Himmlische Klänge im Westerwald: Der Mädchenchor am Aachener Dom verzaubert Marienstatt
Von Wolfgang Rabsch
Was war gestern (30. November) wieder im Kloster Marienstatt los? Sämtliche Parkplätze mit Autos überfüllt, auch mit Kennzeichen, die nicht zum Westerwald gehören. Dazu viele Menschen, meistens in Gruppen, die nur ein Ziel kannten: Die Abteikirche des Klosters Marienstatt.
Streithausen. Sie alle lockte das Konzert des “Mädchenchors am Aachener Dom“, dessen guter Ruf sich bereits weit über die Region von Aachen hinaus verbreitet hat und der bereits umjubelte Auftritte in der Ukraine, Frankreich, England und sogar Australien absolvierte. Kein Wunder, dass seine musikalische Qualität auch Frater Gregor OCist, im Kloster Marienstatt erreichte.
Frater Gregor OCist lebt für die Kirchenmusik
Auch wenn Frater Gregor OCist dies nicht gerne hört – man kommt nicht umhin, ihn für sein Engagement für den “Musikkreis Marienstatt“ zu loben. Bescheiden in seiner Lebensweise gelingt es ihm regelmäßig, seine guten Kontakte zur Kirchenmusik zu nutzen, um Konzerte in der Abteikirche zu veranstalten, die von hoher Qualität geprägt sind und überregional zur Kenntnis genommen werden. Ein solches Highlight war ihm mit der Einladung des “Mädchenchors am Aachener Dom“ gelungen.
Frater Gregor OCist blieb es auch vorbehalten, die Besucher des Konzerts zu begrüßen. Wer ihn kennt, konnte feststellen, dass er beim Blick in das prall gefüllte Kirchenschiff innerlich vor Glück jubilierte. Berührende, einprägsame Sätze hatte er seiner Zuhörergemeinde zu sagen: “In der Adventszeit kommen wir mit unserer Sehnsucht nach dem Geheimnis in Berührung. Wir beobachten viele Süchte, nicht nur die, die Alkohol und Drogen betreffen – auch Arbeits- und Beziehungssucht gehören dazu. Die Adventszeit wäre die Zeit, unsere Süchte wieder in Sehnsucht zu verwandeln. Dazu brauchen wir aber Zeiten der Stille, in denen wir der Sehnsucht nachspüren können. Um die Sehnsucht zu spüren, braucht es Zeit und Stille“.
“Mädchenchors am Aachener Dom“ begeisterte auf ganzer Linie
Nach der Begrüßung betrat der Mädchenchor aus dem hinteren Bereich der Abteikirche singend das Kirchenschiff, sie gingen dabei vorbei an den Zuschauern bis zum Eingang und von dort durch den Mittelgang zurück zur Bühne – dorthin, wo normalerweise der Altar steht. Vorab ist zu sagen, dass der Mädchenchor während des Konzerts nicht dauernd auf einer Stelle verharrte, sondern, ähnlich einer Choreografie, auch die Bühne verließ und sich zwischen das Publikum mischte. Der Mädchenchor bestand aus 40 Sängerinnen im Alter von 13 bis 23 Jahren. Geleitet wird der Mädchenchor seit 2013 von Domkantor Marco Fühner, zu dem später noch etwas gesagt wird. Begleitet wurde das Konzert an der Rieger-Orgel von Henry Fairs und Peter Schulz.
Das Konzertprogramm
1. Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) Hebe deine Augen auf (Engel-Terzett) aus: Oratorium „Elias“ op. 70
2. Franz Biebl (1906-2001) Ave-Maria F-Dur
3. Veni, veni, Emmanuel (gregorianisch) in Verbindung mit Veni, veni Emmanuel Satz: Jan-Ake Hillerud und Orgelversetten
4. Edward Elgar (1857-1934) 1. Allegro maestoso aus: Orgelsonate G-Dur op. 28
5. Maria durch ein Dornwald ging Satz: Thomas Kladeck (*1965)
6. Joseph Gabriel Rheinberger Missa in A op. 126 Kyrie – Sanctus – Benedictus
7. Johann Sebastian Bach (1685-1750) Suscepit Israel aus: Magnificat BWV 243
8. Heinrich Schütz (1585-1672)Rorate coeli desuper SWV 322 aus: Kleines Geistliche Konzert II op. 9
9. Johann Sebastian Bach Nun komm, der Heiden Heiland BWV 659
10. Felix Mendelssohn Bartholdy Veni Domine aus: Drei Motetten op. 39, Nr. 1
11. Thomas Tallis (1505-1585) O komm, o komm, Emmanuel
12. Douglas Coombes (*1935) I was glad, when they said unto me
13. Felix Mendelssohn Bartholdy Ouvertüre zu „Paulus“ (Wachet auf, ruft uns die Stimme) op.36 arr. W. T. Best
Domkantor Marco Fühner trieb sich und den Chor an
Es ist nicht möglich, jedes einzelne Lied en détail zu beschreiben, weil jedes Stück von unglaublicher Präzision und Intensität geprägt war – unterstützt durch beide Organisten, die ihrem exzellenten Ruf in jeder Hinsicht gerecht wurden. Der Mädchenchor erwies sich als reine Freude für den Hörgenuss. Vielleicht ist es übertrieben, von einem „engelsgleichen“ Gesang oder einem hellen Glockenklang zu schreiben. An dieser Stelle führt jedoch kein Weg an Domkantor Marco Fühner vorbei, der seit nunmehr fast 13 Jahren den Mädchenchor leitet. Zwischen dem Chorleiter und den Mädchen und jungen Frauen vor ihm ist sichtbar eine innige Beziehung entstanden. Man kann Marco Fühner nicht als „normalen“ Dirigenten bezeichnen, der relativ fest verwurzelt an seinem Pult steht. Fühner begeisterte durch Mimik und Gestik, „tänzelte“ dabei, war immer in Bewegung. Scheinbar steht er mit jeder Sängerin in direktem Blickkontakt; flüsternd, lobt und fordert er ununterbrochen und unterstützt seine Anweisungen mit Armen und Händen. Davon konnte sich der Autor dieses Artikels persönlich überzeugen, denn er saß direkt hinter dem Dirigenten in der ersten Reihe und war ebenso fasziniert wie der Großteil der begeisterten Zuschauer. Das war keine inszenierte Show, sondern Ausdruck von Leidenschaft und Hingabe für die Kirchenmusik.
Nahtlos passten sich die Organisten Peter Schulz und Harry Fairs dem hohen Niveau des Mädchenchores an. Sie begleiteten den Chor in ruhigen Phasen sanft unterstützend und waren im nächsten Moment in der Lage, die Orgelpfeifen kraftvoll und laut anschwellen zu lassen.
Jubel und glückliche Besucher – was will man mehr?
Da während des Konzerts gebeten wurde, nicht zu applaudieren, brachen am Ende alle Dämme und das Publikum dankte mit Standing Ovation und gewaltigem Applaus, den man in Kirchen nicht so gewohnt ist. Bestimmt hätte der eine oder andere Zuschauer sich eine Zugabe gewünscht, das wäre dann aber in einer Kirche wohl etwas zu viel gewesen. Beim Verlassen der Abteikirche konnte man beim Spitzen der Ohren zwischen den glücklichen Besuchern nur positive Gespräche mithören. Es war Frater Gregor OCist erneut gelungen, den Besuchern ein überragendes Konzert zu bieten, von dem diese bestimmt noch einige Zeit zehren werden.
Nächstes Konzert:
Sonntag, 4. Januar 2026, 15 bis 16:15 Uhr
Ort: Abteikirche
Festliches Neujahrskonzert
Hornquartett und Orgel
Sauerländer Hornquartett
Michael Nassauer (Philharmonie Südwestfalen)
Gerhard Reuber (Gürzenich-Orchester Köln)
Lisa Erchinger (Philharmonie Südwestfalen)
Bernhard Reuber (Düsseldorfer Symphoniker)
Giacomo Gabusi (München), Orgel
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