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Nachricht vom 17.07.2025    

Grüne Spitzenkandidatin Eder über B-8-Ortsumgehungen: „Wer will noch dieses Projekt?“

Sie bleiben in der Diskussion, die drei, von inzwischen vielen Menschen abgelehnten Bypässe im Verlauf der B 8 in Helmenzen, Weyerbusch und Kircheib: Katrin Eder, Spitzenkandidatin der Bündnisgrünen für die rheinland-pfälzische Landtagswahl am 22. März 2026, tauschte sich mit Vertretern der „Bürgerinitiative (BI) gegen Ortsumgehungen der B 8 in Rheinland-Pfalz“ über Pro und Contra der Projekte aus.

Solche Banner werden bald entlang der B 8 zu sehen sein. Eines wurde der Bündnisgrünen-Spitzenkandidatin Katrin Eder (5. von links) vorgestellt. (Foto: vh)

Hasselbach. Für die „Bürgerinitiative (BI) gegen Ortsumgehungen der B 8 in Rheinland-Pfalz“ (und nicht nur für die) steht außer Zweifel, dass die im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030 mit dem Attribut „vordringlicher Bedarf“ versehenen geplanten Umfahrungen von Helmenzen, Weyerbusch und Kircheib völliger Nonsens sind. Im Hasselbacher „Haus für die Kunst“ ließ sich Katrin Eder als Spitzenkandidatin der Bündnisgrünen für die rheinland-pfälzische Landtagswahl am 22. März 2026 während ihrer aktuellen Sommertour „Ehrlich. Echt. Eder“ am Donnerstagnachmittag (17. Juli) den Sachverhalt erläutern, ehe sie zusammenfasste: „Wer will eigentlich noch dieses Projekt?“ Für sie haben „punktuelle Erweiterungen verkehrstechnisch gesehen denselben Effekt, als die Fläche auf der ganzen Länge zu versiegeln“. Ihre Frage nach Staus beantwortete die Zusammenkunft beinahe gemeinsam: „Es fließt überall.“ Die Ausnahme bilde zu Stoßzeiten (Rush hour) das Nadelöhr im Hennefer Stadtteil Uckerath, wo die Arbeit von Lichtzeichenanlagen das Fortkommen bisweilen erschwert. Die Verkehrsprognose für den in Rede stehenden Abschnitt zwischen Altenkirchen und dem Start- und Endpunkt der A 560 bei Hennef werde sich, so Dr. Gunnar Lindner als Moderator vor Ort und Koordinator der BI, von derzeit faktischen 12.000 (2016) auf bis zu geschätzte 40.000 Fahrzeuge in 24 Stunden erhöhen. Die zukünftige Zahl zweifelte Eder an. Seit der Corona-Pandemie hätten viele Erwerbstätige ihren Arbeitsschwerpunkt jeweils (wenn auch nur teilweise) ins Homeoffice verlegt. Ob der Öffentliche Personennahverkehr eine Alternative darstelle, stellte sie infrage, denn im Westerwald sei der Zuspruch zur Bahn im Vergleich zur Pfalz beispielsweise doch geringer.

Erste Pläne 1995 konkret
Fred Jüngerich als Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Altenkirchen-Flammersfeld rekapitulierte kurz die Geschichte der Planung, die zum ersten Mal 1995 konkret auf den Tisch gekommen sei. Seit 2012 bemühe sich die IHK-Initiative „Anschluss Zukunft“ um eine bessere Anbindung der Region an die überregionalen Verkehrsstränge. Die Stärkung der Ost-West-Achse (bis zur A 45 bei Herborn) sei grundsätzlich nicht falsch, Ortsumgehungen per se nicht gut oder schlecht. Inzwischen habe sich die kommunale Familie auf der Ebene seiner VG gegen die Ortsumfahrungen und dafür ausgesprochen, „Alternativen zu finden und zu prüfen“. Nunmehr hielten auch Spediteure nicht mehr unbedingt an den Bypass-Lösungen fest. Sie wollten nur, dass der Verkehr „zügig vonstatten geht“ zum Beispiel mit Erweiterungen auf drei Fahrstreifen. Lindner berichtete ergänzend von einer von der BI initiierten Umfrage im Transportgewerbe, in der „84 bis 85 Prozent lieber alternative Maßnahmen hätten“. Jüngerich erinnerte sich auch an „Drohungen“: „Wenn ihr die große Lösung nicht möchtet, dann kriegt ihr gar nichts.“ Jemanden zu finden, der entscheidungsbefugt ist, sei schwierig, denn „die eine Stelle schiebt der anderen Stelle die Schuld zu“. Zudem beklagte er ein gewisses Maß an Hilfslosigkeit: „Es ist irgendwie gewollt, aber ich kann nichts machen.“

Kein Verkauf von Flächen
„25 Prozent meiner Flächen werden betroffen sein, wenn in Weyerbusch die Nordvariante zum Zuge kommt“, erklärte Mario Orfgen, der in Werkhausen einen Milchvieh- und Ackerbaubetrieb führt. Er werde auf keinen Fall Grund und Boden für das Projekt verkaufen. Zudem sei ein Überangebot an Flächen eh schon nicht vorhanden. Seine Bedenken würden von Berufskollegen entlang des gesamten Plangebietes geteilt. Lindner bezifferte das für die drei Projekte erforderliche Areal auf rund 120 Hektar. Unter anderem berühre eine mögliche Südtangente in Kircheib das unter Naturschutz stehende Moor- und Heidegebiet (Ortsausgang Fahrtrichtung Köln linke Seite), das Eder, derzeit Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität und Energie im Landeskabinett unter Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD), sich vor dem Abstecher nach Hasselbach angeschaut hatte. Per rund zehnminütigem Clip der BI, der mittels Drohnenflug aufgenommen worden war, hatte sie einen Überblick über die Ortsgemeinden, die jeweils eine Umgehung erhalten sollen, und die Landschaft im westlichen Teil der VG Altenkirchen-Flammersfeld erhalten.



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Nachteile der Umfahrungen
Die BI wird nicht müde, auf die aus ihrer Sicht großen negativen Folgen hinzuweisen: Sie erwartet durch den dreifachen Bau eine Wasser- und Grundwassergefährdung, Bodenversiegelung und Flächenfraß, eine „Zerstörung unserer schönen Natur“, die Gefährdung von Flora und Fauna, die Bedrohung der Landwirtschaft, Einbußen der Lebensqualität, stillgelegte und abgeschnittene Orte als auch enorme Kosten. Eine mögliche Zeitersparnis war mit rund zweieinhalb bis dreieinhalb Minuten errechnet worden. Fest steht auch: Wenn Hennef-Uckerath nicht umfahren werden kann, machen die drei Bypässe im AK-Land erst recht keinen Sinn. Aber: Die aktuellen Bemühungen der Stadt Hennef, erste Schritte für den Bau in die Wege zu leiten, sind bislang von keinem Erfolg gekrönt. „Im Rahmen einer Vereinbarung, die der Landesbetrieb Straßen.NRW in 2020 mit der Stadt Hennef geschlossen hat, muss die Stadt im Zuge der Vorplanung der Ortsumgehung umweltfachliche Untersuchungen wie Umweltverträglichkeitsstudie, FFH-Verträglichkeit, faunistische Planungsraumanalyse, verfahrensbegleitende Leistungen zur Erstellung der faunistischen Kartierungen durchführen. Dies muss durch ein fachlich auf solche Themen spezialisiertes Planungsbüro erfolgen“, berichtete eine Sprecherin der Stadt Hennef auf Anfrage des AK-Kuriers und fügte an: „Die Stadt hat die Durchführung der Untersuchungen bereits zweimal ausgeschrieben, jedoch keine Angebote erhalten. Es hat sich herausgestellt, dass alle angefragten Büros komplett ausgelastet sind und keine Aufträge annehmen. Rücksprachen mit Straßen.NRW und anderen Kommunen ergaben ähnliche Ergebnisse. 2025 soll eine neue Ausschreibung erfolgen.“ Im BVWP wird die Ortsumgehung Uckerath als dreistreifiger Neubau auf einer Länge von 5,2 Kilometern dargestellt, der für 18.000 Fahrzeuge pro 24 Stunden ausgelegt ist.

Die Ideen der BI
Anstelle der drei Ortsumgehungen setzen deren „BI-Gegner“ unter anderem auf den dreispurigen Ausbau der bestehenden Trasse an weiteren Stellen, den Bau einer neuen Verbindungsstraße zwischen der neuen Kurve in Hasselbach entlang der Ortslage von Weyerbusch bis zur L 276 Richtung Flammersfeld, Verbesserungen der bestehenden Trasse im Bestand (Ausbau von Fuß- und Radwegen auch zwischen den Ortslagen zur Stärkung des Alltagsradverkehrs), den Bau weiterer Kreisverkehrsanlagen, die Optimierung und Erweiterung der Fußgängerüberwege, die Optimierung der Auf- und Abfahrten auf die B 8 sowie die Entschärfung der Kurve im Bereich Helmenzen. Einen großen Vorteil gegenüber Uckerath haben die drei Ortsgemeinden in der VG Altenkirchen-Flammersfeld. In ihnen wird der Verkehrsfluss nicht durch Ampelanlagen gestört wie jenseits der Landesgrenze im Hennefer Stadtteil. Zudem sind auf rheinland-pfälzischem Grund und Boden schon einige Ausdehnungen der Trasse mit einem dritten Fahrstreifen erfolgt. (vh)


Lokales: Altenkirchen & Umgebung
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