Werbung

Nachricht vom 03.05.2012    

1. Warnstreik der IG Metall im Kreis Altenkirchen

Bei Federal Mogul in Herdorf fand der erste Warnstreik der IG Metall im Kreis Altenkirchen statt. Auch hier fordern die Arbeitnehmer 6,5 Prozent Lohnerhöhung und eine faire Behandlung der Leiharbeiter. IG-Metall-Bevollmächtigter Leonhard Epping, obwohl abgewählt, sprach zu den Mitarbeitern ebenso wie Betriebsratsvorsitzender Bruno Köhler.

Der erste Warnstreik der IG Metall im Landkreis fand in Herdorf vor den Toren von Federal Mogul statt. Fotos: anna

Herdorf. Der erste Warnstreik im Kreis Altenkirchen, von der IG Metall organisiert, fand bei der Firma Federal Mogul in Herdorf statt. Die dortige Belegschaft ist gewerkschaftlich stark organisiert und immer dabei, wenn es darum geht, dass die Arbeitnehmer ihren Forderungen durch kurze Streikphasen Nachdruck verleihen.
Derzeit sind in Herdorf bei Federal Mogul 404 Mitarbeiter inklusive der Leiharbeiter, plus 28 Auszubildende beschäftigt. Am Warnstreik beteiligten sich etwa 150 Leute aus der Frühschicht, dazu einige Azubis und dann kamen noch die Mitarbeiter der Nachmittagsschicht dazu.
"Diesmal treten die Kollegen für eine Lohnerhöhung von 6,5 Prozent, eine faire Behandlung der Leiharbeiter und die unbefristete Übernahme der Auszubildenden ein", so Betriebsratsvorsitzender Bruno Köhler. Im Vorfeld berichtete Köhler, dass Leiharbeit eigentlich teurer sei als das Einstellen eines Mitarbeiters. Ein Leiharbeiter, der einen Stundenlohn von acht Euro bekommt, wird vom Unternehmen mit 16 Euro beim Verleiher bezahlt. Ein fest angestellter Mitarbeiter würde für die gleiche Arbeit 12 Euro Lohn plus 1,30 Euro an Nebenkosten erhalten, käme somit das Unternehmen letztlich billiger.
Köhler begrüßte die Kollegen mit den Worten: „Ihr seid die Besten“ und erläuterte dies so, dass die Leute zum einen gute Arbeit leisten und zum anderen auch immer den Mut haben für ihre Forderungen auf die Straße zu gehen. Köhler verriss das Angebot der Arbeitgeber, die ganze 3 Prozent böten und dazu noch die 40 Stundenwoche um 12 Prozent Arbeitszeit erhöhen wollten.
Für die Azubis wolle man Sicherheit haben, dass sie nach ihrer Ausbildung übernommen würden und an die Leiharbeiter gerichtet appellierte Köhler, den Gewerkschaften beizutreten und sich zu engagieren.
Anschließend ergriff der noch amtierende IG-Bevollmächtigte Leonhard Epping das Wort. Er meinte, es sähe so aus, als sei dies nicht der letzte Warnstreik, den die Gewerkschaft durchführen werde. Das Angebot der Arbeitgeber sei unter aller Würde. Die Forderungen der Arbeitnehmer nannte er hingegen eine Selbstverständlichkeit. Es seien in der Metall- und Elektroindustrie schließlich 52 Milliarden Euro an Gewinnen gemacht worden und die Aktionäre erhielten hohe Beträge an Ausschüttungen. Nur die Arbeiter, die diese Gewinne erwirtschaftet hätten, die sollten mit geringen Zuwächsen abgespeist werden. Auf deren erbrachte Leistungen werde keine Rücksicht genommen.
Epping nannte die Forderungen keineswegs realitätsfremd. Es ginge schließlich darum, die Binnennachfrage anzukurbeln und dafür müssten die Menschen Geld in den Taschen haben. Die Arbeitgeber brauchten den Druck der Mitarbeiter. Das Ergebnis der Tarifrunde werde nicht mit den besseren Argumenten entschieden, sondern von dem, der sich durchsetzen könnte.
Man sei auch schon seit Monaten im Gespräch mit den Verbänden der Leiharbeitsfirmen. Von dieser Seite wolle man die derzeitigen Forderungen aber erst ab 2013 gewähren und dass dann noch unter der Prämisse, dass die Kollegen dafür zahlen sollten. Die Kosten sollten gedrückt, die Renditen jedoch gesteigert werden. Die Kostenkompensation solle von den Arbeitern getragen werden.
Epping forderte ein Ende mit dem Verramschen der Arbeitsleistung, es dürfe keine Menschen erster und zweiter Klasse geben. Die Tarifrunde werde kein Spaziergang, aber gemeinsam könne man die Durchsetzung der Ziele schaffen. „Lassen wir uns nicht auseinanderdividieren“.

Bezüglich der Auszubildenden sprach Epping davon, dass der Fachkräftemangel, über den derzeit schon viele Unternehmer klagen, letztlich auch hausgemacht sei. Die Zahl der Ausbildungsplätze wäre in den letzten Jahren mehr und mehr zurückgegangen. Zudem würden nur 80 Prozent der jungen Leute in eine unbefristete Festeinstellung übernommen. Die Gewerkschaften verlangten Sicherheit für die jungen Fachkräfte, damit diese auch ihr Leben planen könnten. Etwa 38 Prozent der jungen Arbeitnehmer befänden sich derzeit in prekären Beschäftigungsverhältnissen. Wer seine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen habe, der verdiene es unbefristet übernommen zu werden.
Abschließend ergriff der zwar gewählte, aber nicht im Amt bestätigte IG-Metall-Bevollmächtigte Claif Schminke das Wort. Er sprach den Arbeitnehmern Mut zu und appellierte an Alle, sich für die eigenen Rechte einzusetzen und zu engagieren.

In einem kurzen persönlichen Gespräch erklärte Epping, dass die Ausbildungssituation bei der Firma Federal Mogul mit 20 gewerblichen und acht kaufmännischen Auszubildenden noch eine sehr gute sei. Betriebsratsvorsitzender Bruno Köhler berichtete den Kollegen noch, dass auch in anderen Niederlassungen von Federal Mogul Deutschland derzeit gestreikt werde. (anna)



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Kreis Altenkirchen mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.



Lokales: Daaden & Umgebung

Jetzt Fan der AK-Kurier.de Lokalausgabe Daaden-Herdorf auf Facebook werden!

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
       
 


Anmeldung zum AK-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Altenkirchen.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Neueröffnung Bestattungshaus Heer in Kirchen (Sieg): Ein Ort der Begegnung und Beratung

Kirchen (Sieg). Das Bestattungshaus Heer, ein traditionsreiches Familienunternehmen mit über 70 Jahren Erfahrung in Wissen, ...

Westerwaldwetter: Das Osterwochenende wird durchwachsen

Westerwald. Der April, der macht, was er will. Wer kennt es nicht, das aufs Wetter bezogene, berühmte Sprichwort, das sich ...

Einwöchige Sperrung der K 61 zwischen Pirzenthal und Dünebusch

Wissen. Vom 3. bis zum 9. April ist die Kreisstraße 61 zwischen Pirzenthal und Dünebusch für den Verkehr nicht zugänglich. ...

Wäller Helfen startet Schwimmprojekt im Westerwald

Region. Die gemeinnützige Organisation Wäller Helfen engagiert sich für die Förderung der Schwimmfähigkeiten bei Kindern ...

Unbekannte Täter beschädigen Grillhütte in Dickendorf und entwenden einen Leitpfosten

Dickendorf. Die Polizei berichtet über einen Vorfall, der sich in der vergangenen Woche in Dickendorf ereignet hat. Zwischen ...

Warnung vor illegalen Praktiken: Angebote von Hausreparaturen ohne Erlaubnis

Bad Hönningen. Am Nachmittag des 27. März führten die Beamten der Polizei Linz eine Kontrolle eines Mercedes Vito durch. ...

Weitere Artikel


Betzdorfer Unesco-AG beim Projekttag dabei

Trier/Betzdorf. Wenig hold zeigte sich Petrus den mehreren hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern des 9. Internationalen ...

Maikonzerte an der IGS Hamm

Hamm. Am Freitag, 11.Mai, haben die Orchesterklassen der 5. und 6.
Schuljahre der IGS Hamm ihr großes Maikonzert in der ...

Vermisster 81-jähriger Senior gefunden

Friesenhagen. (Aktualisiert) Der vermisste 81-Jährige aus dem Altenheim Friesenhagen wurde in einer Bushaltestelle in Freudenberg ...

Neue Karatekurse im Mai

Nach nur zwei Jahren gehört das Karate Team des KSC Puderbach zu den fünf mitgliederstärksten Vereinen in Rheinland-Pfalz. ...

SPD-Fraktion will Antworten

Kreis Altenkirchen/Wissen. Neben der Diskussion über komplexe Themen der Kreispolitik, wie die Finanzsituation und die Weiterentwicklung ...

Aktuell: Bombe im Gleisbereich Au/Sieg ist beseitigt

Windeck-Au. Die Deutsche Bahn teilte mit, das am Donnerstag, 3. Mai, gegen 8 Uhr zwischen den Gleisen 3 und 4 eine Bombe ...

Werbung