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Nachricht vom 26.01.2013    

Skateboard-Papst Titus Dittmann zu Gast in Kirchen

Ein so bewegtes Leben gehört zweifellos zwischen zwei Buchdeckel: In „Brett für die Welt“ berichtet Skateboardpionier Titus Dittmann fesselnd und humorvoll von seinem Werdegang. Am Freitag machte er während seiner Lesereise Station in seiner Heimatstadt Kirchen, wo er sich in das Goldene Buch eintrug und einige bekannte Gesichter im Publikum entdeckte. Fesselnd, spannend und ohne Zweifel lesenswert ist das Buch.

Das gehörte natürlich dazu: Titus Dittmann trug sich in das Goldene Buch der Stadt Kirchen (rechts Bürgermeister Jens Stötzel) ein. Im Vordergrund stand schon der Lesestuhl aus Skateboards bereit. Fotos: Nadine Buderath

Kirchen. Er war einer der ersten Drachenflieger in Deutschland, er hat sein Unternehmen durch äußerst schwere Zeiten geführt, er reist in Krisengebiete – aber damals, in den späten sechziger Jahren, hat auch er erst ein gutes Stück weit vom Elternhaus die ordentliche Hose gegen eine mit Hippie-Blümchenmuster getauscht, bevor es in die Disco ging. Das Elternhaus stand (und steht) auf dem Kirchener Brühlhof und er, dessen Lebensgeschichte so spannend ist, dass sie sich kein Drehbuchautor besser ausdenken könnte, ist Titus (eigentlich Eberhard) Dittmann.

Am Freitagabend stand eine Lesung in seiner Heimatstadt auf dem prall gefüllten Terminkalender des „Skateboard-Papstes“ (ein Begriff, den er selber nicht besonders mag). Und ja, ausgerechnet das ist eine Veranstaltung, die auch einen Titus Dittmann noch nervös macht. Denn, so betonte er im Pressegespräch im Vorfeld: „Diese Lesung ist etwas ganz, ganz Besonderes für mich.“ Es sei wie ein Abtauchen in die Vergangenheit – seit dem Erscheinen von „Brett für die Welt“ im Herbst vergangenen Jahres, melde sich einer nach dem anderen bei ihm, „Leute, die ich seit 50 Jahren nicht gesehen habe.“

Die rosarote Brille trägt Dittmann bei seinen Erinnerungen aber keineswegs. Dem Spruch, dass früher alles besser gewesen sei, kann er nicht beipflichten. „Ich gehe auch kritisch mit Kirchen um“, erzählt der 64-Jährige, wobei sich diese Kritik insbesondere auf den Zeitgeist der 50er Jahre und nicht auf die Stadt selbst beziehe: „Kirchen war damals noch extrem ländlich geprägt und die Geisteshaltung sehr konservativ. Zeitgeist und Religion hatten uns in der Zange.“ Kein einfaches Umfeld für einen, der stets gegen das Althergebrachte rebellierte und immer schon gern etwas anderes machte, als alle anderen.

Bitter gemacht hat dies ihn aber nicht, ganz im Gegenteil! Nach dem obligatorischen Eintrag in das Goldene Buch der Stadt, las Dittmann äußerst gut gelaunt Passagen aus seiner Autobiographie und hatte die Zuhörerinnen und Zuhörer, die den Ratssaal nicht nur bis zum letzten Platz, sondern noch darüber hinaus füllten, nach wenigen Minuten auf seiner Seite. Die Erlebnisse und Anekdoten aus der Kirchener Zeit bildeten natürlich einen Schwerpunkt und sorgten für so manchen Lacher.
Und auch für zustimmendes Nicken, saßen doch einige der im Buch vorkommenden Personen im Publikum. Etwa ein Ehepaar, das bei einer Dittmannschen Party (es war sturmfrei) von Oma Klara in einer, nun ja, pikanten Situation erwischt wurde.

Sollte es in die Disco nach Büdingen im Westerwald gehen, passten locker 15 Leute in einen Opel Rekord und seine erste, äußerst unangenehme, Begegnung mit Alkohol hatte Titus Dittmann, der ursprünglich mal den Vornamen Eberhard trug, während eines Polterabends, an dem das „Danziger Goldwasser“ zu reichlich floss…
Im Publikum auch Ehefrau Brigitta, die einst im Kirchener Rathaus eine Ausbildung zur Verwaltungsangestellten absolvierte.
Den pragmatischen Grund für die Eheschließung brachte ihr Mann mit einem Augenzwinkern dar: „Wir wollten eigentlich gar nicht heiraten, aber haben bei meiner Schwester gesehen, was dabei an Geld und Geschenken herumkam.“



Im Hintergrund waren Fotografien aus den verschiedenen Jahrzehnten bis hin zur Gegenwart zu sehen. Die neuesten Aufnahmen zeigen afghanische Kinder und Jugendliche beim Skaten, denn derzeit konzentriert sich Titus Dittmann vor allem auf seine Stiftung, die unter anderem Skateboardanlagen in Kriegs- und Krisengebieten, aber auch in sozialen Brennpunkten in Deutschland baut.

Doch zwischen Kirchen und Kabul lagen so viele Erlebnisse, berufliche Tätigkeiten, Probleme und Erfolgserlebnisse, dass sie sich hier nur stichpunktartig aufzählen lassen. Dittmann selbst konnte bei seiner zweistündigen Lesung vieles nur streifen, was umso mehr Lust auf das komplette Buch machte.

Zum Studium ging es nach Münster, wo der angehende Lehrer zum ersten Mal in Kontakt mit dem Skaten kam. Den Beruf hängte Dittmann nach einigen Jahren an den Nagel, zu Gunsten seines Unternehmens, das Skateboards und Bekleidung vertreibt. Er fuhr bei der ersten Snowboard-WM mit und betrieb (und betreibt) überhaupt am liebsten Sport, „für den es Körperbeherrschung braucht und der mit Adrenalin zu tun hat“. Und einen Lehrauftrag an der Universität Münster hat der gebürtige Kirchener inzwischen auch inne – es geht, natürlich, ums Skateboarden. (bud)


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