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Nachricht vom 22.06.2025    

Ortsumgehung Uckerath: Stadt Hennef sucht intensiv spezialisierte Planungsbüros

Die geplanten Ortsumgehungen im Verlauf der B 8 zwischen Altenkirchen und der Landesgrenze mit Nordrhein-Westfalen sind verpönt. Fast niemand möchte sie, Alternativen für einen besseren Verkehrsfluss liegen vor. Im Nachbarbundesland ist die Stadt Hennef derzeit mit dem Projekt der Umfahrung ihres Stadtteils Uckerath betraut, tritt jedoch auf der Stelle.

Das Nadelöhr der B 8 zwischen Altenkirchen und der A 560 ist aktuell die Ortsdurchfahrt von Hennef-Uckerath. (Foto: vh)

Altenkirchen/Hennef. Drei ins Auge gefasste Ortsumgehungen im Verlauf der B 8 (Helmenzen, Weyerbusch und Kircheib) sollen gemeinsam mit der noch zu bauenden von Hennef-Uckerath für einen besseren und zügigeren Verkehrsfluss auf der B 8 zwischen Altenkirchen und Start- und Endpunkt der A 560 bei Hennef sorgen. Großräumiger betrachtet ist vorgesehen, die Ost-West-Verbindung zwischen eben dieser A 560 und der Anschlussstelle der A 45 bei Herborn via B 8, B 414 und B 255 östlich von Altenkirchen zu ertüchtigen, wozu auch der momentane Ausbau der B 414 bei Hachenburg gehört. Die Kritiker der drei Projekte im AK-Land, die im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030 mit der Kennung „vordringlicher Bedarf“ definiert sind, haben längst mobil gemacht gegen jeweils deren Umsetzung und alternative Maßnahmen beschrieben, um schneller zwischen A und H unterwegs zu sein. Die gesamte kommunale Politik entlang der ehemals als „Hohe Straße“ bekannten Strecke westlich der Kreisstadt nimmt Abstand von den Überlegungen, zumal der Zeitgewinn wohl nur bis maximal dreieinhalb Minuten betragen dürfte. Demgegenüber stehen die aktuellen Bemühungen der Stadt Hennef, erste Schritte für den Bau der Umfahrung ihres Stadtteils Uckerath in die Wege zu leiten. „Im Rahmen einer Vereinbarung, die der Landesbetrieb Straßen.NRW in 2020 mit der Stadt Hennef geschlossen hat, muss die Stadt im Zuge der Vorplanung der Ortsumgehung umweltfachliche Untersuchungen wie Umweltverträglichkeitsstudie, FFH-Verträglichkeit, faunistische Planungsraumanalyse, verfahrensbegleitende Leistungen zur Erstellung der faunistischen Kartierungen durchführen. Dies muss durch ein fachlich auf solche Themen spezialisiertes Planungsbüro erfolgen“, berichtete eine Sprecherin der Stadt Hennef auf Anfrage des AK-Kuriers und fügte an: „Die Stadt hat die Durchführung der Untersuchungen bereits zweimal ausgeschrieben, jedoch keine Angebote erhalten. Es hat herausgestellt, dass alle angefragten Büros komplett ausgelastet sind und keine Aufträge annehmen. Rücksprachen mit Straßen.NRW und anderen Kommunen ergaben ähnliche Ergebnisse. 2025 soll eine neue Ausschreibung erfolgen.“ Nach Vorlage der Ergebnisse dieser Untersuchungen gehe das Projekt wieder an Straßen.NRW über: „Das heißt: Die Variantenuntersuchung sowie die weiteren Planungen der Vorzugsvariante bis hin zur Ausführung werden wieder vom Straßenbaulastträger Straßen.NRW übernommen.“ Natürlich begrüße die Stadt die Ortsumgehung, „weswegen sie sich entsprechend intensiv dafür eingesetzt hat, dass diese weiterhin mit vordringlichem Bedarf im Bundesverkehrswegeplan 2030 steht“, erklärte die Sprecherin weiter.

„Auftrag wird ausgeführt“
Einen Rückzieher von den drei Großprojekten hatten vor über einem Jahr Staatssekretär Andy Becht (rheinland-pfälzisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau) und Lutz Nink als stellvertretender Geschäftsführer des Landesbetriebs Mobilität (LBM) in Koblenz in einem Politikgespräch in Wissen ausgeschlossen. „Das, was im Bundesverkehrswegeplan steht, wird durchgezogen. Wir haben den Auftrag aus dem Bundesverkehrswegeplan, er wird ausgeführt“, unterstrich Becht, und Nink ergänzte: „Der Bundesverkehrswegeplan liefert die Legitimation, der LBM hat den Auftrag, die Projekte planerisch anzugehen.“ Über einen Umsetzungszeitraum der drei Überlegungen machte Nink keine Angaben. So habe beispielsweise der Bau eines Tunnels in Diez nur zehn Jahre gedauert, andere Projekte benötigten hingegen 30 Jahre. Der LBM stoße bisweilen an seine Grenzen, da die Planungskapazitäten (siehe Hennef) nicht ausreichten, sprich Fachkräfte fehlten, und Aufträge teils an Büros der freien Wirtschaft vergeben werden müssten, die jedoch ebenfalls über Personalmangel klagten. „Geld ist nicht das erste Problem. Millionen wurden schon verbaut. Wir haben kein Finanzierungsproblem“, ergänzte Becht. Nink brachte eine Priorisierung einzelner Projekte ins Gespräch, um teilweise schneller bauen zu können: „Wir sollten uns nicht in Klein-klein verzetteln.“ Dass nicht alles so schnell verwirklicht werden könne, führte Becht trotz neuem Planungsbeschleunigungsgesetz auch darauf zurück, dass immer mehr „Engagement aus der Zivilbevölkerung“ zu registrieren sei, dass immer wieder „neue Interessen“ ins Spiel kämen, „die wir auch immer wieder neu bewerten müssen, was wir auch immer wieder gerne tun. Wir müssen es auch tun, denn wenn wir nicht alle Planvarianten ab des mildesten Eingriffs überprüfen, haben wir ein Problem mit unserem Planfeststellungsverfahren.“

Vorschläge für mehr „Flüssigkeit“
Anstelle der drei Ortsumgehungen setzen deren „Gegner“ unter anderem auf den dreispurigen Ausbau der bestehenden Trasse an weiteren Stellen, den Bau einer neuen Verbindungsstraße zwischen der neuen Kurve in Hasselbach entlang der Ortslage von Weyerbusch bis zur L 276 Richtung Flammersfeld, Verbesserungen der bestehenden Trasse im Bestand (Ausbau von Fuß- und Radwegen auch zwischen den Ortslagen zur Stärkung des Alltagsradverkehrs), den Bau weiterer Kreisverkehrsanlagen, die Optimierung und Erweiterung der Fußgängerüberwege, die Optimierung der Auf- und Abfahrten auf die B 8 sowie die Entschärfung der Kurve im Bereich Helmenzen. Einen großen Vorteil gegenüber Uckerath haben die drei Ortsgemeinden in der VG Altenkirchen-Flammersfeld. In ihnen wird der Verkehrsfluss nicht durch Ampelanlagen gestört wie jenseits der Landesgrenze im Hennefer Stadtteil. Zudem sind auf rheinland-pfälzischem Grund und Boden schon einige Ausdehnungen der Trasse mit einem dritten Fahrstreifen erfolgt. Zu den Befürwortern eines Ausbaus sowohl in Richtung Westen als auch gen Norden setzt sich die Kampagne „Anschluss Zukunft“ seit vielen Jahren ein - genauer gesagt seit ihrer Gründung im September 2012. Sie möchte eine bessere Anbindung der Region Westerwald-Sieg via B 8, B 414 und B 62 zwischen den Autobahnen A 3 und A 45 und an die benachbarten Metropolregionen erreichen. Denn zu lange Transport- und Fahrzeiten auf schlechter Straßeninfrastruktur seien ein Standortnachteil für Bürger und Unternehmen, argumentiert die Initiative, die ein Zusammenschluss von mehr als 70 Unternehmen ist.



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120 Hektar Fläche erforderlich
Neben den zahlreichen Kommunen (inklusive Stadt Altenkirchen und VG Altenkirchen-Flammersfeld), die sich bereits jeweils per Beschluss gegen den Bau der Umfahrungen aussprachen, zählt die "Bürgerinitiative (BI) gegen Ortsumgehungen der B 8 in Rheinland-Pfalz" zu den aktivsten „Ablehnern“. Sie erwartet durch den dreifachen Bau eine Wasser- und Grundwassergefährdung, Bodenversiegelung und Flächenfraß, eine „Zerstörung unserer schönen Natur“, die Gefährdung von Flora und Fauna, die Bedrohung der Landwirtschaft, Einbußen der Lebensqualität, stillgelegte und abgeschnittene Orte als auch enorme Kosten. Im Fall der Realisierung der Maßnahme, so errechnete die BI, würden ca. 120 Hektar (rund 140 Fußballfelder) an Bodenfläche in Anspruch genommen. Hierdurch entstünde zudem eine großflächige Zerstörung des Landschaftsbildes. Fest steht auch: Wenn Uckerath nicht umfahren werden kann, machen die drei Bypässe im AK-Land erst recht keinen Sinn.

Dreistreifiger Neubau
Im BVWG wird die Ortsumgehung Uckerath als dreistreifiger Neubau auf einer Länge von 5,2 Kilometern dargestellt, der für 18.000 Fahrzeuge pro 24 Stunden ausgelegt ist. Die Gesamtprojektkosten sind mit Preisstand aus dem Jahr 2014 mit 61,8 Millionen Euro, die Bauphase ist mit 48 Monaten, die Dauer der Betriebsphase mit 44 Jahren angegeben. Die zusammenfassende städtebauliche Bedeutung wird mit „hoch“ dargestellt. Auch liegen Berechnungen über die Verkehrsentwicklung für das Jahr 2035 auf Basis der Werte von 2018 vor (erste Zahl Pkw, zweite Zahl Schwerlastverkehr, in Klammern Prognose) - B 8 Landesgrenze: 11.800/1080 (15.400/1640); Ortsdurchfahrt Kircheib 10.000/1090 (12.800/1560); Rettersen 9600/1050 (12.000/1520); Ortsdurchfahrt Hasselbach 9800/1160 (12.200/1630); Ortsdurchfahrt Weyerbusch 12.700/1210 (14.800/1720); Birnbach 10.300/1010 (11.200/1380); Helmenzen 14.300/1140 (14.900/1500).

Das ist Straßen.NRW
Der Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen, kurz Straßen.NRW, ist, so beschreibt Wikipedia, als Straßenbauverwaltung verantwortlich für die Planung, den Bau und den Betrieb des überörtlichen Straßennetzes in Nordrhein-Westfalen (NRW) und wurde als Landesbehörde zum 1. Januar 2001 gegründet. Insgesamt betreut Straßen.NRW 3947 Kilometer Bundesstraßen und 11.611 Kilometer Landesstraßen, aber auch rund 1000 Kreisstraßen und rund 7840 Kilometer Radwege sowie rund 6800 Bauwerke wie Brücken, Tunnel und Verkehrszeichenbrücken (Stand 2022). Betriebssitz und Zentrale ist seit dem 13. Dezember 2004 Gelsenkirchen. Die Regionalniederlassungen sowie zugehörige Außenstellen des Landesbetriebes für das operative Geschäft befinden sich in den Städten Aachen, Bielefeld, Bochum, Coesfeld, Euskirchen, Gummersbach, Hagen, Hamm, Köln, Krefeld, Meschede, Mönchengladbach, Münster, Paderborn, Siegen und Wesel; hinzu kommen 56 Straßenmeistereien (SM) für die laufende Unterhaltung des Straßennetzes sowie die Landesverkehrszentrale NRW. Der Landesbetrieb beschäftigt in Nordrhein-Westfalen rund 4000 Mitarbeiter. 2020 wurden rund 1,4 Milliarden Euro Straßenbaumittel umgesetzt. (vh)


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