Westerwald Bank betritt Neuland: Was ein "Bulle" in der Altenkirchener Filiale macht
Aktionäre wissen das gewiss mit Sicherheit: Bulle und Bär sind oftmals unter freiem Himmel Wegweiser zu einer Börse, in der unter anderem auch Wertpapiere gehandelt werden. Der Stier symbolisiert eine positive, das Kuscheltier im Großformat eine negative Kursentwicklung. Vielfach sind die großen und massiven Abbilder beliebte Fotomotive.
 
																		
                                    Altenkirchen. Fleißige Hände decken den Boden mit überdimensionalen Planen ab, während Kunden der Westerwald Bank dem geschäftigen Treiben in der Altenkirchener Filiale mit ein wenig Erstaunen zuschauen. Der Arbeitseinsatz ist indes nur von kurzer Dauer. Minuten später wird der Gast, der speziell für diesen Tag „eingeladen“ wurde, auf einem kleinen Hubwagen in die Halle gerollt, das „Monstrum“ dann noch mehr ungläubige Blicke auf sich vereint. Ein ausgewachsener, elektrisch angetriebener Bulle soll in den sich anschließenden Stunden für ein bisschen Jokus vor allem unter den jüngeren Gästen sorgen. Hinter dem Einsatz des kräftigen Tieres steht indes mehr als der reine Spaßfaktor. Es stellt die Verbindung zu einem Ort des Wertpapierhandels her, wo Bulle und Bär  Synonyme für Auf- und Abwärtstrends einer Börse sind. Denn der Stier stößt mit seinen Hörnern nach oben (Kursanstieg), während sein Kontrahent mit der Pranke nach unten schlägt (Kursverfall). Die Stippvisite des wohl wichtigsten Teils eines Rodeos ist an diesem Donnerstag (30. Oktober) die Hauptattraktion einer Premiere.  Unter dem Titel „WeltAktienTag“ wendet sich das Geldinstitut im Rahmen des Weltspartages nicht nur an diejenigen, die brav ihre Spardose zum Entleeren vorbeibringen und dafür das eine oder andere Geschenk erhalten, sondern an einen viel größeren Kreis, um „finanzielle Bildung“ insbesondere für junge Menschen hervorzuheben und auch zu vermitteln. Zudem soll das Bewusstsein für Chancen und Risiken von Aktien als Anlageform geschärft werden. Als Ergänzung zur Möglichkeit des Bullenreitens dienen das knifflige Rätselspiel „The Cube – Wäller Escape Game“, ein acht Stationen umfassender Parcours, um vertiefende  Informationen zu erhalten, und ein Vortrag von Stefan Riebolt, einem Fachmann der Union Investment, der Fondsgesellschaft der genossenschaftlichen Finanzgruppe, der sich unter anderem mit den Stärken und Schwächen des Kapitalmarktes oder der Inflation beschäftigt. Eine ein wenig über die geplante „Sperrstunde“ hinaus verlängerte „After Work Aktien Party“ bildet den lockeren Abschluss des ereignisreichen Tages mit rund 150 Interessenten vor allem aus Kursen des Westerwald-Gymnasiums der Kreisstadt.
Es fehlen weitergehende Kenntnisse
„Es gibt viele Alternativen, um Geld anzulegen, aber viele Jugendliche verfügen nicht über Informationen aus erster Hand“, nennen Sandra Vohl als Marktbereichsleiterin und Daniel Becker als Geschäftsstellenleiter des Standortes Altenkirchen  gleichlautend den Ansatzpunkt für die Erweiterung des Weltspartages bzw. der Weltsparwoche. Sehr oft werde sich zum Beispiel über „Youtube“-Kanäle informiert, aber weitergehende Kenntnisse seien nicht vorhanden. „Was ein ETF ist, wissen viele gar nicht“, ergänzt Vohl, die sechs  Geschäftsstellen des Unternehmens unter ihren Fittichen hat, und bringt als eine Möglichkeit der Geldanlage eben diese  Investmentfonds (exchange-traded fund), die fortlaufend an einer Börse gehandelt werden, ins Spiel. Becker weiß: „Es wird ohne Hintergrund gekauft.“ Aber nicht nur Aktien, Fonds oder Anleihen sind „en vogue“. Kryptowährungen machen inzwischen ein immer größer werdendes Segment des Marktes aus. Noch vor Weihnachten wird die Westerwald Bank unter dem Dach der Volks- und Raiffeisenbanken die Möglichkeit bieten, die bekannten „Bitcoins“ online kaufen und im Depot verwahren zu können, anbieten. Als weitere Alternative der Vermögensvermehrung steht Gold derzeit hoch im Kurs, der in den zurückliegenden Monaten dank äußerer Einflüsse wie des Krieges in der Ukraine förmlich explodiert ist. Vohl sieht noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht: „Die Bestände bleiben im Umlauf und werden dem Markt nicht zur Verfügung stehen.“					
					
Kunden wissen Beratung zu schätzen
Ob es eine Hemmschwelle bei jungen Menschen gibt, ein heimisches Kreditinstitut  zu betreten und sie sich deswegen womöglich einer Direktbank anvertrauen, weiß Vohl nicht. Was sie natürlich weiß, ist die Tatsache, dass ihr Unternehmen mit einem wichtigen Pfund wuchern kann: der Beratung. „Unsere Kunden wissen dieses zu schätzen“, betont sie, „unsere Berater begleiten die Kunden von Kindesbeinen an bis ins hohe Alter, auch was das Thema der Anlage betrifft.“ Dennoch haben sie und Becker einen Wandel festgestellt. War es früher oft üblich, dass sich Kinder eher an der Bankbindung der Eltern orientiert hätten, greife dieser Fakt nunmehr nicht mehr in dem Maße. Ob dieser Umstand mit dem in der Öffentlichkeit existierenden Vorurteil, „dass wir durchaus als altbacken“ angesehen werden, zusammenhänge, wissen beide nicht. „Wir bespielen schon alle Medien“, stellt Vohl dem Eindruck gegenüber und führt Bemühungen an, dieses Klischee noch weiter zu entkräften.  Dazu zählt sie den bereits einmal ausgerichteten speziellen Termin für die Beratung von Frauen und beispielsweise Online-Seminare. Um auch jungen Menschen die sehr diffizile Welt rund um Girokonto, Kredite und Bildung von Vermögen näher zu bringen, „gehen wir in Schulen“, denn dort fehle der „passende Unterricht in Sachen Finanzen“. 
Das ist der Weltspartag
Die Online-Plattform Wikipedia erklärt die Geschichte des Weltspartages, den die Westerwald Bank auf eine Woche ausdehnt und der in diesem Jahr unter der Überschrift „Nachhaltigkeit und Müllbegrenzung“ steht: „Der Weltspartag findet alljährlich in der letzten Oktoberwoche statt. Die Idee für diesen Tag geht auf den ersten Internationalen Sparkassenkongress im Oktober 1924 zurück. Ursprünglich der Förderung des Spargedankens gewidmet, hat sich der Charakter des Weltspartags in der Vergangenheit in Teilen der Welt deutlich gewandelt. In einigen der ursprünglichen Gründungsländer spielt der Tag keine Rolle mehr. Gerade in den  Entwicklungs- und Schwellenländern gewinnt der dort oftmals sogenannte ,World Thrift Day’ dagegen auch im 21. Jahrhundert an Bedeutung und spiegelt hier das zunehmende Bewusstsein für finanzielle Bildung und Finanzerziehung wider. Der erste Weltspartag wurde von den europäischen Sparkassen am 31. Oktober 1925 begangen.  Der Weltspartag wird heute allgemein am 31. Oktober, in Deutschland allerdings bereits am letzten Arbeitstag vor dem 31. Oktober begangen,  Nach Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte der Weltspartag seine Blütezeit, hat von den 1955er-Jahren an aber deutlich an Bedeutung verloren. Die an der Gründungsinitiative zum Weltspartag beteiligten Länder (29 insgesamt) waren unter anderem: Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan  und die USA. (vh)
								
				
							
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