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Nachricht vom 07.11.2025    

"Lebenstexturen" von Sinah Schlemmer erzählen berührende Geschichten in Hachenburg

Von Ulrike Puderbach

Am 6. November 2025 war Autorin und Designerin Sinah Schlemmer im Rahmen einer Lesung im "DAS 1718" in Hachenburg zu Gast. Sie stellte die Geschichten zu den Upcycling-Unikaten aus ihrem aktuellen Buch "AMARAN – Lebenstexturen" vor.

Modefotografin Johanna Link (links) und Sinah Schlemmer verwirklichten gemeinsam das Projekt "Lebenstexturen". (Foto: Ulrike Puderbach)

Hachenburg. In einer Zeit, in der Upcycling und Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung gewinnen, hat Sinah Schlemmer ihre Ideen gemeinsam mit der Modefotografin Johanna Link in einem farbenprächtigen Bildband umgesetzt. Hinter jedem ihrer Modelle, die in dem zweisprachigen Buch vorgestellt werden, steht eine sehr persönliche Geschichte. Von diesen Geschichten berichtete die Autorin im Rahmen der Lesung am 8. November 2025 ab 18.30 Uhr in Hachenburg. Dabei konnten im "DAS 1718" auch eine entsprechende Auswahl an Modellen passend zu den Erzählungen angeschaut und bewundert werden. Für diese Veranstaltung war Johanna Link extra aus München angereist. Sie beschrieb Sinah Schlemmer als das Herz, den Kopf und die Hand hinter dem Projekt. Für Johanna Link war das Projekt eine großartige Chance, denn in ihrer langen Tätigkeit als Modefotografin hatte sie schon seit geraumer Zeit selbst bei nachhaltigen Modelabels den Tiefgang vermisst.

Verbundenheit zur Heimat
Aufmerksam geworden war die Öffentlichkeit auf Sinah Schlemmer durch eine Dokumentation über sie im Jahr 2022 im SWR, nachdem sie im Rahmen eines ihrer Projekte vom Erlös ihrer Arbeit insgesamt drei Hektar Wald in ihrem Heimatort Welschneudorf aufgeforstet hatte. Nach dieser Reportage schickten viele Leute ihre "Schätze" mit den dazugehörigen Geschichten an die Designerin. Manche trafen sich auch persönlich mit ihr, weil es ihnen wirklich wichtig war. Die Motivation der meisten Menschen war, dass sie etwas Bleibendes aus ihrem Leben hinterlassen wollten oder jetzt endlich eine Möglichkeit sahen, sich von hinterlassenen Dingen zu trennen, die sich nicht einfach hätten wegwerfen können.

Geschichten aus dem Leben
Da war zum Beispiel Frau M., deren ganzes Leben von ihrer Aktivität im Karneval geprägt wurde und die sich zum Ende ihres Lebens mit Hilfe ihrer Hospizbegleiterin an Sinah Schlemmer wandte. In dem Karton, den sie für die Designerin gepackt hatte, befanden sich alle ihre alten Karnevalskostüme. Da diese ja oft aus weniger hochwertigen Stoffen hergestellt werden, kam der Autorin die Idee, diese in Streifen zu schneiden, ein Garn daraus herzustellen und Handtaschen zu fertigen. Dann gab es Aussteiger Felix, der mit seinem Motorrad nach Mallorca auswanderte und aus seiner vorherigen Karriere ganz viele besondere Krawatten von den Flughäfen der Welt besaß. Da er sich aber mit dem Ausstieg vorgenommen hatte, nie wieder in seinem Leben eine Krawatte zu tragen, hatte er keine Verwendung mehr für diese Sammlung und so entstanden ganz besondere Wickelröcke daraus. Diese und viele weitere Geschichten, die das Vorleben der neuen Kleidungsstücke erzählen, finden sich in dem Buch.



Natürlich standen die Autorinnen nach der Veranstaltung für Fragen und persönliche Gespräche zur Verfügung, denn die Geschichten hinter den alten und dann neuen Kleidungsstücken berührten die Gäste tief und warfen weitere Fragen auf. Wie die renommierte Londoner Mode-Expertin Orsola de Castro in ihrem Vorwort richtig beschreibt, ist es eine ganz wichtige Aufgabe, dem Wort Upcycling, das 1994 maßgeblich von dem deutschen Ingenieur Reiner Pilz geprägt wurde, die negative Konnotation der Armut zu nehmen. Vielmehr sollte man es als das erkennen, was es wirklich ist: Einfallsreichtum, Kreativität und der Triumph von Nadeln, Fäden und Absichten. Gleichzeitig bietet Upcycling auch die Möglichkeit, alte Werte wie die Arbeit der eigenen Hände wiederzuentdecken. Upcycling ist nicht nur ein Flicken am Ende eines kaputten Kleidungsstücks, sondern es ist der Anfang, die Mitte und das Ende.

Abschließend sagte auch Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Neuwied Daniela Richter ein paar Worte. Gemeinsam mit Sinah Schlemmer ging sie auf die Frage ein, warum das Modebusiness doch immer noch mehr von Männern als von Frauen dominiert wird. Vom Team des "DAS 1718" wurde neben den Getränken ein ausgezeichnetes Wildkräutersüppchen im Weckglas mit selbstgebackenem Sauerteigbrot angeboten. So war auch für das leibliche Wohl bestens gesorgt. (UP)


Mehr dazu:   Veranstaltungsrückblicke  
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