Nicole nörgelt … über europäisches (und deutsches) Pfandchaos
Von Nicole
GLOSSE | Mit der Einführung der Pfandregelung für Mehrweg- und Einwegverpackungen – PET-Flaschen und Dosen – hätte doch alles so einfach sein können. Ähnlich wie das Glas-Mehrwegpfand in Kisten nimmt man einfach seine leeren Flaschen mit zum Einkaufen und gibt sie dort zurück. Wenn, ja wenn nicht am Ende doch wieder jeder seine eigene Suppe kochen würde.

GLOSSE! Pfand auf Dosen und PET-Flaschen ist allein deswegen sinnvoll, weil man die meisten Menschen leider nur über monetäre Anreize dazu bringen kann, ihren Müll nicht in Feld, Wald und Wiese liegen zu lassen. Und 25 Cent pro Flasche oder Dose sind ja schon Geld. Also grundsätzlich eine gute und sinnvolle Idee. Nur hapert es, wie leider sehr oft in Deutschland an der praktischen und vernünftigen Umsetzung.
Nicht jede Flasche darf in jeden Pfandautomaten
Die Probleme fangen schon an, wenn man sich Getränke in Mehrweg- oder auch Einwegflaschen zum Beispiel in Bayern oder Baden-Württemberg kauft, diese auf der Fahrt in den Urlaub in den hohen Norden konsumiert und dann unbedarft in den nächsten Supermarkt geht, um selbige beim Einkaufen in den Pfandautomaten zu stecken. Pustekuchen – sobald es sich nämlich um eine Marke oder einen Hersteller handelt, der in dieser Region nicht vertreten ist, wird meist die Mehrwegflasche, die allerdings nur zwischen acht und 15 Cent Pfand kostet, nicht angenommen. Es gibt also zwei Möglichkeiten. Erstens, die Mehrwegflasche fährt den ganzen Urlaub im Auto mit rum, dann wieder mit zurück und wird dann drei Wochen später zu Hause abgegeben. Zweitens, die Flasche landet bestenfalls in einem Mülleimer und nicht irgendwo in der Natur.
Grenzüberschreitendes Pfandchaos
Noch spannender wird es, wenn man Getränke aus Deutschland mit ins europäische Ausland oder wieder mit zurück nimmt, weil man es einfach nicht geschafft hat, alles zu trinken, seinen Saft aber auch nicht zurücklassen möchte. Denn jedes europäische Land hat seine eigene Pfandregelung und somit auch sein eigenes Pfandkennzeichen. Folglich kann man alles, was man in Deutschland gekauft hat, auch nur in Deutschland zurückgeben (mit den oben genannten Einschränkungen) und umgekehrt. Also fleißig alles vor der Grenze austrinken und wieder abgeben. In den Niederladen zum Beispiel sind auf der PET-Flasche 15 Cent Pfand und nicht 25 Cent wie in Deutschland.
Hauptsache "Bleib-dran-Deckel"
Beim Einweg- und Mehrwegpfand ist es also nicht möglich, innerhalb von Europa eine einheitliche Regelung zu finden, aber beim dusseligen "Bleib-dran-Deckel" da sind sich alle einig. Der Deckel, der einfach nur dazu führt, dass Flaschen nicht mehr richtig verschlossen werden können, dass man sich beim Trinken mit dem scharfkantigen Plastik hübsche Kratzer ins Gesicht zaubert und die Reste im Deckel jedes Mal beim Trinken auf die saubere Kleidung kleckern. Das ist natürlich eine wirklich lobenswerte Errungenschaft, die im Übrigen meistens nur dazu führt, dass die Leute den Deckel wutentbrannt abreißen und doch irgendwann in die Ecke feuern.
In diesem Sinne, liebe Leser, ärgern Sie sich nicht, wenn Sie Ihre Pfandflaschen durch die Gegend fahren müssen, um sie irgendwann in einem Laden abgeben zu können. Nehmen Sie es mit Humor, auch wenn der kratzige Deckel an der Flasche einen schon mal zur Weißglut treiben kann.
Ihre Nicole
Definition einer Glosse
Als Glosse wird ein kurzer journalistischer Text bezeichnet, in dem sich der Autor mit aktuellen Nachrichten auf satirische Art und Weise auseinandersetzt. Die Themen einer Glosse können sowohl gesellschaftlich wichtig als auch witzig oder kurios sein.
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Nicole nörgelt
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