Werbung

Nachricht vom 09.10.2025    

Rund um Altenkirchen: „Buchstabensalat“ hilft Grundschülern beim lesen lernen

In Deutschland hat etwa ein Viertel aller Viertklässler Schwierigkeiten beim Lesen. 25 Prozent der Kinder in dieser Altersstufe, so die Online-Variante der ARD-Tagesschau (Mai 2023), erreichen nicht das Mindestniveau beim Textverständnis, das für die Anforderungen im weiteren Verlauf der Schulzeit nötig wäre. Vor diesem Hintergrund agiert die ehrenamtlich tätige Lesegruppe „Buchstabensalat“.

Bert Wirges und Georg W. Küpper (rechts) organisieren auch für die Pestalozzi-Grundschule in Altenkirchen den Einsatz der ehrenamtlichen „Buchstabensalat“-Kräfte. (Foto: vh)

Altenkirchen. Lesen können ist für das Leben einfach unerlässlich. Umso erschreckender ist die Zahl der Kinder in vierten Klassen, die mit dieser Fertigkeit Probleme haben. Laut einer Studie aus dem Jahr 2023, die sich auf Untersuchungen aus dem Jahr 2021 gründet, erreichen 25 Prozent der Jungen und Mädchen dieser Altersstufe in Deutschland nicht das Mindestniveau beim Textverständnis, das für die Anforderungen im weiteren Verlauf der Schulzeit nötig wäre. Genau vor diesem Hintergrund hat sich in der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld die Lesegruppe „Buchstabensalat“ unter dem Dach der Ehrenamtsinitiative „Ich bin dabei!“ gegründet, die im Frühjahr 2024 sich „ganz langsam“ auf den Weg gemacht hat, das Übel an der Wurzel zu packen. Nach mehreren medialen Aufrufen und Treffen in unterschiedlichen Orten zwischen Willroth und Helmeroth, bei denen jeweils das gesamte Drumherum besprochen wurde, standen die ersten Mitstreiter fest. Die Methodik ist ganz einfach: Ehrenamtler bieten ihre Unterstützung in Grundschulen beim lesen lernen in erster Linie der Zweit- und Drittklässler an. Als Organisatoren der Einsätze fungieren Rentner Bert Wirges (Altenkirchen) und Pensionär Georg W. Kipper (Weyerbusch), die das Projekt komplett organisieren und, falls es die Zeit noch zulässt, ebenfalls mit Jungen und Mädchen die richtige Aussprache von hintereinander aufgereihten Buchstaben üben. „Nebenbei“ sind aktuell drei Kindertagesstätten und ein Seniorenheim weitere Anlaufstellen, in denen sich - zusammen mit denen in Schulen - derzeit rund ein Dutzend freiwillig Tätige, die „Freude an der Tätigkeit“ haben sollten, engagieren. Nur hören sie in diesen Fällen nicht zu, sondern tragen die eine oder andere Geschichte oder das eine oder andere Märchen selbst vor. Im Hintergrund der Aktion agiert die Verbandsgemeinde, die beispielsweise kostenlos Führungszeugnisse besorgt, ohne die ein Engagement erst gar nicht möglich ist. Wirges und Kipper knüpfen Kontakte zu den Schulen, um beispielsweise Termine abzusprechen. Derzeit gibt es diese private „Nachhilfe“ an der Pestalozzi-Grundschule in Altenkirchen, der Bürgermeister-Raiffeisen-Grundschule in Weyerbusch, der Glück-auf!-Grundschule in Horhausen und der Raiffeisen-Grundschule in Flammersfeld. In Vorbereitung ist die Ausweitung der Unterstützung auf die Grundschule „Lahrer Herrlichkeit“ in Oberlahr.

Erst Rücksprachen, dann Übungen
Das Prozedere ist ganz einfach: Nach Rücksprache mit Schulleitung und Klassenlehrern dürfen zwei bis drei Kinder den Unterricht verlassen und das Lesen in anderen Räumen unter Aufsicht eines der Mitglieder der Gruppe üben, das für seine Tätigkeit einen speziellen Ausweis erhält und natürlich auch versichert ist. Innerhalb einer Klasse geht es reihum, so dass jeder Schüler mindestens einmal in den Genuss kommt, diese besondere Stunde genießen zu dürfen. „Das Verhalten der Kinder ist sehr unterschiedlich, manche sind Zappelphilippe, manche scheinen nicht aufzupassen, doch bei einem Stichwort wissen sie genau, worum es geht“, betonen Wirges und Kipper unisono. „Wir haben das Gefühl, dass sie uns brauchen, das Interesse zum Üben ist da“, ergänzt Wirges, „es macht uns richtig Spaß.“ Defizite in dieser speziellen Fähigkeit seien durchaus vorhanden. Deswegen sei es nur normal, dass „wir natürlich korrigierend eingreifen“. Logisch, dass gute Ausführungen gleichfalls gelobt würden. Inzwischen sind Wirges und Kipper auch abseits der Schulen keine Unbekannten mehr. Sie werden teils enthusaistsich von Kindern auf der Straße angesprochen, Wirges wurde liebevoll schon „Leseopa“ getauft. Rebecca Seuser, in der Verbandsgemeindeverwaltung unter anderem fürs Ehrenamt zuständig, weiß: „Schulen und die Gruppe haben inzwischen Vertrauen zueinander. Der Ablauf ist sehr professionalisiert.“ Zuständige (zweite) Beigeordnete für das Ehrenamt ist Petra Eul-Orthen. Ein wenig größer werden die Kreise der Zuhörer, geht es in eine Kita oder ein Seniorenheim: rund zehn bei den Kleinsten, zwischen 15 und 20 bei den betagten Menschen, die „wir auch aus ihrer Einsamkeit holen möchten“, nennt Kipper einen wichtigen Grund für die Stippvisiten in den Refugien für ältere Frauen und Männer.



Das ist „Ich bin dabei!“
Die Internetpräsens der RLP-Landesregierung beschreibt: Ins Leben gerufen wurde die Ehrenamtsinitiative „Ich bin dabei!“ 2013 von Ministerpräsidentin a. D. Malu Dreyer. „Viele Rheinland-Pfälzer sind begeistert bei der Sache, sie stärken mit ihren Aktivitäten das Gemeinwohl und machen die Kommunen lebendig und attraktiv. Das ist gelebte Solidarität, das ist gelebte Demokratie. Dafür bin ich froh und dankbar“, sagt der inzwischen amtierende Ministerpräsident Alexander Schweitzer. „Das zentrale Anliegen der Initiative ,Ich bin dabei!‘ ist und bleibt es, neues ehrenamtliches Engagement anzuregen, bestehendes zu stärken, Kommunen bei ihrer strategischen Engagementsentwicklung zu unterstützen und zu ihrer Vernetzung beizutragen“, betont er weiter. Zentraler Baustein der Initiative war und ist das Angebot, „Menschen 60+ Lust am Ehrenamt vermitteln“. Ziel ist es, Menschen in der nachberuflichen Lebensphase und Menschen mit Zeit und Lebenserfahrung für das Engagement und Ehrenamt zu begeistern - fern der Vereinsarbeit. Sie sollen das tun, worauf sie Lust haben, ihre Kompetenzen und Interessen einbringen und dafür Mitstreiterinnen und Mitstreiter finden. Die VG Altenkirchen-Flammersfeld ist seit über zehn Jahren in der Initiative dabei (bis 2020 vor der Fusion die VG Altenkirchen und Flammersfeld getrennt). Aktuell sind 15 Projektgruppen am Start. Pro Jahr werden bei vier Projektwerkstätten weitere Ideen geprüft und unter Umständen zum Leben erweckt.

Das ist IGLU
Der Anteil der Kinder in Deutschland, der nicht über ausreichende Lesekompetenz verfügt, ist hoch, wie das „Bildungsserver Innovations-Portal“ darstellt: Jedes vierte Kind verlässt die Grundschule ohne ausreichende Lesefähigkeiten. Das zeigen die Ergebnisse der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) 2021, die im Jahr 2023 vorgestellt wurden. Die Anzahl der Grundschulkinder, die nicht ausreichend lesen können, nahm deutlich zu. IGLU wird alle fünf Jahre durchgeführt. Die erste Studie IGLU 2001 erschien im Jahr 2003. Seit 2019 unterstehen die Durchführung und Koordination dem Institut für Schulentwicklungsforschung an der Technischen Universität Dortmund (IFS). Weltweit beteiligten sich rund 60 Staaten und Regionen an IGLU 2021. In Deutschland nahmen an der jüngsten Haupterhebung 4611 Viertklässler an 252 Grund- und Förderschulen in allen 16 Bundesländern teil. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen ein ernüchterndes Bild: Die mittlere Lesekompetenz der Viertklässler in Deutschland ist signifikant gesunken! Sie bewegt sich mit 524 Punkten im internationalen Vergleich zwar im Mittelfeld, verglichen mit der Ausgangserhebung 2001 (539 Punkte) und allen weiteren Erhebungen (2006: 548, 2011: 541, 2016: 537 Punkte) sind die mittleren Leistungen jedoch deutlich geringer geworden. Damit hat die Anzahl der Grundschulkinder in Deutschland, die nicht ausreichend lesen kann, weiterhin zugenommen. Den Spitzenplatz belegte Singapur mit 587, den letzten Südafrika mit 288 Punkten. (vh)

Wer sich ehrenamtlich engagieren möchte, mailt an: be.wirges@gmail.com oder gwkipper@gmail.com



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Kreis Altenkirchen mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.



Lokales: Altenkirchen & Umgebung
Feedback: Hinweise an die Redaktion

.: Neu bei Instagram :. => @kuriere_news



Aktuelle Artikel aus Region


Fortschritte bei der Sanierung der Turnhalle der Franziskus-Grundschule Wissen

Die umfassende energetische Sanierung der Turnhalle der Franziskus-Grundschule in Wissen schreitet voran. ...

Sprintstärke und Ausdauer: Elias Jakobs zeigt in Solingen und Münster sein Talent

Der Betzdorfer Radsportler Elias Jakobs hat in Solingen und beim Sparkassen Münsterland Giro seine Form ...

Andrea Höfer zur Verbandsgemeindeamtfrau befördert

Im Kirchener Rathaus wurde Andrea Höfer in einer feierlichen Zeremonie zur Verbandsgemeindeamtfrau ernannt. ...

Kartoffelfest und Herbstpreisschießen in Schönstein

Am Sonntag, 12. Oktober 2025, lädt die St. Sebastianus Schützenbruderschaft zum beliebten Kartoffelfest ...

Buddhistische Klostergespräche in Pracht laden zum Innehalten ein

Das buddhistische Kloster Hassel in Pracht öffnet am Sonntag, 12. Oktober 2025, wieder seine Türen für ...

Unfallflucht in Daaden: Unbekannter beschädigt geparkten Audi

In Daaden kam es am Dienstag (7. Oktober 2025) zu einer Verkehrsunfallflucht. Ein geparkter Audi wurde ...

Weitere Artikel


Schutz vor Cybercrime: Verbraucherzentralen bieten kostenfreies Web-Seminar

Im Oktober wird europaweit der Cyber Security Month begangen, um auf die wachsende Bedrohung durch Cyberkriminalität ...

Fortschritte bei der Sanierung der Turnhalle der Franziskus-Grundschule Wissen

Die umfassende energetische Sanierung der Turnhalle der Franziskus-Grundschule in Wissen schreitet voran. ...

Grüne im Wahlkreis Altenkirchen präsentieren Kandidaten für die Landtagswahl 2026

Im Rahmen einer Wahlversammlung haben Bündnis 90/Die Grünen ihre Direkt- und Ersatzkandidaten für den ...

Werbung