Gerücht in Altenkirchen: AfD habe Interesse am Kauf der Akademie für Land und Jugend
Ein Gerücht ist laut Wikipedia eine unverbürgte Nachricht, die stets von allgemeinem bzw. öffentlichem Interesse ist, sich diffus verbreitet … Das wichtigste Merkmal ist die Ungesichertheit der weitergegebenen Information. Auf die Stadt Altenkirchen bezogen: Hat die AfD Interesse am Kauf der evangelischen Akademie für Land und Jugend bekundet?
Altenkirchen. Fakt ist: Die evangelische Akademie für Land und Jugend im Altenkirchener Dieperzbergweg, vielen besser noch unter der Bezeichnung „Landjugendakademie“ bekannt, steht schon seit Monaten zum Verkauf (der AK-Kurier berichtete). Noch hat sich offenbar niemand gefunden, der bereit ist, die rund 1,8 Millionen Euro (so wird sie in einer Darstellung eines heimischen Immobilienmaklers angeboten) auf den Tisch zu blättern. Oder ist doch ein Interessent in Sicht? In und rund um die Kreisstadt jedenfalls hält sich hartnäckig das Gerücht, dass die Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) ins Auge gefasst habe, das große Objekt zu erwerben. Niemand weiß, wer diese Parole in die Welt gesetzt hat. Ohne Zweifel: Das Gerede jedenfalls passt auf die Definition eines unbestätigten Sachverhalts: Laut Wikipedia ist ein Gerücht eine unverbürgte Nachricht, die stets von allgemeinem bzw. öffentlichem Interesse ist, sich diffus verbreitet und deren Inhalt mehr oder weniger starken Veränderungen unterliegt. Das wichtigste Merkmal eines Gerüchts stellt die Ungesichertheit der weitergegebenen Information dar. Versuche einer Verifizierung scheiterten bislang. „Ich bin mit dem Immobilienmakler in Kontakt, der mir sagte, es gebe keine Anfrage der AfD. Ich weiß nicht, wo das Gerücht herkommt“, erklärte Altenkirchens Stadtbürgermeister Ralf Lindenpütz. Auch auf Ebene der Verbandsgemeinde (VG) Altenkirchen-Flammersfeld herrscht Rätselraten ob der Faktenlage. „Ich habe von diesem Gerücht aus der Presse erfahren. Die Landjugendakademie hat bislang weder mir mir persönlich noch mit unserer Grundstücksverwaltung im Rathaus Kontakt aufgenommen. Ich habe lediglich gehört, dass derzeit ein Makler mit der Veräußerung betraut sei“, erläuterte Fred Jüngerich als Bürgermeister der VG. Tobias Schmidt, Vorstandsvorsitzender, Akademie- und Studienleiter „Mensch & Schöpfung“, ließ eine Anfrage des AK-Kuriers von den Pressestellen der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beantworten: „Die Immobilie der evangelischen Akademie für Land und Jugend in Altenkirchen war in den vergangenen 60 Jahren der zentrale Ort der Arbeit der Akademie. Seit Corona aber ging der Besuch vor Ort deutlich zurück. Eine Analyse hat gezeigt, dass trotz einiger kostenreduzierender Maßnahmen in den vergangenen Jahren wie ein Selbstversorgerangebot die Akademiearbeit am Standort Altenkirchen nicht zukunftsfähig ist. Deshalb wurde von den Trägern, der EKD, der Arbeitsgemeinschaft Evangelische Jugend und der EKiR, entschieden, das Haus zu verkaufen. Es wird über einen Makler seit Juli zum Verkauf angeboten. Es gibt bislang nur erste Interessensbekundungen, aber noch keine konkreten Verkaufsverhandlungen. Selbstverständlich gehört zu künftigen Verkaufsverhandlungen auch, genau darauf zu schauen, wer das Haus zu welchem Zweck erwerben möchte.“
Grundstück misst 8000 Quadratmeter
Das Grundstück (unter anderem nunmehr teilweise ausgerichtet auf das gerade eröffnete Fachmarktzentrum im Weyerdamm) misst rund 8000 Quadratmeter. In 70 Zimmern können bis zu 110 Betten angeboten werden. Büros und Tagungsräume inklusive einer Küche runden das Raumangebot ab. Hinzu kommen als Pluspunkte die schöne Lage am Stadtrand mit unmittelbar angrenzendem Wald des Dieperzberges und die fix fußläufig zu erreichende City mit guten Einkaufsmöglichkeiten. „Es ist keine uninteressante Immobilie,“ hatte Timo Runkel als stellvertretender Akademie- und dazu noch Referatsleiter „Land und Kirche“ betont, als die Verkaufsabsichten publik gemacht worden waren. Das Trägertrio schließe sich mit diesem Schritt des Verkaufs einem bundesweiten Trend an, berichtete damals Schmidt, denn die beiden großen Glaubensgemeinschaften würden sukzessive von in der Unterhaltung teuren Häusern mit dem Zuschnitt einer Akademie für Land und Jugend Abstand nehmen. „Die hessische Landeskirche hat sich bereits von allen Häuser dieser Art getrennt“, fügte Runkel an. Das habe auch damit zu tun, dass die Nachfrage nicht mehr die der Vor-Corona-Zeit erreiche. „Die Orte der Begegnung werden immer weniger“, brachte es Schmidt auf den Punkt.
Grundsteinlegung im Jahr 1957
Wie gut die „alten“ Zeiten waren, zeigt die Tatsache, dass die Akademie nach der Grundsteinlegung im Jahr 1957 (20. Oktober) und der Eröffnung am ersten Advent 1958 zweimal erweitert wurde. Mitte der 1980er-Jahre gesellten sich zunächst ein neues Gästehaus und ein Pavillon hinzu. Vor etwas mehr als 20 Jahren wurde das Gebäude um einen weiteren Flügel ergänzt, so dass ein zum Weyerdamm hin geöffnetes „U“ entstand. 1,4 Millionen Euro hatte das Projekt mit der räumlichen Erweiterung (unter anderem bis auf 70 Einzel- und Doppelzimmer aufgestockt) gekostet, zusätzlich waren 1,5 Millionen Euro in die Sanierung des alten Trakts geflossen. „Die Kreisstadt Altenkirchen … ist die Wahlheimat der evangelischen Landjugendakademie. Die geografische Lage ist günstig: 50 km vom Rhein entfernt, 55 km von Bonn, 120 km von Frankfurt, ist sie für Besucher aus Nord, Ost, Süd und West gut erreichbar. Diese Lage kommt dem Auftrag entgegen: Die Akademie, eine Einrichtung der Evangelischen Kirche in Deutschland, ist das Arbeitszentrum der Evangelischen Jugend auf dem Lande, die sich als Aktion der Evangelischen Kirche in Deutschland versteht“: Mit dieser Beschreibung, die dem ersten Prospekt aus dem Jahr 1957 entnommen wurde, begann Dr. Otmar Hesse im Heimatjahrbuch 1988 des Kreises Altenkirchen seine Würdigung zum 30. Geburtstag der ehemaligen „LJA“. Hesse selbst leitete die Geschicke des Hauses von 1976 bis 1988. Es folgten Gerd Kolakowski (1988 bis 1992), Dieter Sonnentag (1992 bis 2011/zunächst als Vakanzvertretung) und Anke Kreutz (2011 bis 2020), ehe Schmidt das Heft in die Hand nahm. Vor ihnen waren am Ruder gewesen: Johannes Hasselhorn (1957 bis 1960), Friedrich Bremer (1960 bis 1965), Joachim Klieme (1965 bis 1972) sowie Helmut Grün (1972 bis 1976).
Aus immens vielen Ländern
Hesse führte damals weiter aus: „Fast 30 Jahre später lässt sich feststellen. Die Ortswahl Altenkirchen wurde nie bereut, wenngleich heute Zweifel im Blick auf die ,zentrale Lage’ Altenkirchens laut werden. Die evangelische Landjugendakademie … ist zu einem ,Markenbegriff’ für Jugend- und Erwachsenenbildung im Rheinland, in der Bundesrepublik Deutschland und in vielen europäischen und nichteuropäischen Ländern geworden. Mehr als 2000 Menschen haben seit 1959 jährlich das Haus besucht, darunter Menschen aus Argentinien, Brasilien, Chile, den USA, aus Namibia, Südafrika, Ägypten, Marokko, aus Israel, aus der DDR, aus Frankreich, Rumänien, Großbritannien, der Schweiz, Österreich usw.“ (vh)
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