Altenkirchener Buchautorin bedient mit „Das Forsthaus“ erstmals Krimi-Sparte
Die Autoren von Kriminalromanen sind in Deutschland (und darüber hinaus) zuhauf am Werk. Sie können nun einen Zugang in ihren Reihen begrüßen: Unter dem Pseudonym Marika Neitz wagt sich die Altenkirchenerin Sonja Roos auf dieses Terrain der Opfer-Täter-Polizei-Beziehung. In den zurückliegenden Jahren waren es Erzählungen für Frauen und eine dreiteilige Auswanderer-Saga, die Roos bereits veröffentlicht hat.
Altenkirchen. Es steht in der Nähe eines idyllischen Dorfes im Westerwald: Mariensicht. Hierher ziehen Journalistin Katharina und ihr Mann, um einen Neuanfang zu wagen. Doch das Forsthaus, das sie jetzt bewohnen, birgt ein dunkles Geheimnis. Vor Jahrzehnten wurde Mariensicht durch einen aufsehenerregenden Mord erschüttert, für den die damalige Besitzerin, Flora, verurteilt wurde. Doch hat die schweigsame Frau wirklich ihren eigenen Mann getötet und grausam verstümmelt? Und weshalb lag ein abgeschnittener Zopf neben dem Toten? Gefesselt von der düsteren Geschichte des Hauses, beginnt Katharina zu recherchieren. Während sie immer tiefer in Floras Vergangenheit gräbt, entdeckt sie, dass es nicht nur diesen einen Mord in Mariensicht gab. Über Jahre entführte ein Serienkiller junge Mädchen – der sogenannte Engelmacher. Gibt es eine Verbindung zwischen den Fällen? Katharina stößt auf immer mehr Ungereimtheiten und muss sich schon bald fragen: Sitzt die richtige Person im Gefängnis? Und ist der wahre Täter noch auf freiem Fuß? Tja, diese Frage wird nur beantworten können, wer den Kriminalroman „Das Forsthaus“, mit dem Marika Neitz (Pseudonym für Sonja Roos) ihr angestammtes Genre, nämlich Bücher für Frauen inklusive einer dreiteiligen Auswanderer-Saga geschrieben zu haben, verlässt. Ihr Premierenwerk erscheint am Dienstag, 11. November, im dänischen Saga-Egmont-Verlag, umfasst 450 Seiten, kostet 13,99 Euro und ist auch als Hörbuch und E-Book erhältlich.
Interesse von 19 Verlagen
„Ich hatte schon lange Lust, etwas Spannendes zu schreiben“, erläutert Roos, warum sie diesen „Spurwechsel“ vollzogen hat. Die Idee der Handlung rund ums Forsthaus sei ihrem angestammten Verlag Goldmann zu düster gewesen, „auch mein Agent war nicht begeistert“, ergänzt sie . Dann sei via Frankfurter Buchmesse ein gewisser „Drive“ in eine mögliche Herausgabe gekommen, „19 Verlage haben Interesse gezeigt. Und Saga hat sofort gesagt, dass sie das super finden“. Der Vertrag ist schnell unter Dach und Fach, „ich musste nicht einmal viel überarbeiten“, skizziert Roos den Fortgang des Projektes, wobei sie sich meistens an das zunächst vorgelegte Exposé hält, aber hin und wieder doch Irrungen und Wirrungen einbauen muss, um nicht „den Täter auf Seite 150 schon so deutlich herausgearbeitet zu haben, um ganz einfach die Spannung zu erhalten. Du kriegst schon ein bisschen Puls, wenn du feststellst, dass du dich in einer Ecke festgefahren hast“. Ob der Markt den „Erstling“ annimmt, werden die Wochen nach Beginn des Verkaufes zeigen. Denn Roos weiß: „Hier auf dem Krimimarkt habe ich eine ganz andere Konkurrenz als bei Frauenromanen. Für mich war diese Arbeit schon herausfordernd.“ Nebenbei freut sie sich schon über eine Mitgliedschaft im „Syndikat“, dem Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur, der jährlich Organisator von „Die Criminale“ (größter Krimi-Branchentreff Europas) ist. Die mehrtägige (Fach-)Tagung mit Podiumsdiskussionen, Vorträgen und Seminaren bietet auch dem breiten Publikum mit vielen Lesungen an ungewöhnlichen Orten ein „mörderisch“ spannendes Abendprogramm. Höhepunkt ist die Gala zur Verleihung des „Glausers“, des Preises der deutschsprachigen Krimiautoren. Im kommenden Jahr ist die österreichische Stadt Salzburg vom 6. bis 9. Mai Gastgeber – auch für Marika Neitz.
Ermittler aus Köln bald im Dienst
Nach derzeitigem Stand ist der erste auf Spannung ausgerichtete Roman nicht der letzte von Roos. Saga-Egmont hat bereits einen zweiten In Auftrag gegeben, in dessen Mittelpunkt zwei Ermittler in Köln stehen, der nichts mit den Geschehnissen rund ums Forsthaus zu tun hat. Die Vertreter der Staatsgewalt in der Domstadt könnten, so erste Überlegungen, durchaus weitere Fälle lösen. Derzeit ist Eile geboten: Bis Januar müsse sie das Manuskript abgegeben haben, am 7. Juli 2026 soll „So kalt wie die Nacht“ zum Kauf zur Verfügung stehen. Zurück zu ihren Wurzeln kehrt Roos (nicht mehr unter Pseudonym) auch im Sommer, wenn im Goldmann-Verlag „Das Geheimnis der Frauen“ erscheint (17. Juni 2026). Wie in ihren vorliegenden Büchern bedient sie wieder den von ihr geschätzten zwei-Ebenen-Aspekt und verbindet das Hier und Jetzt mit längst vergangenen Zeiten (Auszug): „Nach einem Streit hat Lulu ihre Karriere als Köchin in einem Sylter Nobelrestaurant beendet – und die Beziehung zu ihrem Chef gleich mit. Mit 34 muss sie nun von vorne anfangen und kehrt zurück in ihren kleinen Heimatort im Westerwald, wo ihre Eltern die Dorfkneipe führen. Hier scheint die Zeit stehengeblieben, und doch beschließt Lulu zu bleiben, um dem Wirtshaus mit ihrer Schwester und ihrem Großvater Max neues Leben einzuhauchen. Als sie kurz nach ihrer Ankunft auf einen Stapel ungeöffneter Briefe stößt, weckt Max' rätselhafte Reaktion Lulus Neugier. Sie kann nicht ahnen, dass das jahrzehntelang gehütete Geheimnis ihrer Familie ihrem Leben eine schicksalhafte Wendung geben wird. Alles begann 1945 mit dem Absturz eines britischen Piloten, als im Dorf nur noch Frauen übrig waren … .“
Start mit „Für immer und ein Vierteljahr“
Die „Premiere“ von Roos erblickt im Februar 2019 das Licht der Welt. „Für immer und ein Vierteljahr“ befasst sich mit einem Ehepaar, das seine Beziehung aufgegeben hat, aber tragisch aneinander gekettet ist. Die Grundlage der Inspiration liefert ihr eine Geschichte, die durch die sozialen Netzwerke geistert und bei ihr das Kopfkino startet. Wenn die Vergangenheit auf die Gegenwart trifft und eine damalige nicht unübliche Entscheidung heute als undenkbar erscheint: In ihrem zweiten Roman „Der Windhof“ (Juli 2021) verknüpft Roos die Zeit um das Jahr 1936 mit der Jetztzeit. Geplant ist eigentlich, die Geschichte um Mel und Lene bereits 2020 unter dem Titel „Die Distelfrauen“ auf den Markt zu bringen. Die Corona-Pandemie verhindert die Publikation, so dass Roos auf Anraten ihrer Lektorin die Geschichte überarbeiten, den Bezug zur ehemaligen Überschrift beinahe komplett kippen muss, so dass lediglich nur noch eine kleine Passage den Kontext zum Ex-Titel bildet. Und erneut bedient sich Roos des Wechselspiels zwischen Gegenwart und Vergangenheit: In „Die Lavendeljahre“ (September 2022) sind es wiederum zwei Zeitebenen, auf denen sich die Handlung abspielt. Zudem lässt sie auch Aspekte ihrer Familiengeschichte, die nicht unbedingt 08/15 daherkommt, einfließen.
Sienna David und Ada Lovelace
Und dann ist da noch Sienna David. Unter diesem Pseudonym bringt Bastei Lübbe die erste historische Romanbiografie von Autorin Roos unter dem Titel „Ada Lovelace und die Gleichung des Glücks“ (August 2022) heraus. „Diese Arbeit hat mich ganz schön Nerven gekostet“, rekapituliert sie, „denn in höherer Mathematik bin ich nicht so bewandert.“ Die britische Gesellschaftsdame und Tochter des Dichters Lord Byron lebt von 1815 bis 1852. Sie ist in erster Linie dafür bekannt, das erste Computerprogramm der Welt geschrieben zu haben, das veröffentlicht wird. „Die Sonntagsschwestern“ (Dezember 2023) widmen sich Hanne, Mone und Jessy. Sie werden schon früh von ihrem Vater verlassen – und damit auch von ihrer Mutter, die in tiefe Depressionen fällt und kaum noch für ihre Kinder sorgen kann. Auf sich gestellt, geben die Schwestern einander Halt und werden ein eingeschworenes Team. Doch Jahre später haben sie sich auseinandergelebt, und nur das sonntägliche Mittagessen bei Hanne verbindet die Familie. Das ändert sich, als bei Hanne eine tödliche Krankheit diagnostiziert wird. Ein Weckruf für Jessy und Mone, endlich ihre Probleme in den Griff zu bekommen, um für Hanne da sein zu können. Doch wird es den Sonntagsschwestern gelingen, ihren alten Zusammenhalt wiederzufinden, bevor es zu spät ist? „Eine grenzenlose Welt“ in drei Bänden (Aufbruch – Schicksal – Zukunft/alle im Jahr 2024 erschienen) „verfolgt“ deutsche Auswanderer in die und in den Vereinigten Staaten von Amerika in der Zeit von 1899 bis 1904 und ist bislang das Werk von Roos, das die meiste Recherche erforderlich macht. (vh)
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