Kein Gedanke an einen „Blick zurück im Zorn“ in der VG Altenkirchen-Flammersfeld
Die letzten Sitzungen eines Jahres auch kommunaler Gremien bieten die ideale Gelegenheit, Rückschau auf die vergangenen zwölf Monate zu halten, Erreichtes und Nicht-Erreichtes zu benennen (oder zu verschweigen) und womöglich sogar schon einen Ausblick auf die sich anbahnenden kommenden 365 Tage zu wagen.
Altenkirchen/Bürdenbach. Das Jahr 2025 nähert sich langsam, aber sicher seinem Ende. Die Zeichen stehen auf vielen Ebenen auf weihnachtliche Vorfreude, die womöglich auch eine gewisse Entspannung mit sich bringt. Vielen Menschen tut es gut, über die Feiertage einmal den Stress zu den Akten zu legen, einfach nur „herunterzukommen“ und die freie Zeit zu genießen. Mit Blick auf den dann folgenden Jahreswechsel wird Bilanz gezogen – privat, geschäftlich oder auch auf kommunaler Seite. „Wir haben uns in der kommunalen Selbstverwaltung ausschließlich am Gemeinwohl zu orientieren“, beschrieb der Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Altenkirchen-Flammersfeld, Fred Jüngerich, den alles bestimmenden Part der Arbeit in der großen Gebietskörperschaft bei der Jahresabschlusssitzung des VG-Rates, „wenn wir als VG eines können, ist es kommunale Selbstverwaltung, die kein Selbstbedienungsladen für den Einzelnen ist.“ Das gelte für Ansprüche beispielsweise in den Kindertagesstätten, für den Bereich der Schulen oder für den der Flächennutzungsplanung, in der ein allgemeiner bauplanungsrechtlicher Überblick absoluten Vorrang vor Individualinteressen habe. In den sechs Jahren seit der Fusion (Anm. der Redaktion: mit der Alt-Verbandsgemeinde Flammersfeld) „sind wir inzwischen auf Seiten der Ortsgemeinden finanziell sehr gut ausgestattet. Wir hatten zu Beginn der Zusammenlegung 19 Ortsgemeinden mit Kassenkrediten, also wie ein überzogenes Girokonto. Und jetzt sind es nur noch sieben und alle im Bereich der Alt-VG Flammersfeld gelegen“. Das sei ein Verdienst „unserer Finanzverwaltung, unserer Haushaltssachbearbeiter im Zusammenspiel mit den Ortsgemeinderäten und den Ortsbürgermeistern, die es wollen müssen, sich auf solidere finanzielle Füße zu stellen, ihre Haushalte wieder konsolidieren zu wollen. Das haben wir in den zurückliegenden sechs Jahren und ganz besonders in dem Jahr, das nun abläuft, getan.“ Die kommunalpolitisch Verantwortlichen - insbesondere die Hauptamtler - erwarteten, auch mit Blick nach Mainz, eine bessere finanzielle Grundausstattung vom Land und nicht jeden Tag ein neues Förderprogramm, „das heute keiner versteht und das morgen schon nicht mehr gültig ist. Auch das ist eine ganz klare Notwendigkeit, die wir als Forderung in Richtung Land im zu Ende gehenden Jahr geäußert haben“.
23.000 Neuveranlagungen
Auch in puncto Medizinische Versorgungszentren (MVZ/wie nunmehr das in Altenkirchen unter der Trägerschaft der Diakonie in Südwestfalen) bezog Jüngerich klar Stellung: „Das ist eine Aufgabe, die uns nicht auf den Leib geschneidert ist. Sie steht nicht in unserem Aufgabenheft, sich für den Erhalt eben dieses MVZ einzusetzen oder auch die Hausärzteschaft zu stärken wie mit unserem Förderprogramm. Aber diese Dinge sind in diesem Jahr gut gelaufen. An den Bemühungen, einen Träger für das MVZ zu finden, war die kommunale Seite nicht ganz unbeteiligt.“ Und dann war da noch die Grundsteuerreform, die umgesetzt werden musste. Jüngerich nannte den Prozess mit rund 23.000 Neuveranlagungen eine „administrative Meisterleistung der Finanzabteilung“. Grundsätzlich sei es Vertrauen von Berlin über Mainz bis nach Altenkirchen, „das wir brauchen“. Im Jahr 2025 sei der Austausch untereinander von Ehrlichkeit und demokratischem Grundverständnis geprägt gewesen.
Blick auf die Meilensteine
„Das Jahr 2025 war für unsere Verbandsgemeinde ein Jahr wichtiger Entscheidungen, strukturprägender Weichenstellungen und konkreter Fortschritte. Wenn wir auf die vergangenen Monate zurückblicken, stellen wir fest: Wir haben gemeinsam viel erreicht - und gleichzeitig die Grundlagen dafür gelegt, unsere Verbandsgemeinde sicher und verantwortungsvoll in die kommenden Jahre zu führen“, resümierte Torsten Löhr (CDU) im Namen aller im VG-Rat vertretenen Fraktionen. Er stellte die Meilensteine heraus: die Stärkung der Ortskerne durch die Innenraum-Entwicklung mit einem speziellen Förderprogramm, den Abschluss der kommunalen Wärmeplanung als belastbare Grundlage für die zukünftige Wärmeversorgung, den Ausbau der erneuerbaren Energien mit der Installation neuer Photovoltaikanlagen auf kommunalen Gebäuden, die Investitionen in Bildung, Betreuung und Infrastruktur wie die energetischen Sanierungen der Kitas „Traumland“ und „Kunterbunt“, die Verabschiedung des Doppelhaushalts 2025/2026 (Investitionen von rund 34,6 Millionen Euro sind in den nächsten Jahren vorgesehen), Start der Planung für den neuen Flächennutzungsplan (Verabschiedung ist für Ende 2027 angedacht), den geplanten Erwerb von forst- und landwirtschaftlichen Flächen (knapp 177 Hektar in den Gemarkungen Bürdenbach, Burglahr, Eichen, Güllesheim und Oberlahr), die interkommunale Zusammenarbeit mit der zentralen Vergabestelle für die VGs Altenkirchen-Flammersfeld, Hamm und Wissen, die Stärkung von Vereinen, Ehrenamt und regionaler Gemeinschaft (Vereinekonferenz 2025 und dem Verbandsgemeindetag WIR 2025), das Jahr des Bergbaus 2025 (zahlreiche Veranstaltungen) und die Eröffnung des neuen Hallenbades in Altenkirchen. Dennoch blieben für 2026 Herausforderungen wie die Finanzierung der Pflichtaufgaben, die steigenden Bau- und Energiekosten, der Umgang mit dem demografischen Wandel, die Digitalisierung der Verwaltung und die hohen Anforderungen, die aus Betreuung, Infrastruktur und Ortsentwicklung entstehen würden. (vh)
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