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Nachricht vom 05.11.2025    

Schockanruf erhalten, oder Enkeltrick? Polizei klärte im Elvis-Museum in Kircheib auf

Von Wolfgang Rabsch

Polizeihauptkommissar (PKH) Dietrich Viebranz von der Präventionsstelle beim Polizeipräsidium in Koblenz, staunte nicht schlecht, als er vom Elvis-Museum in Kircheib eingeladen wurde, dort einen Vortrag über den sogenannten “Callcenter-Betrug“ zu halten. Die Frage, die er sich stellte, lautete: Was hat Elvis mit den Betrügern, die mit ihren Schock- und Enkeltrickanrufen versuchen, gerade bei älteren Menschen Bargeld, oder wertvollen Schmuck zu erbeuten?

(alle Fotos: Wolfgang Rabsch)

Kircheib. Die Frage wurde von den Besitzern des Elvis-Museums im Vorfeld geklärt, denn Jonny Winters, der im Leben gerne in die Rolle von Elvis schlüpft, wäre beinahe selbst Opfer eines solchen Anrufs geworden. Eine ältere Dame hätte im Museum angerufen und berichtet, dass angeblich Jonny Winters bei ihr angerufen hätte. Da sie in der Vergangenheit bereits im Elvis-Museum zu Besuch gewesen wäre, hätte sie tatsächlich gedacht, es wäre Johnny gewesen. Der angebliche Johnny wollte ihr klarmachen, dass sie bei ihrem Besuch im Museum an einem Gewinnspiel teilgenommen hätte und deshalb jetzt 90 Euro bezahlen solle. Der angebliche Johnny habe dann den Druck erhöht und forderte letztendlich 300 Euro, wenn sie nicht zahlen würde. Die Dame wurde Gott sei Dank misstrauisch und beendete das Gespräch, rief unmittelbar danach im Elvis-Museum an und im Gespräch mit dem richtigen Johnny und seiner Irma wurde klar, dass sie beinahe einem Betrüger aufgesessen war.

Jonny Winters (Elvis) hatte eigenes Erlebnis
Um in der Öffentlichkeit noch einmal auf die Masche der Telefonbetrüger hinzuweisen, wurde PKH Viebranz ins Museum eingeladen. Immerhin hatten sich zu diesem Vortrag 20 interessierte Zuhörer eingefunden, überwiegend ältere Herrschaften, von denen einige, wie sie später selbst bekundeten, bereits Opfer dieser verbrecherischen Masche geworden waren. Über die Resonanz zeigte sich PKH Viehbranz sehr erfreut, denn er sagte, dass manchmal nur vier Interessierte zu seinem Vortrag erscheinen würden.

Was sind Schockanrufe?
Bei einem sogenannten "Schockanruf" geben sich Betrüger am Telefon als Verwandte (meist Tochter, Sohn oder Enkel) aus, oder als ein mit einem Vorgang betrauter Polizeibeamter, Staatsanwalt oder Rechtsanwalt. Diese Personen schildern den geschockten Menschen frei erfundene, schlimme Ereignisse, die ihre Angehörigen erlebt haben. Zum Beispiel hätte die Tochter einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht, bei dem eine Radfahrerin zu Tode gekommen war. Die Tochter wäre nach dem Unfall geflüchtet, später jedoch gestellt worden und wäre zudem alkoholisiert gewesen. Sie würde sich jetzt im polizeilichen Gewahrsam befinden und könne gegen Zahlung einer Kaution (die Höhe der Kaution kann schwanken, je nachdem, welchen Eindruck der Betrüger im Gespräch mit den Opfern zuvor gewonnen hatte). Wenn nicht genug Geld vorhanden wäre, dann könnte auch mit Schmuck gegengerechnet werden.

Andere Anrufer schildern, ein Familienmitglied hätte einen schweren Verkehrsunfall verursacht, bei dem er schwer verletzt worden wäre. Die notwendig gewordene Operation im Krankenhaus könne nur dann durchgeführt werden, wenn die Kosten für die OP vorab bezahlt würden. Eine Person käme anschließend vorbei, um das Geld oder den Schmuck in Empfang zu nehmen. Die Opfer würden psychisch stark unter Druck gesetzt, auch vom zeitlichen Ablauf her, sodass sie kaum Gelegenheit hätten, über den Anruf nachzudenken und alle Vorsichtsmaßnahmen über Bord werfen, nur um ihren Angehörigen aus der Patsche zu helfen. Dann ist es aber zu spät und von den Betrügern fehlt jede Spur und das Geld ist auf Nimmerwiedersehen weg.



Klaren Kopf behalten
Daher lautet der eindringliche Rat von BKH Viebranz: “Lassen Sie sich am Telefon auf keinen Fall unter Druck setzen oder zu kurzfristigen Entscheidungen verleiten, egal, wie schlimm eine Situation zunächst dargestellt wird. Geben Sie nie Ihre Kontodaten preis und legen Sie auf, wenn Sie misstrauisch werden, oder drohen Sie mit einem Anruf bei der Polizei, dann ist der Spuk mit Sicherheit sofort vorbei.“

Auch bei Anrufen eines angeblichen Bankmitarbeiters, eines Inkassobüros, oder eines Notars, der zu einer großen Erbschaft gratuliert, jedoch müssten vorher Sicherheits- und Verwaltungsgebühren bezahlt werden. Am Ende seines hochinteressanten Vortrags fasste PHK Viebranz zusammen: “So gut wie alle Anrufe und Nachrichten haben den Sinn, Ihnen Geld aus der Tasche zu ziehen, Sie zu betrügen, Daten zu erlangen oder Sie einzuschüchtern. Gehen Sie am besten nicht auf das ein, was der Anrufer sagt. Legen Sie wortlos auf. Löschen Sie WhatsApp-Nachrichten und dubiose Absender, sprechen Sie mit Menschen Ihres Vertrauens über den Anruf oder über die Nachricht. Schämen Sie sich nicht, mit anderen darüber zu sprechen, am besten mit der Polizei.“

PKH Viebranz erhielt am Ende seines Vortrags freundlichen Beifall der Besucher, denn es war ihm gelungen, durch seine nicht belehrende Art, die Zuhörer ruhig und sachlich auf die Gefahren von Schockanrufen hinzuweisen. Auf dieser Basis öffneten sich auch einige Zuhörer und berichteten von eigenen Erlebnissen.

Musikalischer Ausklang des Präventionsvortrags
Anschließend fand noch ein gemütliches Beisammensein statt, zu dem Irma und Johnny eingeladen hatten. Bei Kaffee und Kuchen holte Johnny eine seiner vielen Gitarren hervor und begeisterte mit einem Medley der größten Hits von Elvis Presley. Alle waren begeistert, auch PKH Viebranz, der sich abschließend bei den Gastgebern herzlich bedankte und versicherte, dass er noch nie in einem solchen außergewöhnlichen Rahmen einen Präventionsvortrag gehalten habe.

Bei Fragen zur Prävention, aber auch bei der Opferberatung, senden Sie zur Kontaktaufnahme eine Mail an folgende Anschrift: ppkoblenz.zentralepraevention@polizei.rlp.de


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