas (FDP). „Wir waren in ein organisatorisches und medizinisches Vakuum nach der Insolvenz der DRK-Trägergesellschaft gezogen worden“, fügte er an und führte noch einmal auf, dass im Norden von Rheinland-Pfalz zehn Standorte in die Insolvenz gegangen seien. Mit der Neuordnung sei ein zentraler Standort jedoch passé, „die Diakonie ist bereit, Verantwortung zu übernehmen in einer Zeit, in der sich andere zurückziehen“, konstatierte Kohlhas. „So richtig froh kann ich nicht sein“, meinte Anna Neuhof (Bündnisgrüne) und lenkte den Blick auf die „gewaltige finanzielle Belastung. Wir haben aber einen Mehrwert in Form eines gut ausgestatteten Krankenhauses, das bis nach Altenkirchen ausstrahlen kann“. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie und das Medizinische Versorgungszentrum müssten in sicheren Bahnen weiter laufen. Die gute Zusammenarbeit habe zum Erfolg geführt, merkte Frank Stahl (AfD) an, „die Versorgung der Bürger ist langfristig gesichert. Wir haben das Projekt von Anfang an aus Überzeugung unterstützt.“ Julien Fleckinger (Die Linke) hätte lieber eine Rekommunalisierung des Krankenhauses gesehen, er könne aber die Argumente nachvollziehen, „die für die Übernahme durch die Diakonie sprechen. Dennoch bleibe ich skeptisch“.



Kein Rederecht für Käppele
Wie Fleckinger bildet auch Ralf Käppele als einziger Vertreter der Wählergruppe gleichen Namens keine Fraktion, durfte sich indes aber nicht in die Aussprache einklinken, weil ihm die Zusammenkunft per mehrheitlichem Beschluss in nicht-öffentlicher Sitzung Befangenheit attestiert hatte. Vorausgegangen war die Weigerung Käppeles in öffentlicher Sitzung, seinen Platz im Gremium wegen Befangenheit (der Grund/die Gründe wurden vor der Öffentlichkeit nicht genannt) zu verlassen. Daraufhin hatte Norbert Schmauck als Justitiar der Kreisverwaltung das Prozedere für einen solchen Fall erklärt, so dass Käppele in nicht-öffentlicher Sitzung darlegen konnte, warum er sich selbst nicht als befangen einstufte, ehe er für das Votum ebenfalls den Saal verlassen musste. So wog es für Käppele sehr schwer, dass ihm mit dem Attribut „befangen“ keine Rederecht in der Aussprache über das Engagement der Diakonie in Südwestfalen zugestanden worden war.

Seit fast zwei Jahren „Trouble“
Fast zwei Jahre hat sich nun das Drama um die Krankenhäuser in Altenkirchen, Hachenburg, Kirchen, Neuwied und Alzey unter dem Dach der einstigen DRK gemeinnützige Krankenhausgesellschaft mbH Rheinland-Pfalz hingezogen. Es hatte im August 2023 mit deren erster Insolvenz begonnen, die in Eigenverantwortung beendet wurde. Im Dezember 2024 stellte die gGmbH den (zweiten) Antrag auf Durchführung eines Regelinsolvenzverfahrens, seit 1. März greifen nach den für ein vorläufiges die Vorschriften für das eigentliche Insolvenzverfahren, das Insolvenzverwalter Dr. Rainer Eckert betreut. Gleiches gilt für die DRK gemeinnützige Gesundheitsbetriebsgesellschaft Südwest mbH, die für die Medizinischen Versorgungszentren (auch Altenkirchen) verantwortlich war. Im Februar waren zudem die Muttergesellschaft, die DRK gemeinnützige Trägergesellschaft Süd-West mbH, zusammen mit den Tochtergesellschaften DRK gemeinnützige Gesellschaft für Geriatrie und Rehabilitation mbH und DRK Klinikgesellschaft Südwest gGmbH ebenfalls jeweils den Schritt in das Verfahren gegangen. Aufgrund der gesamten Turbulenzen um die Hospitäler zog sich der DRK-Landesverband Rheinland-Pfalz aus dem Betrieb von Krankenhäusern komplett zurück. Die Marien-Gruppe übernahm die ehemalige DRK-Klinik in Neuwied zum 1. April, Hachenburg schließt sich dem Verbundkrankenhaus Dierdorf/Selters an, das Hospital in Altenkirchen fungiert als MVZ, und die Klinik in Alzey wird zum 1. Juli als „Kreiskrankenhaus Alzey“ rekommunalisiert, während der Standort Kirchen kurz vor der Übernahme durch die Diakonie in Südwestfalen steht.

„Randthemen“ der Sitzung
Nichts einzuwenden hatte das Gremium gegen die Erhöhung der Gebühren, die für den Unterricht in der Kreismusikschule fällig werden. Vom 1. August an werden sie fast „durch die Bank“ jeweils pro Unterrichtsstunde (unterschiedliche Dauer) um einen Euro erhöht. Die Zahlung wird nunmehr monatlich erfolgen. Zugrunde liegen die Wünsche der Verwaltung und der Kunden. Ebenfalls ohne Widerspruch wurde die Erweiterung des Angebots um die Fachrichtung „Gesundheit und Soziales“ an der Berufsbildenden Schule Wissen zum Beginn der Schuljahres 2026/27 bzw. 2027/28 für gut befunden. Zusätzliche Klassenräume müssen nicht bereitgestellt werden, notwendigen Lehr- und Lernmaterialien sind durch die bereits etablierten Berufsfelder in anderen Bildungsgängen vorhanden. Für die ausgeschiedenen Mitglieder der SPD-Fraktion, Frank Bettgenhäuser und Bernd Becker, rückten Carmen Kreuzer und Jan Hellinghausen nach. (vh)


Lokales: Altenkirchen & Umgebung
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