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Pressemitteilung vom 08.11.2025    

Wissenschaft ohne Grenzen: Europäische Forscher arbeiten an einem Heilmittel für Millionen

Forscher der Universität Siegen arbeiten in einem europäischen Verbund an INJECTHEAL. Ziel ist ein 4D-Hydrogel, das Bakterien in chronischen Wunden abtötet und zugleich die Heilung unterstützt.

Prof. Dr. Holger Schönherr (links) zusammen mit Ernest Maina und Dr. Stephan Schandl (rechts) im Siegener Chemie-Labor. (Foto: Uni Siegen)

Siegen. Weltweit leiden rund 300 Millionen Menschen an chronischen Wunden. In den Wundhöhlen verbleiben häufig Bakterien, die wiederkehrende Entzündungen auslösen und die Heilung verhindern. Forscher der Universität Siegen entwickeln deshalb gemeinsam mit Partnern aus acht europäischen Ländern eine neue Therapieform. Im EU-Projekt INJECTHEAL soll ein 4D-Hydrogel entstehen, mit dem chronische Wunden besser behandelt werden können. Das Vorhaben wird im Programm „Horizon Europe“ mit insgesamt 7,3 Mio. Euro gefördert.

Funktionsprinzip des 4D-Hydrogels
Das multifunktionale Hydrogel soll direkt in den Wundraum eingebracht werden und dort gezielt Wirkstoffe freisetzen. Gedacht ist ein Material, das den gesamten Hohlraum ausfüllt und die lokale Behandlung ermöglicht. Verkapselte Substanzen im Gel sollen Bakterien abtöten und Entzündungen eindämmen. Weitere Wirkstoffe unterstützen parallel die Regeneration des Gewebes. Die Kombination aus antimikrobieller Wirkung und Gewebeaufbau bildet den Kern des therapeutischen Ansatzes.

Aufgabe des Siegener Teams
Die Universität Siegen erhält rund 800.000 Euro, um ein Verfahren zur Einkapselung der Wirkstoffe zu entwickeln. Spezielle Polymere werden so hergestellt, dass sich mikroskopisch kleine Kapseln bilden, die mit Wirkstoffen beladen sind. Diese Kapseln werden in das Gel eingebracht. Entscheidend ist eine kontrollierte, schrittweise Freisetzung, damit die Substanzen über das Gel lokal gezielt und nachhaltig wirken können.

Kompetenz und Infrastruktur vor Ort
Angesiedelt ist die Forschung am Research Center of Micro and Nanochemistry and (Bio)Technology (Cμ). Dort bündelt sich Expertise in Mikro- und Nanochemie, Sensorentwicklung und neuen (Bio-)Materialien. Für die Laborarbeit wird künftig zusätzlich die Infrastruktur des neuen Forschungsgebäudes INCYTE genutzt, das zeitnah in Betrieb gehen wird. Damit stehen modern ausgestattete Labore für die Entwicklung und Prüfung der Materialien bereit.



Europäische Zusammenarbeit
An INJECTHEAL arbeiten die Partner länderübergreifend Hand in Hand. Die Wirkstoffe entstehen an der University of Brighton (England). Forschende der Politecnico di Torino (Italien) entwickeln ein auf Pektin und Gelatine basierendes Hydrogel als biokompatibles, selbstabbauendes Trägersystem. So kann sich das Material mit der Zeit im Körper auflösen, während körpereigene Zellen nachwachsen und die Wunde schließen. Der Industriepartner Tissue Click (Großbritannien) bringt Know-how zu biomimetischen intelligenten Materialien ein, um die Technologie von der Laborforschung in eine klinische Anwendung zu übertragen. Das Konsortium arbeitet zudem eng mit Ärzten und Patienten zusammen, um Anforderungen aus der Praxis frühzeitig zu berücksichtigen.

Ausblick und Laufzeit
Ziel ist, das Hydrogel bis Projektende so weit zu entwickeln, dass in einem Folgeprojekt der Einsatz am Menschen geprüft werden könnte. Das Projekt INJECTHEAL („Multifunctional Self-healing Injectable Hydrogel for Chronic Wound Healing and Tissue Regeneration”) läuft bis Ende April 2028. Zum Forschungsteam der Universität Siegen gehören Prof. Dr. Holger Schönherr, Dr. Stephan Schandl, Dr. Mohammad Raoufi und M.Sc. Ernest Maina.(PM/bearbeitet durch Red)


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