Werbung

Nachricht vom 10.11.2012    

Pünktlichkeitsproblematik auf Siegstrecke

„Pünktlichkeit bleibt Problem auf der Siegstrecke“ – so die Erkenntnis von MdB Sabine Bätzing-Lichtenthäler und MdL Thorsten Wehner, die von Seiten der Bahn und der SPNV-Zweckverbände eine Stellungnahme zu der von Fahrgästen vorgebrachten Kritik an den Talent 2-Zügen gefordert hatten.

Kreis Altenkirchen. „Die Kritik an der mangelnden Pünktlichkeit war und ist beim Rhein-Sieg-Express (RE9) leider ein Thema auf der Siegstrecke.“ – so heißt es in einem gemeinsamen Schreiben der für den Schienenpersonennahverkehr zuständigen Zweckverbände SPNV-Nord und Westfalen-Süd an die Bundestagsabgeordnete Sabine Bätzing-Lichtenthäler sowie den Landtagsabgeordneten Thorsten Wehner.
Wie berichtet, waren die SPD-Politiker zunehmend von verärgerten Bahnkunden auf die Qualität der neuen Elektrotriebwagen vom Typ ET 442 (Talent 2-Züge) angesprochen worden. Beide hatten daraufhin die DB Regio NRW GmbH als Betreiberin der Linie sowie die Zweckverbände in Koblenz und Siegen um Stellungnahmen gebeten. Die jetzt vorliegenden Antworten würden zumindest einige der Kritikpunkte direkt oder indirekt bestätigen.

Für die Probleme hinsichtlich der Pünktlichkeit machen die Zweckverbände die dichte Zugfolge auf dem stark belasteten Streckenabschnitt zwischen Köln und Troisdorf verantwortlich, „bei der sich schon kleinere Verspätungen schnell potenzieren“. Negativ auf den Fahrplan würden sich im Verspätungsfalle auch die eingleisigen Streckenabschnitte auswirken. Dabei gebe es durchaus Fahrzeitreserven aufgrund der besseren Beschleunigungs- und Bremswerte der neuen Talent 2-Züge. Diese seien dazu genutzt worden, einen neuen Halt in Porz einzurichten sowie die knappe Übergangssituation von und nach Frankfurt in Siegen zu entschärfen.
Auf „leichte Verbesserungen“ der Anschlusszeiten in Siegen verweist auch die DB Regio. In Einzelfällen hätten Verspätungen von bis zu 18 Minuten bei der Fahrt von Siegen nach Aachen aufgeholt werden können. „Dazu muss man aber wissen, dass der RE9 in Köln einen fahrplanmäßigen Aufenthalt von 11 Minuten hat“, relativieren Bätzing-Lichtenthäler und Wehner die Aussage der Bahn.

Die Zweckverbände gehen auch auf die Kritik am mangelnden Komfort der neuen Fahrzeuge ein. Hierbei habe man Kompromisse zwischen den unterschiedlichen Philosophien der Aufgabenträger schließen müssen. So gingen die Ansprüche von Kölner Seite (Nahverkehr Rheinland) eher in Richtung S-Bahn-Betrieb, wohingegen SPNV-Nord und ZWS aufgrund längerer Reisezeiten mehr Sitzplätze und weitere Abstände gefordert hätten.
Unterschiedliche Ansprüche bestehen offenbar auch bei den Bahnkunden selbst. Der SPNV-Nord weist darauf hin, dass im eigenen Zuständigkeitsbereich auf der Moselstrecke in Bezug auf den Komfort der Fahrzeuge so gut wie keine Kundenbeschwerden vorlägen.

Die Fahrgäste hatten insbesondere das deutlich geringere Platzangebot gegenüber den bisherigen Doppelstockzügen kritisiert. Hierzu erinnern Zweckverbände und DB gleichermaßen an die verspätete Betriebszulassung der neuen Elektrotriebwagen. Von den bestellten 15 Zügen seien bislang nur neun vierteilige Einheiten einsatzbereit. Des Weiteren sei es in der laufenden Erprobungsphase bei einigen Zugfahrten zu Störungen gekommen. Dadurch hätten zeitweise nur einzelne Fahrzeuge mit entsprechend weniger Sitzplätzen fahren können.
Bei dieser Thematik greift die DB Regio nach Meinung der beiden Abgeordneten zudem „tief in die psychologische Trickkiste“. So mute der Erklärungsversuch etwas seltsam an, wonach die Talent 2-Züge oft nur aufgrund des „subjektiven Empfindens der Fahrgäste“ als voll eingeschätzt würden. Die Bahn schreibt dazu: „Hintergrund ist die freie Sicht durch das gesamte Fahrzeug, bei der man hunderte Fahrgäste sieht, während man in einem Doppelstockwagen maximal 40 bis 50 Fahrgäste im Blick hat.“



Wenig tröstlich dürfte für die Pendler nach Köln der Hinweis des SPNV-Nord sein, dass die Kapazitätsanforderungen des Rhein-Sieg-Express auf dem rheinland-pfälzischen Streckenabschnitt mit dem neuen Konzept gut bewältigt werden könnten. Dabei habe man sich vorab auf Seiten der Aufgabenträger über die Auslastung in Spitzenzeiten durchaus Gedanken gemacht, so die Zweckverbände weiter. Das neue Betriebskonzept sehe auch fabrikneue Doppelstockreisezugwagen vor, die vor allem zu den klassischen Berufspendlerzeiten verkehren würden. Die Bahn fügt als Beispiel hierzu an, dass im ursprünglichen Konzept lediglich zwei Züge mit sechs Doppelstockwagen vorgesehen waren. Mittlerweile würden bereits sechs Züge pro Tag verkehren.

Die DB Regio versichert, dass man das von den Aufgabenträgern geforderte Platzangebot auf jeden Fall erfüllen wolle. Verlässliche Aussagen zum Verhältnis zwischen Platzangebot und Fahrgastnachfrage sowie zur Pünktlichkeit könnten aber erst zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember erfolgen. Sollte danach die Situation kritisch sein, werde nach Lösungen gesucht. Auch die von Kunden aufgezeigten Qualitätsmängel würden gemeinsam mit dem Fahrzeughersteller untersucht.

Für Sabine Bätzing-Lichtenthäler und Thorsten Wehner sind die vorliegenden Antworten nicht in jedem Punkt zufrieden stellend. Man wolle zunächst den Fahrplanwechsel abwarten. Im neuen Jahr soll die Problematik auf der Siegstrecke noch einmal kritisch unter die Lupe genommen werden. Hierzu kündigen die SPD-Politiker eigene Testfahrten mit den neuen Elektrotriebwagen an, um die Situation für die Fahrgäste hautnah miterleben zu können.



Anmeldung zum AK-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Altenkirchen.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Von Bürgern erschaffen, von der Kirche gesegnet: Neue Wegekreuze prägen Selbachs Landschaft

Selbach. In der Gemarkung Selbach gibt es seit Jahrhunderten rund ein Dutzend Wegekreuze. Sie stellen somit eine große religiöse ...

DFB-Punktespiel: SSV Weyerbusch als erster FVR-Verein mit Gold-Status ausgezeichnet

Weyerbusch. Engagement und vielfältige Bemühungen werden belohnt – darüber durfte sich nun auch der SSV Weyerbusch freuen. ...

Westerwaldwetter: Winter ade - Frühsommer hält Einzug

Region. Die nördliche Strömung, die uns diese Kaltluft brachte, kommt zum Erliegen. Der Weg aus Süden wird frei und warme ...

Der Kinderschutzbund Westerwald informiert zum Tag der gewaltfreien Erziehung

Region. Seit dem 1. Januar 2011 ist das Recht von Kindern auf eine gewaltfreie Erziehung im Bürgerlichen Gesetzbuch verankert. ...

Auf den Spuren des Königs der Lüfte: Rotmilan-Wanderung im Westerwald

Wenn der Adler das Symbol der Alpen ist, so ist es der Rotmilan für den Westerwald. Dieser majestätische Vogel zieht mit ...

Mauden sammelt für mehr Sicherheit der Partnergemeinde im Westjordanland

Mauden. "Wie mir jüngst Manfred Rosenkranz, der langjährige frühere Ortsbürgermeister Maudens, mitteilte, sammelt er derzeit ...

Weitere Artikel


Traditionelle Gedenkfeier am Synagogenplatz in Hamm

Hamm/Sieg. 26 Kerzen brannten am Freitagabend auf dem Synagogenplatz in Hamm, um an die 26 Bürgerinnen und Bürger jüdischen ...

SPD diskutierte zur Zukunft des Euro

Altenkirchen. In der öffentlichen Mitgliederversammlung des SPD-Ortsvereins Altenkirchen begrüßte die Vorsitzende Anka Seelbach ...

Betreuungsgeld – Der Bundestag hat zugestimmt

„Das ist nicht nur für die Kinder und Eltern eine schlechte Entscheidung, sondern wird auch die Kommunen und die freien Träger ...

Basisseminar für Existenzgründer in Altenkirchen

Altenkirchen. Für alle, die sich selbstständig machen wollen, bieten das IHK-Starterzentrum Kob-lenz und das IHK-Bildungszentrum ...

„AuskunftKultur“ erfreut sich an 250 Profileinträgen

Altenkirchen. Die „Auskunft Kultur. Die Kulturdatenbank“, die im Internet unter „www.auskunft-kultur.de“ zu finden ist, ist ...

marienthaler forum: Amerika und Frankreich im Fokus

Wissen. Die Wahlen in Amerika und Frankreich werden auf längere Sicht beachtliche Auswirkungen für Europa und insbesondere ...

Werbung