Medaillensammler Friedhelm Adorf: Top auf der Laufbahn und auch vor der Kamera
In der Lebensphase, in der Menschen oft körperlichen Gebrechen (und/oder geistigen Ausfällen) Tribut zollen müssen, sprintet er fast wie ein Jungspund, ohne auch nur den geringsten Blessuren Rechnung tragen zu müssen: Senioren-Leichtathlet Friedhelm Adorf ist mit seinen nunmehr 82 Jahren ein Muster an Beständigkeit und Leistungswillen, die sportliche Erfolge ohne Unterlass mit sich bringen.
Heupelzen. Es war einmal mehr eine lange Saison mit vielen Höhepunkten. Deswegen wird Senioren-Leichtathlet Friedhelm Adorf (Heupelzen) in den kommenden Wochen ein wenig kürzer treten, sich die Regenration auf die Fahnen schreiben. Zu den herausragenden Erfolgen in den zurückliegenden Monaten gehören für den 82-Jährigen, der in der Klasse M 80 startet, die sechs teils mit enormem Vorsprung errungenen Siege bei der EM (European Masters) auf der portugiesischen Insel Madeira, der Erfolg über 400 Meter und die zweiten Ränge über 60 und 200 Meter sowie die dritte Position mit der deutschen 4x200-Mixed-Staffel (Klasse 70) bei der Hallen-WM in Gainesville (US-Bundesstaat Florida). Dazu kamen weitere Triumphe bei Deutschen Meisterschaften (Halle und Freiluft). Der Europa-Rekord über 200 Meter in 29,78 Sekunden bei den nordrhein-westfälischen Titelkämpfen in Wassenberg stellte das i-Tüpfelchen dar. „Mir wird allmählich Angst vor mir selbst“, resümiert Adorf die zurückliegenden Monate, „ich wundere mich, dass ich das so kann.“ Diese Dominanz birgt aber auch eine Schattenseite, denn es gebe Konkurrenten, die für einen Wettbewerb nicht mehr melden würden, wenn „der Adorf auch am Start ist“. Deswegen reiche er seine Nennungen immer „auf den letzten Drücker“ ein. Nicht unbedingt als negativen Aspekt wertet Adorf die Tatsache, dass aufgrund seiner sportlichen Leistungsfähigkeit „Leute auf mich aufmerksam werden“.
ARD-Team zu Gast
So ist nach dem Porträt in bewegten Bildern der Deutschen Welle über den Mann, der erst mit 60 Jahren seine Vorliebe für die Sportatrt entdeckt, der nächste Termin abseits der Kunststoffbahnen dieser Welt bereits anberaumt. Ende November dreht ein Team für die ARD-Reihe „Wissen“ einen Beitrag, der Adorf mit Blickrichtung „Mein Körper“ mit weiteren Probanten zusammenbringt, um auch die Ausprägung der Muskulatur in unterschiedlichem Alter darzustellen. Fachleute der Sporthochschule Köln werden eingebunden, um Daten zu analysieren. Mit diesem Date vor Augen wird der Heupelzer sein Cool-down-Programm ein wenig hinauszögern, „damit ich weiter ohne Probleme auch den Raiffeisenturm raufrennen kann“. Darüber hinaus vermutet er, dass in der Dokumentation seine Ernährung und sein täglicher Frühsport ebenfalls eine Rolle spielen. Termine in Neuwied (Halle und Stadion) sind schon fix. Bereits in Pose gesetzt hat sich Adorf für Aufnahmen des Fotografen Karsten Thomaehlen, der intensiv Adorfs Muskulatur aus den verschiedensten Blickwinkeln (vor allem Tiefstarts beim Sprint) auf Speicherchips bannt. Sie sollen zur Illustration an eine Schweizer Firma übermittelt werden, die ihren 100. Geburtstag feiert. Thomaehlen plant darüber hinaus die Herausgabe eines weiteren Buches, dass Altersklassenakteure in den Vordergrund stellt. Sein Werk „Silver Heros“ (in deutsch und englisch) glänzt durch künstlerisch gestaltete und damit grandiose Aufnahmen älterer Menschen, die vielen Sportarten nachgehen. Adorf wird, so seine Aussage, wohl Teil der nächsten Publikation, wobei der Autor auf Ablichtungen zurückgreift, die er bei der Senioren-WM 2024 in Göteborg „geschossen“ hat.
Weltrekord kein Zwang mehr
Inzwischen hat sich Adorf vom Zwang, den Weltrekord über 200 Meter des Japaners Hisamitsu Hijiya (29,54 Sekunden) aus dem Jahr 2012 zu verbessern, befreit. „Ein Weltrekord für einen Kerl aus Heupelzen ist schon was“, merkt er zwar süffisant und mit den Erfahrungen an, die er bei der EM vor wenigen Tagen wieder einmal schmerzlich machen muss. Im Halbfinale seien die Bedingungen dank eines guten Rückenwindes bestens gewesen, aber ein Stich in der rechten Wade beim Test im Block und ein Fehlstart eines Konkurrenten tun das Übrige dazu, dass aus dem Vorhaben wieder nichts wird. Adorf verkrampft auf der Zielgeraden, „der Sprit ging aus“. Für ihn werden 30,02 Sekunden notiert. Und genau dieses „Erlebnis“ lässt ihn nun den Drang, schnellster M-80-Mann über diese Distanz zu werden, zu den Akten legen und das Geschehene so beschreiben: „Der Kopf war noch nicht für einen Weltrekord so weit. Ich werde locker bleiben und nichts erzwingen wollen. Ich wollte den Rekord, und das war ein Fehler. Kopf, Muskeln, Gene und Wetter – alles spielt eine Rolle, alles muss passen.“ Das Motto für ihn nun laute, leicht und locker zu bleiben, „vielleicht kommt unverhofft ja oft“. Trost findet er nicht nur bei seiner „früheren Verlobten“ Eleonore, sondern auch beim vierjährigen Enkel Mateo: „Nicht so schlimm, Opa!“
Ab nach Südkorea!
Sind erst einmal die Strapazen der zurückliegenden Monate vergessen, kann sich Adorf, der beinahe 40 Medaillen auf internationaler Ebene gesammelt hat, nach der erforderlichen Entspannungsphase so langsam auf die Saison 2026 vorbereiten. Er, der für die Neuwieder LG Rhein-Wied/ASG Altenkirchen startet, hat sich bei seinem „Trainingsverein“, der Troisdorfer LG, einer neuen Übungsgruppe unter Matthias Hörmann angeschlossen, nachdem er viele Jahre mit Reiner Falk zusammengearbeitet hat. Nicht rütteln wird er an der täglichen Gymnastik mit Trampolinspringen im heimischem Keller und der Teilnahme an der Körperschulung unter Aufsicht der Übungsleiterinnen der ASG Altenkirchen. Mit diesen verschiedenen Bausteinen soll die Basis geschaffen werden, wieder die Sprintdisziplinen in der Kategorie M 80, wie bislang fast durchgängig, zu dominieren, wobei er weiß, dass „je älter ich werde, es immer weniger Gegner gibt. Das ist halt der Lauf der Zeit. Schade, dass ich älter werde“. Mit Ausrufezeichen hat der Ausnahmeathlet zwei internationale Wettkämpfe in seinem elektronischen Termin-Planer markiert: Im März soll es zur Hallen-EM nach Torun (Polen) gehen („das ist meine Lieblingsveranstaltung, meine Nummer eins in der Welt“). „Eine perfekte Halle, super geeignet“, fügt er an. Ja, und dann wird es exotisch: Daegu in Südkorea ist vom 22. August bis 3. September Schauplatz der Freiluft-WM (World Masters) für Athleten, die 35 Jahre und älter sind. Erwartet werden 11.000 Akteure aus über 90 Ländern. Schon eines weiß er bereits jetzt trotz des total unbekannten Terrains im Fernen Osten: Locker und leicht zu bleiben ist des M-80-Sprinters erste Sportler-Pflicht! (vh)
Lokales: Altenkirchen & Umgebung
Feedback: Hinweise an die Redaktion
.: Neu bei Instagram :. => @kuriere_news






























