Waldbreitbach lachte: Sabine Bode verwandelte Lesung in Kabarett
Von Helmi Tischler-Venter
Die Bestseller-Autorin Sabine Bode war im Rahmen des Westerwälder Literatursommers mit einer Best-of-Lesung ihrer humoristisch-kritischen Bücher angekündigt. Anstelle einer schlichten Lesung spielte sie ihr Kabarettprogramm "Postjugendlich", das Textauszüge beinhaltet. Das Publikum hatte seinen Spaß mit der unerwarteten Genre-Änderung und ging begeistert mit.

Waldbreitbach. Die versierte Autorin aus Bochum schrieb jahrelang Gags für deutsche Comedygrößen, seit zehn Jahren steht sie selbst als Kabarettistin auf der Bühne. Im Hotel zur Post schoss sie ihre lebenserfahrenen Erkenntnisse voller Esprit in die Ohren der Zuhörerschaft. Statt eines ihrer Bücher vorzulesen, die eine Vielzahl an Sprüchen und Weisheiten enthalten, zitierte sie aus Zeitschriften, die den Geist von Jugendlichen und Postjugendlichen zu treffen vorgeben oder vor Jahrzehnten vorgaben. Änderungen sind unverkennbar bei Themen wie "Geschenke unter 100 Euro", "Typberatung durch Promis", "Blähbauch", Klopapier "Happy End" oder verschämtem "Vagisan"-Kauf mittels Werbe-Bons.
Bode gehört zu einer gesellschaftlichen Randgruppe: verheiratet, zwei Kinder, kein Weber-Grill. "Kinder sind ein Geschenk, aber ein Wellness-Gutschein hätte es auch getan." Ihr größter Wunsch ist "ein möglichst langes Leben, damit ich auch dir lange zur Last fallen kann." Kommunikation mit den Kindern ist ihr wichtig, daher führte sie mit dem Publikum ein Mitmach-Spiel durch mit den Ansagen "Eltern sagen…/Eltern meinen…" Durchaus sarkastisch fiel ihre Analyse der verschiedenen Eltern-Typen und ihres jugendlichen Hausarztes Dr. Linus Lindemann aus.
Von den belastenden Erinnerungen an die nervigen Mitmenschen entspannte sie sich durch zehn-sekündliches Speed-Yoga, um danach wegen des "gedruckten Kirschkernkissens", der Zeitschrift "Landlust", erneut in Wallung zu geraten. Es folgte der ultimative Stresstipp: "Stellen Sie sich auf die A 40 bei Wattenscheid, die hat Flüsterasphalt."
Für ein Quiz aus dem Yoga-Buch aktivierte sie zwei Freiwillige, Peterle und Gabriela, die Zitate bestimmten Personen zuordnen sollten. Belohnungen für deren Einsatz waren eine alte "Bravo" und ein Tütchen "Capri-Sonne".
Dank Sabine Bode kennen die Besucher nun die wichtigen Begriffe "MSU", "Olivenboot", "Broschenluder", "Kürbisköppe und Kümmellümmel", "Paradise Garden" und "Hormon-Yoga". Eine "würdevolle Verabschiedung" gestaltete die Künstlerin in einer in Auflösung befindlichen pinken Federboa mit dem Song "Ich bin postjugendlich". Als Zugabe spielte sie mit viel Sprachbegabung und Witz ein "leichtes, luftiges Thema: Trennungsgespräche in Berufssprache".
Katharina Roßbach, Programmleiterin der Westerwälder Literaturtage, wies darauf hin, dass diese Veranstaltung die einzige kabarettistische sei. Weitere Lesungen finden Sie unterwww.ww-lit.de. htv
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