Azubis der Westerwald Bank helfen, den heimischen Wald aufzuforsten
Statistische Werte, die schwarz auf weiß daherkommen und Erfolg ausweisen, sind gut und schön. Aber erst richtig greifbar wird eine gute Nachricht, wenn etwas Handfestes die Zahlen untermauert. Die genossenschaftlich agierende Westerwald Bank pflanzt in jedem Jahr für jedes neue Mitglied einen Baum. Rund 1000 frischgebackene Anteilseigner bedeuteten: Circa 1400 Setzlinge fanden ihre neuen Lebensräume in der Nähe von Fluterschen.
Fluterschen. Tausche für einen Tag den Schreibtisch inklusive PC gegen ein paar Handschuhe und ein Gartengerät ein, mit dem Löcher in den Waldboden gegraben werden können: Dieser Grundsatz galt am Freitag (24. Oktober) für 17 Auszubildende der Westerwald Bank (alle im ersten Lehrjahr), die sich im Waldstück am Rande des Hohnsdeller Seifen in der Nähe von Fluterschen körperlich betätigten. Unter den Augen mehrerer Fachleute des Forstamtes Altenkirchen setzten sie die Tradition des genossenschaftlich organisierten Geldinstitutes fort und pflanzten für jedes neue Mitglied jeweils einen Baum. Rund 1000 Setzlinge für rund 1000 neue Anteilseigner fanden ihre neuen Lebensräume, weitere rund 400 werden in den kommenden Tagen noch von Forstamtsmitarbeitern in die Erde der großen Kahlfläche eingebracht. Statt Fichten, die einst die Szenerie auf diesem leicht abschüssigen Gelände dominierten, sollen nun Trauben- und Roteiche, Edelkastanie, Baumhasel, Spitzahorn und Riesenmammutbaum zu einem stabilen Mischwald wachsen, der widerstandsfähig gegen Trockenheit, Schädlinge und Klimaextreme sein soll. Den neuen „Mitbewohnern“ eilt der Ruf voraus, schon heute in wärmeren Regionen gut zu gedeihen. „Die Fichten in diesem Wald“, so erklärt es eine Info-Tafel am Rande der Aufforstung, „litten in den letzten Jahren stark unter Trockenheit und Hitze. Geschwächt durch den Klimawandel, konnten sie dem Borkenkäfer nichts entgegensetzen. Viele Bäume starben ab und mussten rasch gefällt werden. Holzmengen, die ansonsten über Jahrzehnte pfleglich und nachhaltig genutzt werden, mussten hier in kürzester Zeit geerntet werden. So entstand diese große Kahlfläche.“
Termin ist immer fix
Für Lehrlinge des Geldhauses ist ein solcher Termin immer fix. Schon seit rund 15 Jahren engagiere sich die Bank in diesem Sektor, sagte Vorstandsmitglied Markus Kurtseifer. Quer durchs Geschäftsgebiet, das den Landkreis Altenkirchen, den Westerwaldkreis und Teile des Kreises Neuwied umfasst, hätten solche Pflanzaktionen immer in Kooperation mit Landesforsten Rheinland-Pfalz stattgefunden. Derzeit, so Kurtseifer ergänzend, seien rund 50 Lehrlinge in verschiedenen Ausbildungsjahren „unterwegs“. Angeboten werde auch ein Duales Studium, das mit den Abschlüssen „Bachelor“ oder „Master“ beendet wird. Zu pass kommt den Nachwuchskräften die geografische Nähe zu Schloss Montabaur, das seit 1970 als bundesweites Zentrum für die Managementqualifizierung von angehenden und aktuellen Führungskräften der Genossenschaftsbanken sowie genossenschaftlich-kooperativer Unternehmen dient und als Akademie Deutscher Genossenschaften (ADG) bekannt ist.
Holzgatter verhindert Verbiss
Dass alle kleinen Gewächse ordnungsgemäß gen Himmel wachsen können, dafür sorgen nunmehr Holzgatter als Komplettabgrenzung der neu bepflanzen Flächen, so dass in den ersten mindestens fünf Lebensjahren und bis zu einer Mindesthöhe von rund 150 Zentimetern ein Verbiss der Triebe durch „Waldbewohner“ nicht möglich ist. Nach Auskunft von Michael Weber, dem Chef des Forstamtes in der Kreisstadt, soll die Umzäunung womöglich gar nicht mehr demontiert werden, sondern mit der Zeit in sich zusammenfallen und an Ort und Stelle verharren. Alle Pflanzen stammten aus der Darmstädter Baumschule. Im Frühling des kommenden Jahres wird kontrolliert, inwieweit die „Zugezogenen“ angewachsen sind. Eine Rückmeldung an die angehenden Banker ist vereinbart. „Es gibt unterschiedlich Prozentsätze“, erläuterte Markus Follmann, Leiter des Reviers Obererbach. Mit Blick auf Lage und Bodenbeschaffenheit (feucht) könnten es durchaus 90 Prozent oder sogar mehr werden. Auf der anderen Seite aber weiß er auch, dass es hin und wieder Totalausfälle gibt. „Das sieht man in 100 Jahren noch, das ist was für die Ewigkeit“, ließ Weber schließlich seinen Blick über das Tagwerk schweifen und zog einen Vergleich: „Was Ihr in den Computer eingegeben habt, ist nächste Woche vergessen.“ Und einen guten Rat hatte er schmunzelnd auch noch parat: „Wenn es hinten zwickt, nicht gleich die 112 anrufen. Es geht vorbei.“ Der ein oder andere Nachwuchs-Forstwirt wird gewiss den einen oder anderen Muskel mal deutlicher spüren, als es normalerweise der Fall ist!
Das Forstamt Altenkirchen
Das Forstamt Altenkirchen, so die eigene Homepage, betreut insgesamt eine Fläche von ca. 25.000 Hektar Wald und ist in zehn Reviere und ein Privatwaldrevier aufgeteilt. Sie zieht sich von Peterslahr an der westlichen bis kurz vor Siegen an der östlichen Grenze. Die Höhenlagen sind stark unterschiedlich. Während die Stadt Altenkirchen auf einer Höhe von 230 Meter über Normal Null (NN) liegt, ist der Stegskopf bei Emmerzhausen mit 654,4 Meter über NN der höchste Punkt im Forstamt. Die Fichte war lange Zeit Sinnbild des Forstamtes Altenkirchen. Aufgrund der Trockenjahre und des immensen Borkenkäferbefalls rückt sie in den Hintergrund. Die Leitbaumarten sind Eiche und Buche, gefolgt von anderen Laubbaumarten wie Birke und Vogelbeere. Die Schlusslichter in der Baumartenverteilung bilden Douglasie, Lärche und andere Nadelbäume wie die Kiefer. Der jährliche Hiebsatz liegt zwischen circa 20.000 und 25.000 Festmetern. Mit 28 Prozent besitzen die Haubergsgenossenschaften den größten Flächenanteil in der Betrachtung der Waldbesitzarten. Unter dem Begriff Haubergsgenossenschaften versteht man einen Zusammenschluss von vielen einzelnen Privatwaldeigentümern. Diese Form des Waldbesitzes ist zudem eine Besonderheit im Forstamt Altenkirchen und findet sich im nördlichen Teil des Dienstgebietes wieder. Eine weitere Besonderheit ist der hohe Anteil an Staatswald im nördlichen Rheinland-Pfalz. Mit etwas mehr als 5000 Hektar macht er mit 21 Prozent den zweitgrößten Flächenanteil aus. Im südlichen Teil des Forstamtes und mit einem Flächenanteil von 15 Prozent gliedern sich die zweitgrößten Privatwaldzusammenschlüsse, die Waldinteressentenschaften“, an. Der Körperschaftswald, also der Stadt- und Gemeindewald, hat einen Flächenanteil von neun Prozent. Die übrigen 27 Prozent der betreuten Waldfläche gehören Kirchengemeinden oder sonstigen Privatwaldbesitzern. (vh)
Lokales: Altenkirchen & Umgebung
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