Pressemitteilung vom 17.11.2025 
Nie wieder ist jetzt: Gedenken in Hamm mit neuen Elementen
Auf dem Synagogenplatz in Hamm an der Sieg wurde wieder in beeindruckender Art und Weise der Opfer der Reichspogromnacht gedacht. Auch an der Sieg kannte der nationalsozialistische Mob keine Gnade mit den jüdischen Einwohnern und deren Kultstätte.
Hamm. Die 1894 eingeweihte neue Synagoge wurde vollkommen zerstört und die Juden aus Hamm und Umgebung verfolgt und misshandelt. Auch deren Häuser und sonstiges Eigentum wurden beschädigt und zerstört.Die Ortsgemeinde Hamm hatte eingeladen und viele Bürger waren dem Aufruf gefolgt. Neu war in diesem Jahr, dass der Leiter des Arbeitskreises Jüdisches Museum Hamm, Karlernst Stosch, vor der Veranstaltung einen geführten Rundgang zu den jüdischen Wirkungsstätten in Hamm angeboten hatte. Erfreulicherweise nahm eine große Anzahl Interessierter diese Angebot an und die Besucher erfuhren viel Neues über die jüdische Geschichte, die vertriebenen Menschen und ihre Häuser.
Eröffnet und musikalisch gestaltet wurde die Gedenkfeier durch Jörg Brück. Das 1938 in Polen gedichtete und komponierte Lied "Es brent, briderlekh, es brent!" zeigte sich als beklemmendes Dokument der damaligen Zeit. "Und ihr steht und schaut umher mit verschränkten Armen, Und ihr steht und schaut umher, unser Städtchen brennt! Steht nicht, Brüder, so umher mit verschränkten Armen, Steht nicht, Brüder, löscht das Feuer! Unser Städtchen brennt!" Diese Aufforderung gilt auch heute noch.
Ortsbürgermeister Thomas Christmann begrüsste die Anwesenden und er machte deutlich, dass sich ein Geschehen wie vor jetzt 87 Jahren nicht wiederholen dürfe. Allen Anfängen gelte es zu wehren. In Hamm haben 27 jüdische Menschen durch die nationalsozialistischen Verbrechen ihr Leben verloren. Ihre Namen wurden vorgelesen und für jeden wurde eine Kerze angezündet. Isabel Christmann, Mitglied des Arbeitskreises, trug dann Auszüge aus einem Brief aus dem Jahr 1947 vor, den die jüdische Überlebende Hedwig Tobias-Meyer an ihre Freundin Else Giershausen geschickt hatte.
Aus Amerika nach Europa zurückgekehrt brach die frühere Hammer Bürgerin ihren Schwur, nie mehr mit einem Deutschen in Kontakt zu kommen. Die Frau hatte ihren Ehemann in Auschwitz verloren und die Tochter in Bergen-Belsen. Auch weitere Familienmitglieder waren ermordet worden.Sie selbst hatte drei Jahre Gefangenschaft im Konzentrationslager überlebt und beklagte nun verständlicherweise die Untätigkeit der Mehrheit der Deutschen gegenüber dem Tun der Nationalsozialisten. Allerdings versprach sie ihrer Freundin, deren aufrechte Gesinnung sie kannte, sich um eine Sendung von Lebensmitteln zu bemühen.
Margot Friedländer, ebenfalls Überlebende des Holocaust, lebte nach dem Wunsch ihrer
ermordeten Mutter "Sei ein Mensch". Hedwig Tobias-Meyer handelte genauso. Pfarrer Stöcker von der evangelischen Kirchengemeinde trug einen Psalm aus dem Alten Testament vor und nach den Schlussworten des Bürgermeisters sang Jörg Brück ein Lied, das zur Hymne des jüdischen Widerstands gegen die deutschen Besatzer in Litauen geworden war.
Doch das war noch nicht der Abschluss der Veranstaltung, denn zur Überraschung aller Anwesenden erklang der Ruf des rituellen jüdischen Widderhorns, des Schofar, geblasen von einem jüdischen Bürger der Verbandsgemeinde Hamm. (PM/Red)
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