Mindestlohnerhöhung in Rheinland-Pfalz sorgt für gemischte Reaktionen
Die geplante Anhebung des Mindestlohns auf 14,60 Euro bis 2027 stößt in Rheinland-Pfalz auf unterschiedliche Resonanz. Während einige die Entscheidung begrüßen, äußert besonders die Landwirtschaft Kritik.

Mainz. In Rheinland-Pfalz sind die Reaktionen auf die Empfehlung der Mindestlohnkommission zur Erhöhung des Mindestlohns vielseitig. Arbeitsministerin Dörte Schall (SPD) lobte die Empfehlung als ein wichtiges Signal für Millionen von Beschäftigten im unteren Lohnsegment. Sie unterstrich jedoch die Bedeutung von Tarifverträgen als Rückgrat fairer Arbeitsbedingungen und forderte eine stärkere Tarifbindung durch Politik und Sozialpartner.
Auch Gereon Haumann, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Rheinland-Pfalz (DEHOGA), begrüßte die Entscheidung der Kommission. "Die Mindestlohnkommission hat mit der heutigen Entscheidung unter Beweis gestellt, dass sie in der Lage ist, Kompromisse unter Würdigung der Tarifentwicklung und der wirtschaftlichen Gesamtsituation zu erzielen", erklärte er. Er betonte, dass Löhne nicht zum Spielball der Politik werden sollten und hoffte auf ein Ende der politischen Diskussion.
Kritische Töne aus der Landwirtschaft
Im Gegensatz dazu zeigen sich die rheinland-pfälzischen Landwirtschaftsverbände kritisch. Der Interessenverband Land schafft Verbindung Rheinland-Pfalz (LSV) verurteilte die "realitätsferne Mindestlohnpolitik" scharf. Besonders betroffen seien Sonderkulturen wie Spargel, Obst- und Weinbau, wo der Anteil der Handarbeit oft über 90 Prozent liege. Der LSV fordert branchenspezifische Regelungen und eine Sonderregelung für Saisonarbeitskräfte.
Eberhard Hartelt, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e.V., schloss sich der Forderung nach einer Sonderregelung an. Bereits jetzt seien die Lohnkosten in handarbeitsintensiven Kulturen zu hoch und könnten nicht durch höhere Erzeugerpreise kompensiert werden. "Viele Obst- und Gemüsesorten werden nicht mehr rentabel angebaut werden können und die zusätzlichen Kosten schlagen sich direkt auf die Einkommen der Betriebe nieder", warnte Hartelt. Dies könne zu Betriebsschließungen und Produktionsverlagerungen ins Ausland führen.
Die Mindestlohnkommission hatte vorgeschlagen, den Mindestlohn ab dem 1. Januar 2026 auf 13,90 Euro und ab dem 1. Januar 2027 auf 14,60 Euro anzuheben. Der aktuelle Mindestlohn beträgt 12,82 Euro. (dpa/bearbeitet durch Red)
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