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Nachricht vom 18.07.2025    

Pulverturm Linz: Mittelalterlicher Wächter am Rhein

Von Katharina Kugelmeier

Der Pulverturm in Linz am Rhein ist ein eindrucksvolles Relikt mittelalterlicher Stadtbefestigung und ein Wahrzeichen der "Bunten Stadt am Rhein". Direkt am Uferweg "Am Gestade" gelegen, zieht er mit seiner markanten Silhouette und den dicken Basaltmauern Besucher in seinen Bann.

Der Pulverturm in Linz. (Foto: TI Linz)

Linz. Der Pulverturm wurde im Zuge des Ausbaus der Linzer Stadtbefestigung errichtet, nachdem Linz 1320 das Stadtrecht erhalten hatte. Der massive Rundturm aus Basaltquadern sicherte die südwestliche Ecke der Stadtmauer und diente ursprünglich als Lager für das städtische Pulvermagazin - daher sein heutiger Name. Das genaue Baujahr ist nicht belegt, doch bereits 1463/64 wird er als "Weißer Thorn am Rein" in den Stadtrechnungen erwähnt. Diese ursprüngliche Bezeichnung deutet darauf hin, dass der Turm einst mit hellem Putz versehen war, bevor Wind, Wetter und Geschichte ihm sein heutiges, düsteres Aussehen verliehen.

Im Mittelalter war der Pulverturm ein wichtiger Bestandteil der Linzer Verteidigungsanlagen. Zusammen mit dem nordwestlichen Turm der Burg, den vier Stadttoren (Rheintor, Leetor, Neutor und Grabentor) sowie mehreren Halbschalentürmen schützte er die Stadt vor Angriffen. Die robusten Basaltquader, aus denen der Turm errichtet wurde, zeugen noch heute von der Wehrhaftigkeit jener Zeit. Neben seiner Funktion als Pulverlager wurde der Turm zeitweise auch als Gefängnis genutzt. Einer Legende zufolge soll hier sogar der berüchtigte "Schwarze Peter" aus der Räuberbande des Schinderhannes inhaftiert gewesen sein - ein Gerücht, das bis heute die Fantasie beflügelt, auch wenn es keine Belege dafür gibt.

Im Laufe der Jahrhunderte hat der Pulverturm zahlreiche Veränderungen erlebt. Historische Stadtansichten zeigen, dass er ursprünglich ein spitzes Dach besaß, das jedoch um 1830 einstürzte. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Wehrbrüstung durch Bomben beschädigt, 1956 restauriert und der Turm in den folgenden Jahrzehnten mehrfach saniert. Zuletzt erhielt der Pulverturm 2024 ein neues Dach und wurde umfassend restauriert, sodass er heute wieder in voller Pracht zu bewundern ist.

Seine Lage am unteren Ende des Straßenzugs "Am Gestade" macht den Pulverturm zu einem idealen Ausgangspunkt für einen Spaziergang durch die Linzer Altstadt. Die Straße ist gesäumt von prächtigen, bunt gestrichenen Bürgerhäusern mit barocken und klassizistischen Fassaden. Bis ins 19. Jahrhundert wohnten hier Zollbeamte, Schiffer und Fährleute. Auch berühmte Persönlichkeiten wie Ludwig van Beethoven und Iwan Turgenjew fanden hier zeitweise Quartier.



Wer den Pulverturm besuchen möchte, erreicht ihn bequem zu Fuß von der Altstadt aus. Vom Marktplatz sind es nur wenige Minuten durch die malerischen Gassen. Mit dem Auto empfiehlt sich das Parkhaus Stadtmitte (Asbacher Straße/Hülsenloch) oder die Scherer-Passage (Am Sändchen/Im Rosengarten). Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, kann die Haltestelle "Pulverturm" nutzen, die von den Buslinien 170 und 176 angefahren wird. Auch der Rheinsteig und zahlreiche regionale Wanderwege führen am Pulverturm vorbei, sodass er sich hervorragend in eine Wanderung durch das Rhein-Westerwald-Gebiet einbauen lässt.

Der Pulverturm ist heute ein geschütztes Kulturdenkmal und steht für die wechselvolle Geschichte der Stadt Linz. Er erinnert an Zeiten von Krieg und Frieden, an das Leben am Fluss und an die Bedeutung der Stadt als Handels- und Zollplatz. Wer den Turm umrundet, spürt die Geschichte in jedem Stein - und genießt zugleich den Blick auf den Rhein und die lebendige Altstadt.

Informationen:

Art: Sehenswürdigkeit
Lage: Am Gestade, 53545 Linz am Rhein
Erbaut: vermutlich Mitte 15. Jahrhundert, erstmals erwähnt 1463/64
Funktion: Eckturm der Stadtmauer, Pulverlager, zeitweise Gefängnis
Besonderheiten: Umfassende Sanierung 2024, neues Dach, Kulturdenkmal
Erreichbarkeit: Zu Fuß von der Altstadt, Parkhaus Stadtmitte, Haltestelle Pulverturm (Bus 170/176), Wanderwege und Rheinsteig
Tipp: Spaziergang durch die Altstadt und entlang der Stadtmauer, Fotomotiv am Rhein


Weitere Infos


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