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Nachricht vom 01.07.2025    

„Weltklassik am Klavier“: Schon 45 Gastspiele von Pianisten der Extraklasse

Was ist ein „Dauerbrenner“? Der Duden führt unterschiedliche Bedeutungen auf. Eine von ihnen trifft in diesem speziellen Fall des Pudels Kern: Theaterstück, Film, Schlager oder ähnliches mit besonders lang anhaltendem Erfolg. Die Konzertserie „Weltklassik am Klavier“ blickt auf 45 Gastspiele von Pianisten der Extraklasse im Wilhelm-Boden-Saal der Altenkirchener Kreisverwaltung zurück.

Sehr zufrieden mit dem Gastspiel von Konstantin Zvyagin: Ulrich Schmalz, Dr. Günter Arbeiter und Johannes Malmedie (hinten von links). (Foto: vh)

Altenkirchen. Zugegeben, es sind keine Veranstaltungen, die Massen an Zuhörern einmal im Monat (meistens am dritten Sonntag) in den Wilhelm-Boden-Saal der Kreisverwaltung in Altenkirchen locken. Vielmehr ist das Publikum handverlesen und oftmals Kenner der Musik, die über knapp zwei Stunden dem Steinway-Flügel entlockt wird. Nunmehr schon 45-mal war der große Sitzungssaal jeweils Schau- und Hörplatz solcher Konzerte, die begnadeten internationalen Ausnahmepianisten mit ihren bewundernswerten Fähigkeiten zu immer mehr Auftrittsmöglichkeiten verhelfen. „Wir halten es für wichtig für unsere Gesellschaft, dass die großartigen Werke unserer klassischen Musikkultur dauerhaft erhalten bleiben. Wir streben an, dass erstklassige Klaviermusik berühmter Komponisten weit verbreitet gehört werden kann“, betonen Jacqueline Baumann und Kathrin Haarstrick unisono, die im hohen Norden, nämlich in Rysum (westlich von Emden), die Geschicke der Darbietungen lenken, und ergänzen: „Wir sind der festen Überzeugung, dass ein Konzerterlebnis in kleinem, aber feinem Rahmen einen besonders hohen Stellenwert hat. Und wir beweisen – mit über 400 Klavierkonzerten pro Jahr, dass dies auch ohne öffentliche Subventionen geht.“ So sei vor Jahren die ständig wachsende Reihe in meist monatlichem Rhythmus entstanden. Inzwischen ist sie an über 30 Standorten quer durch Deutschland vertreten. Die beiden Hauptorganisatorinnen möchten Liebhabern klassischer Klaviermusik den Genuss der wunderbaren Werke - aus Barock über Klassik bis zur Romantik - vor Ort und in der Nähe ermöglichen als auch Jugendlichen den Zugang zur klassischen Musik erleichtern. Der Pool der Pianisten, die an den unterschiedlichen „Stützpunkten“ gehört werden können, ist auf weit über 50 angewachsen.

Etwas holprige Geburt dank Corona
Mit Blick auf den Standort Altenkirchen waren die Geburtswehen doch etwas heftiger Natur, denn die Corona-Pandemie machte den lokalen Planern um Johannes Malmedie, Ulrich Schmalz und Dr. Günter Arbeiter einen kräftigen Strich durch die Rechnung. Das Premierenkonzert war bereits für März 2020 fest terminiert, ehe Veranstaltungen jeglicher Couleur gestrichen werden mussten. Erst gut anderthalb Jahre später wurde der Auftritt des Duos Chie Tsuyuki und Michael Rosenboom Wirklichkeit unter den damals gebotenen Vorsichtsmaßnahmen. Und das Gastspiel sei gut besucht gewesen, weil endlich wieder „was geboten werden konnte“, wie sich Malmedie erinnert. Vergessen war zu diesem Zeitpunkt die Suche nach einer geeigneten „Location“, nachdem sich unter Abwägung verschiedener Möglichkeiten eben der Wilhelm-Boden-Saal als Topadresse herausgebildet hatte. Er überzeugt noch heute mit einer sehr guten Akustik. Und was noch wichtiger ist: Die Kreisverwaltung nennt den Konzert-Flügel der Marke Steinway ihr Eigen. Ihn hatte Mitte der 1970er-Jahre der ehemalige Landrat des Kreises Altenkirchen, Dr. Hermann Krämer, anschaffen lassen. Dass das „hochwertige“ Instrument auch den Anforderungen der Künstler gerecht wird, dafür muss es vor jedem Auftritt von einem Fachmann aufs Neue gestimmt werden. Beim Blick in die Vergangenheit kommt natürlich auch zur Sprache, wie die „Weltklassik“ überhaupt ihre Fühler bis in die Kreisstadt ausstrecken konnte. Schmalz war auf den Ableger der Serie in Morsbach aufmerksam geworden und ließ Stippvisiten folgen. Da sich das Aus in der oberbergischen Stadt mangels Spielstättenkapazität abgezeichnet hätte, habe er sich überlegt, den Part ins AK-Land umzusiedeln.

Auch für den Transfer zuständig
Vor allem Malmedie ist im Vier-Wochen-Rhythmus mit der Realisierung der Konzerte befasst. Dank der Unterstützung weniger Sponsoren wie der Sparkasse Westerwald-Sieg (Druck der Flyer) oder des Blumenhauses Zimmer (Blumengebinde) geht die Rechnung meist gerade auf, so dass auch noch eine gewisse Summe für die Interpreten übrig bleibt. Darüber hinaus ist Malmedie derjenige, der bei Bahnan- und abreise der Musiker für den Transfer in beiden Richtungen zwischen Bahnhof Herchen und der Spielstätte sorgt. Im Notfall stehen sogar Übernachtungsmöglichkeiten in Malmedies eigenen vier Wänden bereit. Inzwischen möchte er den akustischen Genuss nicht mehr missen: „Die persönlichen Kontakte mit den Musikern sind bereichernd“, verbucht er sein Engagement auf der Habenseite. Er genieße die Konzerte trotz des Aufwandes, „den ich damit habe“. Was ihn ein wenig stört, ist die Tatsache, dass, trotz großer Kreismusikschule vor Ort, kaum einmal ein Klavierlehrer oder gar ein Schüler, der dieses Instrument lernt, einem Konzert beiwohnt, um einfach mal in den Genuss eines solchen hochklassigen Auftritts zu kommen. Ist einmal die Tür zum Wilhelm-Boden-Saal geschlossen, haben alle Zuhörer jeweils ihren Obolus entrichtet, führt Arbeiter zu Beginn als auch nach der Pause in die Komponisten und deren Stücke ein. Von Konstantin Zvyagi, der die Nummer 45 bestritt, sah sich der Conferencier ein wenig überrumpelt, nachdem der 1990 in Nowgorod geborene und nun an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt arbeitende Ausnahmekünstler kurzerhand sein Programm ein wenig umgestellt hatte. Zvyagi trug faszinierend und voller Virtuosität Werke von Ludwig van Beethoven, Richard Wagner, Robert Schumann und Franz Liszt vor - anstelle, wie im Programm dargestellt, Kompositionen von Alexander Skrjabin einen breiten Raum zu widmen.



Quartett für Qualitätssicherung
Von Seiten Baumanns und Haarstricks wird größter Wert auf Qualität gelegt. Als Schirmherren stehen führende Professoren der Soloklasse Klavier zur Verfügung (in alphabetischer Reihenfolge): Prof. Bernd Goetzke, Hochschule für Musik und Theater (Hannover), Prof. Alexey Lebedev, Kyungsung Universität (Busan/Südkorea), Prof. Gesa Lücker, Hochschule für Musik und Tanz (Köln), Prof. Wolfram Schmitt-Leonardy, Hochschule für Musik (Mannheim). Die Aufgabe des Quartetts ist die Qualitätssicherung der Reihe. Es ist maßgeblich an der Auswahl der Pianisten beteiligt. Das sind derzeit die Spielorte: Aachen, Altena, Altenkirchen, Andernach, Bad Dürrheim, Bad Ems, Bad Oeynhausen, Bad Pyrmont, Bad Rappenau, Bad Rehburg, Bad Sooden-Allendorf, Badenweiler, Binzen, Birkenfeld, Bottrop-Kirchhellen, Freiburg, Gehrden, Gengenbach, Lahr, Lichtenfels, Lingen, Meerbusch, Mönchengladbach, Nartum, Nidderau, Papenburg, Remscheid, Rösrath, Rysum, Schwalmtal, Sickte, Wieckenberg und Zeven.

Termine bis zum Jahresende
Die Altenkirchener Konzerte bis zum Jahresende (Sonntag, 20. Juli, kein Konzert, da der Saal nicht zur Verfügung steht) - Sonntag, 17. August, 17 Uhr, Mikhail Mordvinov: „Alla Turca, Ave Maria und Peer Gynt Suite“; Sonntag, 21. September, 17 Uhr, Meryem Akdenizli: „Erzählkonzert: Im Wandel der Epochen – Von Chopin bis Liszt!“;
Sonntag, 19. Oktober, 17 Uhr, Matsuri Yoshida: „Die Faszination der Variation – Von Barock bis zur Romantik!“; Sonntag, 16. November, 17 Uhr, Rubén Russo: „Der Walzer: Von seinen Anfängen über die Wiener Klassik bis Ravel!“; Sonntag, 14. Dezember, 17 Uhr, Irina Chistiakova: „Romantischer Klavierzauber hochgenialer Komponisten!“. Der Eintritt kostet 30 Euro (Erwachsene), 15 Euro (Studenten), Jugend bis 18 Jahre frei. Info: www.weltklassik.de oder info@weltklassik.de (vh)


Lokales: Altenkirchen & Umgebung
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