Pflegeproblematik: Film „Heldin“ ist ein ungeschönter Blick auf die Realität
Nicht nur die ärztliche Versorgung vor allem auf dem Land steht auf der Kippe, weil die Zahl der niedergelassenen Hausärzte aus den verschiedensten Gründen zurückgeht. Auch im Sektor Pflege tun sich viele Probleme auf. Der Film „Heldin“ ist ein bewegender Streifen mit aktueller Relevanz, der in der „Wied-Scala“ Neitersen gezeigt wurde mit anschließender Diskussion.

Neitersen. Der Film „Heldin“ erzählt die Geschichte der Pflegefachkraft Floria, die sich im Spätdienst auf einer chirurgischen Station in einem Schweizer Krankenhaus aufreibt zwischen ihrem eigenen Anspruch den Patienten gegenüber und der Realität in der Krankenhauslandschaft: zu wenig Zeit für die Patienten, zu wenig Mitarbeiter für eine gute Versorgung, zu wenig Verständnis seitens der Patienten für die Pflegefachkräfte und damit einhergehende Überlastung bis fast zum Zusammenbruch. Die Regisseurin Petra Volpe setzt in ihrem Film auf authentische Emotionen, eindringliche Bilder und einen ungeschönten Blick auf die Realität. Der Film berührt mit seiner Vielschichtigkeit und der eindrucksvollen Darstellung der Hauptfigur, gespielt von Leonie Benesch. Er zeigt eine Wirklichkeit, über die Politiker und Verantwortliche des Gesundheitswesens zwar viel reden, mit der sie meist jedoch keine eigenen Erfahrungen gemacht haben – zumindest nicht als Mitarbeiter. Umso mehr freute sich der Verein „Miteinander – Verein für eine gute Gesundheitsversorgung im Raiffeisenland“, dass zur Sondervorführung des Films neun Politiker und ein Pflegedienstleiter sowie 24 Zuschauer ins Neiterser Programmkino „Wied-Scala“ gekommen waren, um sich nicht nur den Streifen anzuschauen, sondern auch über ihn zu diskutieren. War zunächst geplant, die Diskussion im Saal des alt-ehrwürdigen Lichtspielhauses zu führen, entschlossen sich die Organisatoren mit Blick auf das schöne Wetter, sich draußen im Biergarten an zusammengerückten Tischen auszutauschen, so dass nach Meinung der Veranstalter ein viel offenerer Atmosphäre zustande kam, als dass im Saal möglich gewesen wäre.
Teilweise noch schlimmer
Die Mitarbeiter von Gesundheitseinrichtungen bestätigten wiederholt und unisono die Realität des Films, wobei sie darauf hinwiesen, dass es teilweise noch schlimmer sei. Und auch, dass man leider keinem jungen Menschen guten Gewissens empfehlen könne, eine Ausbildung zur Pflegefachkraft zu machen. Diese Feststellung bestürzte, sei aber leider zunehmend nachvollziehbar und die allen zu denken geben müsste. Denn die Gesellschaft altere, und es werde darauf hinauslaufen, dass jeder früher oder später mit dem Thema konfrontiert werde, „egal ob es einen selbst betrifft oder Angehörige“. In den Gesprächen ging es daher vor allem darum, wie die Situation für das Pflegepersonal verbessert werden könne. Klar war für alle: eine einzelne Maßnahme reiche nicht aus. Deswegen drehten sich die Überlegungen und Ideen auch von Anfängen in der Schule mit verpflichtenden Erste-Hilfe-Kursen, um Berührungsängste gar nicht erst aufkommen zu lassen, über veränderte Bedingungen in der Schul- und Pflege-Ausbildung, einem verpflichtenden „Gesellschaftsjahr“, besserer Vereinbarkeit von Familie und Beruf bis hin zu Mehrgenerationen-Häusern und Pflege-Wohngemeinschaften. Nicht zu vergessen, so wurde betont, gelte es, die Wertschätzung durch die Bevölkerung und der Arbeitgeber – aber auch anderen Wirtschaftszweigen, die letztlich ebenfalls von professioneller Pflege profitieren, zu erhöhen. Eine ultimative Lösung wurde nicht gefunden, dieses Ziel hatte auch nicht als Überschrift über der Veranstaltung gestanden. Der Ausrichter freute sich, mit heimischen Politikern ins Gespräch gekommen zu sein, auch wenn er sich mehr Zuschauer gewünscht hätte. Dr. Matthias Reuber, Michael Wäschenbach (beide CDU), Philip Schimkat, Jan Hellinghausen (beide SPD), Fred Jüngerich (Bürgermeister der VG Altenkirchen-Flammersfeld), Ralf Lindenpütz (Altenkirchener Stadtbürgermeister), Dirk Euteneuer (FWG), Dr. Kristianna Becker (CDU) und Thomas Roos (FDP) sowie Pflegedienstleiter Dustin Zimmermann waren mit von der Partie. Angetan zeigte sich der Verein, dass Samuel Tomasiello, der Betreiber der „Wied-Scala“, die Sondervorführung möglich gemacht und einen Teil der Kosten für den guten Zweck übernommen hatte. (vh/PM)
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