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Nachricht vom 19.02.2013    

Jugendliche im Kreis auf Hartz IV angewiesen

Wie der Deutsche Gewerkschaftsbund Region Koblenz nun bekannt gab sind über 900 Jugendliche im Landkreis Altenkirchen auf Hartz IV angewiesen. Rund 5,8 Prozent der dort lebenden Jugendlichen sind direkt von Armut betroffen, sodass man hier nicht mehr nur von einer Randerscheinung sprechen kann.

Rund 927 Jugendliche im Alter von 15 bis 24 Jahren sind im Kreis Altenkirchen auf Hartz IV angewiesen. (Foto: Bianca Klüser)

Kreis Altenkirchen. Im September 2012 waren im Landkreis Altenkirchen 927 Jugendliche im Alter von 15 bis 24 Jahren auf Hartz IV angewiesen. Jugendarmut in diesem Landkreis ist keine gesellschaftliche Randerscheinung. 5,8 Prozent aller in diesem Landkreis lebenden Jugendlichen sind direkt von Armut betroffen. „Diese jungen Menschen erfahren die gesellschaftliche Spaltung bereits in jungen Jahren, in dem sie in Verzicht aufwachsen und ein höheres Risiko für eine mehrfache Benachteiligung haben“, so Gabi Weber, Regionsvorsitzende des DGB Koblenz. Die Hartz IV-Regelsätze sind in den letzten Jahren deutlich hinter der Preissteigerungsrate zurück geblieben und können auch für Jugendliche das gesellschaftliche Existenzminimum nicht sicherstellen. „Neben materieller Entbehrung erleben diese Jugendliche Arbeitslosigkeit und niedriges Erwerbseinkommen nicht nur persönlich, sondern auch in ihrer Familie. Damit verbunden sind zudem schlechtere Wohnverhältnisse und schlechtere Chancen im Ausbildungssystem und in der Arbeitswelt. Hinzu kommt, dass sich Einkommensarmut auch verstärkt negativ auf die Gesundheit auswirken kann“ führt Gabi Weber weiter aus. Nur etwa 15 Prozent (134) der auf Hartz IV angewiesenen Jugendlichen ist arbeitslos gemeldet. Die weit überwiegende Mehrzahl der hilfebedürftigen Jugendlichen besucht noch die Schule, war in Ausbildung, erwerbstätig, betreute ihre Kinder unter drei Jahren oder nahm an Eingliederungsmaßnahmen teil.
Hilfebedürftigkeit bei jungen Menschen hat viele Ursachen. Besonders auffallend ist, dass dabei meist nicht die eigene Arbeitslosigkeit zur Bedürftigkeit führt, sondern die Gründe vielmehr in den begleitenden familiären Lebensumständen liegen. Die Armut von Jugendlichen ist weitgehend auf das Fehlen von existenzsichernden Arbeitsplätzen der Eltern zurückzuführen.
Weber fordert: „Um diesen Jugendlichen einen dauerhaften Ausstieg aus den prekären Lebensverhältnissen zu ermöglichen, hilft ein schlichtes Parken in beruflichen Warteschleifen oder die Zuweisung in Ein-Euro-Jobs nicht. Um die Spirale von Armut und Perspektivlosigkeit für viele Jugendliche zu durchbrechen, macht der DGB folgende Vorschläge: In Stadtteilen mit hohem Anteil hilfebedürftiger Jugendlicher sollten – mit Unterstützung des Landes – die Investitionen in die soziale und bildungspolitische Infrastruktur ausgebaut werden. Zugleich benötigen leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler eine frühere und intensivere Unterstützung und zusätzliche Förderangebote.
Bei der Förderlandschaft für benachteiligte Jugendliche ist ein intransparenter Maßnahme-Dschungel entstanden, der für viele Jugendliche und ihren Eltern kaum durchdrungen werden kann. Um Armut und Ausbildungslosigkeit möglichst überwinden zu können, sollten die Beratungs- und Betreuungsangebote unter einem Dach gebündelt werden. So sollten die Abstimmungsprozesse zwischen Jugendamt und Jobcenter verbessert werden. Dringend verbessert werden sollte ebenso die Verständigung, soweit eine Ausbildung abgebrochen wird und Jugendlichen geeignete Alternativen und Anschlüsse eröffnet werden. Ein gelungenes Beispiel hierfür ist das Projekt JUWEL im Rhein-Lahn-Kreis. Jugendliche, die die Voraussetzungen für eine betriebliche oder außerbetriebliche Ausbildung mitbringen, dürfen nicht länger mit berufsvorbereitenden Maßnahmen abgespeist werden. Das Jobcenter sollte zugleich eine Initiative ergreifen, um Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine „zweite Chance“ auf Berufsausbildung zu eröffnen.
Darüber hinaus braucht es existenzsichernde Löhne, um Jugendliche selbst bzw. deren Eltern(-teile) längerfristig eine Überwindung der Hartz IV-Bedürftigkeit zu ermöglichen. Möglichst vorbeugende arbeitsmarkt-, bildungs- und sozialpolitische Maßnahmen sind gefragt, die die unterschiedlichen Lebensumstände junger Menschen einschließen. Im Herbst 2012 waren nach DGB-Berechnungen in Rheinland-Pfalz bereits 52,8 Prozent der hilfebedürftigen Jugendlichen in den letzten beiden Jahren bereits mindestens 21 Monate auf Hartz IV angewiesen. Für Gabi Weber ist es untragbar, dass sich junge Erwachsene solange im Leistungsbezug aufhalten und hier sieht sie alle Beteiligten gefordert. „Wir können nicht auf der einen Seite den sich abzeichnenden Fachkräftemangel befürchten und auf der anderen Seite so vielen jungen Menschen keine sie tragenden beruflichen Lebensentwürfe anbieten und mit ihnen umsetzen.“



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