Gefahr durch Schlaglöcher: "Muss denn immer erst etwas passieren?"
Von Regina Morkramer
Dass die Straßen im Kreis sowie im Land nicht alle im besten Zustand sind, ist hinlänglich bekannt. Doch immer wieder fallen einzelne Stellen und Schlaglöcher Bürgern besonders ins Auge. So zuletzt auch in der Verbandsgemeinde Hamm (Sieg). Besserung ist erst mal nicht in Sicht.

Hamm (Sieg). Erhard J. ist besorgt. Der Rentner aus der Verbandsgemeinde Hamm (Sieg) ist oft mit seinem Fahrrad unterwegs, er kennt viele Straßen und Wege im Umkreis - und auch ihre Gefahren. Von "lebensgefährlichen Schlaglöchern" für Zweiradfahrer spricht er, wenn er auf den Zustand der Kreisstraße 50 hinweist, die zwischen Breitscheidt und Hamm am Waldschwimmbad herführt. "Man meint, dass man hier eine Treppe herunterfährt", empört sich J. und fragt: "Muss immer erst ein Unfall passieren, bevor etwas getan wird?" Auch die Landesstraße 267 sei in einem sehr schlechten Zustand, beispielsweise kurz vor der Einmündung in die Bundesstraße 256 und in der Ortsdurchfahrt Pracht. "Auch hier wird seit Jahren nichts getan. Warum?" Und dies seien nur zwei Beispiele von vielen, die ihm und vielen anderen Menschen tagtäglich auf den Straßen begegnen. "Mich ärgert es, dass man das als Bürger und Verkehrsteilnehmer so hinnehmen muss!"
Straßensanierung: Regelmäßige Kontrollen und Prioritätenliste
Wie die Kreisverwaltung in Altenkirchen auf Anfrage erklärt, führt der Landkreis im Hinblick auf Straßensanierungen eine Prioritätenliste, die in Absprache mit dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) regelmäßig aktualisiert und angepasst wird. "In der Prioritätenliste sind alle Maßnahmen gelistet, die uns von den Orts-/ oder Verbandsgemeinden gemeldet werden und bei denen eine größere Sanierung (Vollausbau inklusive Unterbau) erforderlich ist." Darüber hinaus seien im Haushalt des Kreises Altenkirchen jedes Jahr zusätzliche Unterhaltungsaufwendungen für Deckensanierungen vorgesehen. Um herauszufinden, wo diese notwendig sind, findet zu Anfang eines jeden Jahres eine Kreisstraßenbefahrung mit Vertretern des LBM statt. Hierbei werden Straßenabschnitte ausgewählt, auf denen der Untergrund noch in einem guten Zustand ist und mit einer neuen Asphaltdecke kurzfristig bessere Verkehrsbedingungen hergestellt werden können.
Auch die Straßenmeistereien Altenkirchen und Betzdorf sind laut Kreisverwaltung mindestens einmal pro Woche zu Streckenkontrollen unterwegs. Hierbei werde geprüft, ob zur Herstellung der Verkehrssicherheit notwendige Sofortmaßnahmen zu ergreifen sind: "Erkannte Schlaglöcher werden durch die Straßenmeistereien unmittelbar verschlossen", so die Kreisverwaltung. Die Straßenmeistereien seien dafür zuständig, dass die Straßen "durch die Reparatur von Schadstellen" bis zu einer "bautechnisch gebotenen, dauerhaften Fahrbahnsanierung" verkehrssicher gehalten werden, erklärt auch der LBM.
Der LBM ergänzt: "In Rheinland-Pfalz wird der Straßenzustand auf allen Bundes-, Landes- und Kreisstraßen alle fünf Jahre im Rahmen einer Zustandserfassung und Bewertung festgestellt." Mit Messfahrzeugen und Filmaufnahmen wird anhand verschiedener Kriterien der Zustand der einzelnen Straßen ermittelt und bewertet; aus diesen Daten werden anschließend Zustandsnoten errechnet und "unter Berücksichtigung weiterer Faktoren, wie zum Beispiel Verkehrsbelastung oder Unfallsituation, in einem nutzwertanalytischen Verfahren die anstehenden Fahrbahnprojekte priorisiert." Das Ergebnis dieser Priorisierung seien fünfjährige Investitionspläne, auf deren Basis die jährlichen oder zweijährlichen Straßenbauprogramme erstellt werden, an denen auch das Verkehrsministerium beteiligt sind.
Verkehrssicherheit ausschlaggebend
"Die Verkehrssicherheit hat bei den Streckenkontrollen des LBM immer Priorität", versichert die Kreisverwaltung. Wenn kurzfristig keine Sanierungsmaßnahme möglich sei, wird mit entsprechender Beschilderung (Straßenschäden/Geschwindigkeitsbegrenzungen) auf den Straßenzustand hingewiesen. "Gemäß Paragraf 1 der Straßenverkehrsordnung erfordert die Teilnahme am Straßenverkehr ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht. Daher muss jeder Verkehrsteilnehmer seine Geschwindigkeit den Straßenverhältnissen entsprechend anpassen."
"Alle Straßen sind verkehrssicher, dafür sorgen Tag für Tag viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Straßenmeistereien im Land", betont der LBM.
Und wenn doch einmal etwas passiert? Die Kreisverwaltung erreichen nach eigener Aussage immer mal wieder Anfragen zur Übernahme von Schäden an Fahrzeugen, die laut Fahrzeugführer auf den schlechten Straßenzustand zurückzuführen seien. Diese Anfragen werden dann durch die Rechtsabteilung des Landesbetriebs Mobilität auf mögliche Schadenersatzansprüche geprüft. Der LBM verweist gleichzeitig auf die Straßenverkehrsordnung. Demnach müsse jeder Verkehrsteilnehmer seine Fahrweise an die jeweiligen Bedingungen anpassen und vorausschauend am Straßenverkehr teilnehmen, dies schließe auch den Fahrbahnzustand ein.
Verbesserung ist nicht in Sicht
Wann Erhard J. und alle anderen Verkehrsteilnehmer mit einer Verbesserung der von ihm angemerkten Straßen rechnen kann, ist unklar. Auf die entsprechende Anfrage gibt die Kreisverwaltung bekannt, dass aufgrund der Vielzahl an abzuarbeitenden Streckenabschnitten zu einem Zeitplan derzeit keine Auskunft gegeben werden könne. "Da nicht jeder Streckenabschnitt gleich zu bewerten ist, ist der Planungsaufwand bei jeder Maßnahme unterschiedlich. Zudem werden bei den Ausbaumaßnahmen auch die Träger öffentlicher Belange (zum Beispiel Naturschutz) beteiligt. Je nach Rückmeldung kann es deshalb in der Prioritätenliste immer nochmal zu zeitlichen Verschiebungen kommen."
Der LBM teilt mit, dass die Fahrbahn innerhalb der Ortsdurchfahrt Pracht eine gute bauliche Substanz aufweise. "Aufgrund der guten Bausubstanz ist eine Erneuerung der Fahrbahn nicht absehbar."
Wem wie Erhard J. extreme Schäden oder Schlaglöcher an Straßen auffallen, kann diese über anfragen@lbm.rlp.de an den LBM melden. (rm)
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