Werbung

Nachricht vom 25.04.2012    

Not der Hebammen in der Region wird immer größer

Die hohen Versicherungsprämien der Berufshaftpflicht treiben die Hebammen langsam aber sicher in den Ruin und zur Aufgabe. Die Haftungszeit ist auf 30 Jahre nach einer Geburt festgelegt, der Deutsche Hebammenverband fordert eine Begrenzung auf 10 Jahre. MdB Sabine Bätzing-Lichtenthäler traf eine Abordnung der Hebammen aus dem Westerwaldkreis und dem Landkreis Altenkirchen.

Im Herbst soll erneut ein Gespräch mit den Hebammen stattfinden, versprach die SPD-Bundestagsabgeordnete Sabine Bätzing Lichtenthäler. Foto: pr

Not der Hebammen wird immer größer
Bätzing-Lichtenthäler: Hebammen übernehmen wichtige Aufgabe

Erneut tauschten sich die heimische SPD-Bundestagsabgeordnete Sabine Bätzing-Lichtenthäler und Vertreterinnen der Hebammen aus den Landkreisen Altenkirchen und Westerwald über die aktuelle Situation der kleinen Berufsgruppe aus.

Bereits seit Längerem geraten die Hebammen durch äußerst hohe Prämienzahlungen für die Berufshaftpflichtversicherung zunehmend in eine finanzielle Schieflage. Hierzu Anne Arfsten, 2. Vorsitzende des Hebammen-Landesverbandes Rheinland-Pfalz: "Hebammen können bis zu 30 Jahren nach einer Geburt in die Haftung genommen werden. Das birgt ein hohes, schwer kalkulierbares Risiko für die Versicherer und die Hebammen, weshalb die Prämien entsprechend hoch sind und die Hebammen ggf. mit ihrem Privatvermögen haften".

In der jüngsten Ausschreibungsrunde waren die Ergebnisse für die künftigen Versicherungsprämien ernüchternd. So müssen die Hebammen mit einer Kostensteigerung von rund 15 Prozent rechnen (rd. 4.300 Euro pro Jahr). Für die Hebammen sei es demnach schwer, das Geld entsprechend zu erwirtschaften. "Nur wenn man deutlich mehr Schwangerschaften und Geburten begleitet ist dies zu erreichen. Um den schwangeren Frauen aber eine optimale Betreuung zu gewährleisten, können Hebammen in der Hausgeburtshilfe nur 10 bis 12 Geburten pro Jahr betreuen", so Anne Arfsten.
Deshalb fordert der Deutsche Hebammenverband dringend, die Begrenzung der Haftungszeit auf 10 Jahre, eine Schadensummenobergrenze und endlich eine angemessene Vergütung für die wertvolle Arbeit der Hebammen. Und auch für die Kolleginnen im angestellten Bereich ist ein besserer Personalschlüssel und eine adäquate Bezahlung dringend erforderlich.



Ein weiteres Problem birgt die künftige Neuregelung der Patientenrechte. Grundsätzlich sei es wichtig die Rechte der Patientinnen und Patienten deutlich zu verbessern, jedoch trägt die darin geforderte ausführliche Aufklärungspflicht für die werdenden Eltern, Hebammen und ÄrztInnen zu erheblichen Unsicherheiten und Ängsten bei und wird zum weiteren Ansteigen der Kaiserschnitte, vor allem aus forensischer und nicht aus medizinischer Sicht, führen. Die Hebammen sehen dies mit großer Sorge. Schon heute ist die Kaiserschnittrate in Deutschland fast doppelt so hoch (30 Prozent), wie von der WHO empfohlen (17 Prozent). Durch die o.g. Neuregelung besteht die Gefahr, dass natürliche, spontane Geburten zu einem unkalkulierbarem Risiko für Mutter und Kind abgestempelt werden, wofür Hebammen künftig haftbar gemacht würden.
Dieses Risiko, so die Hebammen übereinstimmend, könne man nicht eingehen, da man anschließend – insbesondere finanziell – zur Rechenschaft gezogen werden könne.

"Wichtig ist, dass die Patientinnen und Patienten grundlegend in ihren Rechten gestärkt werden", kommentiert Sabine Bätzing-Lichtenthäler die Idee, die hinter dem Entwurf des neuen Patientenrechtegesetzes steckt, "jedoch dürfe dies nicht zu einem beruflichen Nachteil einer Berufsgruppe – hier der Hebammen – führen". Es muss verhindert werden, dass die Hebammen als Berufsgruppe verschwindet, so die SPD-Politikerin, da diese eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe übernehmen würden.

Bätzing-Lichtenthäler und die Hebammen vereinbarten, dass im Herbst des Jahres nochmals ein Fachgespräch zu dieser Thematik stattfinden solle.



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Kreis Altenkirchen mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.




Anmeldung zum AK-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Altenkirchen.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Wissen: Paffrather Eiche muss gefällt werden - Junger Riese wird erinnern

Wissen. Geschätzte 400 Jahre steht die als Naturdenkmal deklarierte „Eichengruppe auf der Köttingerhöhe“. Insgesamt drei ...

"Jo’s Diktate" im "Depositum": Osten-Sacken von Werkgruppe Wortelkamps inspiriert

Weyerbusch. Das ging nicht ohne Mikrofon: Trotz Osterferien und April-Schauerwetter kamen über 100 Menschen zur Autorenlesung ...

Ein langer Weg zum Erfolg: Ehrenamtliches Engagement im Reparaturcafé in Hamm

Hamm. Sobald das Reparaturcafé in Hamm seine Türen geöffnet hat, hat Sascha Schmidt alle Hände voll zu tun: Im gut besuchten ...

Alkoholisierter Autofahrer leistet Widerstand bei Polizeikontrolle in Altenkirchen

Altenkirchen. Gegen 17.50 Uhr am besagten Tag zog die Polizei den 36-jährigen Fahrer aus dem Verkehr. Er fiel zuvor durch ...

Nächtlicher Holzdiebstahl in Isert: Polizei sucht nach Hinweisen

Isert. Gegen 3.30 Uhr am besagten Donnerstagmorgen schlugen die bislang unbekannten Täter zu. Nach den bisherigen Erkenntnissen ...

Arbeitsmarkt in Neuwied und Altenkirchen: Erste Frühlingsboten bringen positive Tendenzen

Kreis Neuwied / Kreis Altenkirchen. Die Quote sinkt um 0,1 Prozentpunkte auf 5,4 Prozent. Im März des Vorjahres lag sie bei ...

Weitere Artikel


Neuer CDU-Gemeindeverband gegründet

Altenkirchen/Weyerbusch. „Ich halte es genau für den richtigen Schritt, dass sich der CDU Stadtverband Altenkirchen und der ...

Ortsdurchfahrt Forst weiterhin gesperrt

Forst. Seit einem Jahr erfolgen umfangreiche Bauarbeiten beim Ausbau der Ortsdurchfahrt der Landesstraße 267 in Forst, die ...

Kreismusikschule präsentiert Musical im Kulturwerk Wissen

Kreis Altenkirchen. Flashmob in der Kreisverwaltung oder freudiger Ansturm der Musical-Darsteller auf die Proben? Immer öfter ...

Wissener Schützenverein erneut ausgezeichnet

Wissen/erftstadt. Mit einer großen Abordnung waren die Wissener Schützen am vergangenen Wochenende zum Rheinischen Schützentag ...

SPD: Tierpark Niederfischbach ist auf gutem Weg

Niederfischbach. „Die heimische Tier- und Pflanzenwelt für die Besucher erlebbar machen“ - diese Idee steckt hinter dem neuen ...

Boogie Woogie und Literatur begeisterten in Betzdorf

Betzdorf. Boogie Woogie und Literatur passen prima zusammen – das bewies der Kleinkunstverein „Die Eule“ Betzdorf e.V. am ...

Werbung