Pressemitteilung vom 01.08.2025
Arbeitsmarkt in Rheinland-Pfalz: Mehr Chancen für Menschen mit Behinderung
In Rheinland-Pfalz hat die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen auf dem Arbeitsmarkt zugenommen. Dennoch gibt es weiterhin Herausforderungen, die überwunden werden müssen, um die Inklusion zu verbessern und den Fachkräftemangel zu bekämpfen.

Rheinland-Pfalz. Unbegründete Vorbehalte bei Arbeitgebern und Scheu bei Bewerbern sind laut der Arbeitsagentur Mainz wesentliche Gründe dafür, dass noch immer viele Menschen mit schweren Behinderungen keine Arbeit finden. "Schwerbehinderte trauen sich nicht, sich zu bewerben, und Arbeitgeber sagen, die bewerben sich ja nicht", berichtet Heike Strack, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Mainz.
Menschen mit Behinderung sind überproportional stark von Arbeitslosigkeit betroffen und bleiben besonders lange ohne Anstellung, erklärt Ellen Kubica, Landesbehindertenbeauftragte. Trotz guter Qualifikationen vieler Betroffener bleibt ihr Potenzial ungenutzt - eine verpasste Chance angesichts des Fachkräftemangels. Im Juli waren rund 6.900 schwerbehinderte Menschen arbeitslos, ein Anstieg um 1,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Ihr Anteil an allen Arbeitslosen betrug 5,4 Prozent.
Trotz Bildung bleiben viele Schwerbehinderte arbeitslos
Zwischen 2013 und 2023 stieg die Zahl der Beschäftigten mit einer schweren Behinderung um 18,2 Prozent auf rund 42.700. Besonders Frauen profitieren von diesem Zuwachs. Etwa die Hälfte der schwerbehinderten Arbeitslosen hatte 2024 eine abgeschlossene Berufs- oder Hochschulausbildung, verglichen mit nur einem Drittel der nicht schwerbehinderten Arbeitslosen.
Zu wenige Schwerbehinderte im Öffentlichen Dienst
Knapp 37 Prozent der Arbeitgeber erfüllen ihre Pflicht zur Beschäftigung schwerbehinderter Menschen vollständig, während weitere 37 Prozent dies teilweise tun. Arbeitgeber, die dieser Pflicht nicht nachkommen, zahlen zwischen 140 und 720 Euro pro Monat und Arbeitsplatz. Der öffentliche Dienst hinkt jedoch hinterher, da er die gesetzlich vorgeschriebene Quote von fünf Prozent knapp unterschreitet.
Susanne Wingertszahn, Vorsitzende des DGB Rheinland-Pfalz, betont, dass der Arbeitsmarkt noch immer eher exklusiv als inklusiv ist. Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderungen, wie Annahmen über mangelnde Produktivität oder Belastbarkeit, seien weitverbreitet. Die Arbeitsagentur nennt weitere Annahmen, darunter hohe Kosten und Schwierigkeiten bei der Kündigung.
Staat zahlt bis zu 75 Prozent des Arbeitslohns
Die Bundesagentur für Arbeit bietet intensive Beratung und Förderleistungen an, um Menschen mit Behinderungen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Dazu gehören Arbeitshilfen, Zuschüsse zu Ausbildungsvergütungen und Eingliederungszuschüsse. Das Budget für Arbeit unterstützt Menschen mit Behinderung dabei, einen Arbeitsplatz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu finden, indem bis zu 75 Prozent des Lohns übernommen werden.
Ein Beispiel für erfolgreiche Inklusion ist die Mainzer Service Center Schmidt GmbH & Co KG, die einen Mitarbeitenden mit Asperger-Syndrom beschäftigt. Seniorchef Wolf-Dieter Schmidt hebt hervor, wie wertvoll Vertrauen, Geduld und Engagement sind. "Stellt ein, es lohnt sich", lautet sein Appell an andere Unternehmen.
(dpa/bearbeitet durch Red)
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