Kamillus-Klinik Asbach: DMSG-Landesverband NRW wird am 1. August neuer Träger
Die Abschlussphase der Restrukturierung für die insolvente DRK-Trägergesellschaft Süd-West gGmbH steht bevor: Die Kamillus-Klinik in Asbach geht von August an in eine neue Trägerschaft über, und fürs Schmerz-Zentrum in Mainz existiert ein bereits weitreichender Plan.

Asbach/Mainz. Für die beiden noch verbliebenen Einrichtungen aus dem Insolvenzverfahren der DRK-Trägergesellschaft Süd-West gGmbH stehen nunmehr auch die Fortführungspläne fest: Der Landesverband Nordrhein-Westfalen der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) übernimmt den vollständigen Krankenhausbetrieb der Kamillus-Klinik in Asbach (DRK-Klinikgesellschaft Südwest gGmbH als Teil der DRK-Trägergesellschaft Süd-West gGmbH) planmäßig zum 1. August. Die Bietergemeinschaft um den Kaufmännischen Direktor und den Ärztlichen Direktor des bisherigen „DRK-Schmerz-Zentrums Mainz“ (DRK-Trägergesellschaft Süd-West gGmbH), Vertreter der Gründerfamilie sowie weitere Gesellschafter beabsichtigen, diese spezielle Einrichtung zu übernehmen. Die neuen Trägermodelle sind auf den Erhalt der Versorgungsleistungen und Arbeitsplätze ausgerichtet, Personalabbau ist an beiden Standorten nicht geplant. Der reguläre Patientenbetrieb läuft während der Trägerwechsel uneingeschränkt weiter. Dr. Rainer Eckert, Insolvenzverwalter in den Verfahren der DRK-Trägergesellschaft Süd-West gGmbH und DRK-Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz gGmbH (ehemalige Krankenhäuser in Altenkirchen, Hachenburg, Kirchen, Neuwied und Alzey), sagte: „Durch den konstruktiven Austausch und die engagierte Zusammenarbeit aller Akteure konnte für den Standort Asbach eine Lösung geschaffen werden, die optimal zum Leistungsangebot und den Bedürfnissen der Menschen vor Ort passt. Wir sind zuversichtlich, auch die für das Schmerz-Zentrum in Mainz geplante Zukunftsperspektive für alle Beteiligten zufriedenstellend aufstellen zu können. Für den Erhalt des Versorgungsniveaus und die Sicherung der Arbeitsplätze an den Standorten sind die Zukunftsmodelle ein Erfolg.“
Gemeinnützige GmbH
Die DMSG führt als neue Trägerin das Asbacher Haus von August an in der Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH mit allen Leistungsbereichen und therapeutischen Angeboten fort. Insbesondere die Schwerpunkte Neurologie, Innere Medizin, Intensivmedizin und Schlaganfallversorgung sowie die medizinische Notfallversorgung für die Region bleiben vollumfänglich erhalten. Die Behandlung von Multiple-Sklerose-Betroffenen in der Kamillus-Klinik soll durch die Synergien mit der neuen Trägerin profitieren. Zusätzlich soll die Rehabilitation nach schweren neurologischen Erkrankungen oder Verletzungen ausgebaut werden. Der Einigung vorausgegangen war ein positiver Beschluss der Mitgliederversammlung der DMSG, die als eingetragener Verein ihre Mitglieder aktiv in diesem Entscheidungsprozess beteiligt hat. „Ich freue mich, die Kamillus-Klinik Asbach durch die neue Trägerin DMSG zukunftssicher aufgestellt zu sehen. Ich kann versichern, dass zukünftig auch die Patientenversorgung neben der Behandlung von MS-Betroffenen ausgebaut und gestärkt werden wird. Wir sind stolz auf die Leistungsfähigkeit all unserer Fachabteilungen und therapeutischen Angebote. Jetzt können wir optimistisch in die Zukunft schauen,“ erklärte der Chefarzt der Neurologie, Dr. Dieter Pöhlau, der die Kamillus-Klinik künftig als ärztlicher Geschäftsführer begleitet. Er wird von Dr. Andreas Jerschensky als kaufmännischem Geschäftsführer unterstützt. „Wir freuen uns sehr, dass der kaufmännische Direktor, Herr Nicki Billig, der in Zukunft auch Prokurist sein wird, weiterhin die wirtschaftlichen Prozesse vor Ort steuert“, fügte Jerschensky an. Die Geschäftsführerin des DMSG-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen Dr. rer. medic. Sabine Schipper meinte: „Mit der Übernahme der Trägerschaft für die Kamillus-Klinik Asbach können wir die Behandlungsmöglichkeiten für MS-Betroffene mit den Selbsthilfeangeboten der DMSG noch stärker verknüpfen und die Versorgung von MS-Betroffenen noch näher an Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten ausrichten.“ Die erforderlichen Verträge wurden bereits von einem Notar beurkundet. Der Trägerwechsel steht teilweise formell unter den Bedingungen behördlicher Genehmigungen.
Betrieb soll ausgebaut werden
Die Bietergemeinschaft um den Kaufmännischen Direktor und den Ärztlichen Direktor des bisherigen „DRK Schmerz-Zentrums Mainz“ steht im engen Austausch mit der Insolvenzverwaltung, um den gesamten operativen Klinikbetrieb sowie das Erbbaurecht an dem Klinikgelände in Form eines Management-Buy-Outs zu übernehmen. Der Betrieb soll weiterhin in vollem Umfang fortgeführt und darüber hinaus perspektivisch weiter ausgebaut werden. „Unser Übernahmekonzept sieht vor, mit dem aktuellen Team, welches sich durch eine hohe Fachexpertise und hohe Motivation auszeichnet, die Zukunft der Einrichtung Mainz weiterhin zu gestalten. Denn die Zukunft der Klinik funktioniert nur, wenn alle an einem Strang ziehen“, erläuterte Matthias Diehl, Kaufmännischer Direktor des Schmerz-Zentrums Mainz. „Unser Ziel ist es, das Schmerz-Zentrum als qualitativ hochspezialisiertes, interdisziplinäres Behandlungszentrum für Menschen mit akuten und chronischen Schmerzen für Mainz, die Region Rhein-Main, das Land Rheinland-Pfalz und darüber hinaus als bundesweit eines der relevantesten Versorgungsangebote zu erhalten und konzeptionell weiterzuentwickeln“, stellte Professor Joachim Erlenwein, Ärztlicher Direktor der Klinik, heraus. Die Bewerbung und das Konzept erfahren breite Unterstützung aus dem bestehenden Behandlungs- und Mitarbeiterteam und werden von einem Netzwerk von Partnern aus den Bereichen der Fachgesellschaften, Patientenselbsthilfe, Wohlfahrtspflege, Wirtschaft und Stiftungswesen unterstützt und mitgetragen. Datüber hinaus brachte der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz, Nino Haase, seine Unterstützung auch in einem „Letter of Intent“ zum Ausdruck. „Wir freuen uns sehr über die breite Unterstützung unseres Übernahmekonzeptes, insbesondere auch die des Oberbürgermeisters und aller anderen Beteiligten aus Lokal- und Landespolitik“, verlautete aus Kreisen des Bewerberteams. Vor dem geplanten Erwerb werden aktuell letzte zu klärende Punkte bearbeitet.
Lösungen für fünf Kliniken
Unter Eckert waren auch Lösungen für die fünf insolventen Hospitäler der DRK-Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz gGmbH gefunden worden: Die Klinik in Kirchen wurde inklusive der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Altenkirchen von der Diakonie in Südwestwestfalen übernommen, die in Hachenburg befindet sich nunmehr unter dem Dach des Evangelischen Krankenhauses Dierdorf/Selters. Die Marienhaus-Gruppe verleibte sich das Krankenhaus Neuwied ein, der Standort Alzey wurde rekommunalisiert. Im Altenkirchener Krankenhaus arbeitet zudem eine Medizinisches Versorgungszentrum. Der DRK-Landesverband Rheinland-Pfalz zog sich als Folge des Desasters um seine verschiedenen Gesellschaften komplett aus dem Betrieb von Krankenhäusern zurück.
Landrat Achim Hallerbach zeigte sich dankbar
Die Zukunft der Kamillus Klinik in Asbach ist gesichert. Ab dem 1. August wird die Klinik in eine neue, zukunftsorientierte Trägergesellschaft integriert. Diese Veränderung sichert nicht nur über 400 Arbeitsplätze, sondern gewährleistet auch die Fortführung und den Ausbau der medizinischen Grundversorgung im nördlichen Kreis Neuwied.
Der Landrat zeigt sich erleichtert und erfreut über diese Entwicklung. Er betont die Bedeutung des stets guten und vertrauensvollen Austauschs mit dem Gesundheitsministerium in Mainz. Besonders der direkte Kontakt zu Gesundheitsminister Clemens Hoch habe Vertrauen gestärkt und Stabilität für den Übernahmeprozess geschaffen.
"Ich bin erleichtert und erfreut, dass die renommierte Kamillus Klinik in Asbach 2025 in eine sichere Zukunft starten kann", sagte der Landrat. Er dankte allen Beteiligten, die an diesem Prozess mitgewirkt haben, und bezeichnete den Tag als sehr gut für die Verbandsgemeinde Asbach und den Landkreis Neuwied. (vh/PM)
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