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Nachricht vom 18.02.2008    

Ein "Urgestein" nimmt Abschied

Wenn am kommenden Sonntag, 24. Februar, in den evangelischen Kirchengemeinden im Kreis Altenkirchen neue Leitungsgremien (Presbyterien) gewählt werden, wird erstmals seit 36 Jahren ein Name nicht mehr auf der Kandidatenliste stehen: Gerhard Hoffmann aus Michelbach (Kirchengemeinde Altenkirchen) wird nicht erneut für das kirchliche Ehrenamt kandidieren.

Gerhard Hoffmann

Kreis Altenkirchen. 1972 wurde Gerhard Hoffmann aus Michelbach erstmals als Presbyter (Gemeindeältester) gewählt und weiß wie kaum ein anderer, wie vielfältig die Aufgaben der Ehrenamtlichen sind, um eine Kirchengemeinde "am Laufen" zu halten. Hoffmann, der seit 1955 bei der Kreisverwaltung arbeitete und in der Führungsposition als "Büroleiter" 1999 in Pension ging, konnte stets seine Fähigkeiten, die er aus seinem beruflichen Umfeld (Organisation, Finanzen, Personalführung) mitbrachte, in die kirchliche Arbeit einbringen.
Von daher ist er einer der Presbyter, der mit "Taschenrechner und Bibel" ans Werk geht. "Jeder hat seine Gaben, die er einbringen kann" – diesen biblischen Anspruch an diejenigen, die "Kirche bauen", ist auch für Gerhard Hoffmann bindend. Deshalb schätzt er die Vielfalt an Menschen, die in einem Presbyterium zusammenkommen und dafür sorgen, dass alle Teilbereiche gut funktionieren. Es muss diese Mischung geben, weiß Hoffmann, denn allein mit guter Organisation "lebt" eine Gemeinde auch nicht. Hoffmann, fand schnell "seinen Platz", war auch zeitweise stellvertretender Vorsitzender des Presbyteriums und jahrelang Vorsitzender der Bauausschusses und "Kirchmeister".
Gerade in seinem Schwerpunktbereich zeigte sich der gesellschaftliche und kirchliche Wandel ganz besonders. Als der Michelbacher in den 70er Jahren begann, im Presbyterium mitzuarbeiten, gab es noch pralle Kassen bei den Kirchengemeinden und etliche Großprojekte wurden umgesetzt. So der Bau des Gemeindezentrums (Forums) in der Wilhelmstraße, die Einrichtung eines Jugendzentrums mit all den hitzigen Diskussionen rund um dessen Konzeption, der neue Kindergarten im Kiefernweg und vieles mehr.
Seit den Siebzigern hat sich viel verändert, so hat die Kirchengemeinde Altenkirchen mittlerweile über 30 hauptamtliche Mitarbeitende, für die das Presbyterium Sorge zu tragen hat. Wenn Hausfrauen also heutzutage ein "kleines Familienunternehmen führen", so müssen die Presbyterien in den größeren Gemeinden bereits "stattliche Unternehmen" leiten.
Aufgrund seines Naturells und seiner persönlichen Bescheidenheit konnte Gerhard Hoffmann den Zeiten des "Geldausgebens" nie viel abgewinnen und sorgte deshalb schon immer für disziplinierten Umgang mit den Mitteln der Gemeinde, was in den letzten Jahren immer wichtiger wurde. Eine Gabe, die der neuen Presbytergeneration unbedingt abgefordert wird. Die stark zurückgehenden Kirchensteuer-Mittel zwingen die Presbyterien heute zu einer völlig anderen Arbeitsweise, verlangen viel Kreativität und die Bereitschaft "weit über den Kirchturm hinaus" zu denken und zu handeln.
"Die heutigen Presbyterien stehen vor einer großen Herausforderung", sagt Hoffmann, der aus Altersgründen (mit 75 Jahren endet auch für ehrenamtlich Mitarbeitende die Dienstzeit) nicht mehr antritt. "Sich ducken und nichts entscheiden wollen" können sich die Leitungsgremien heutzutage nicht erlauben. "Es ist schmerzhaft, Liebgewonnenes auch mal aufgeben zu müssen", weiß er aus seiner langjährigen Erfahrung.
Doch aus dem Ehrenamt - "dank der familiären Unterstützung konnte ich so vieles machen" - nimmt er auch viel Positives mit. Besonders das angenehme Miteinander in den Gremien (Hoffmann ist auch seit Jahrzehnten in anderen kirchlichen Ämtern, darunter dem Kreissynodalvorstand, dem Leitungsgremium des Kirchenkreises, aktiv) hat ihn "getragen". Er schätzt das gute Miteinander, weil es – im Gegensatz zu anderen Bereichen – selbst bei hitzigen Debatten nie zu persönlichen Attacken kam. "Selten bin ich mit Frust nach Hause gegangen", resümiert er seinen jahrzehntelangen Einsatz. Große Dankesworte für seine ehrenamtliche Arbeit erwartet der Kirchenmann nicht: "Wenn man spürt, dass die Arbeit gewürdigt wird, Ratschläge auf fruchtbaren Boden fallen und es voran ging, reicht das völlig." "Man gibt nicht nur, sondern kriegt auch viel zurück", hat er erfahren.
Er hofft allerdings, dass sich auch künftig immer wieder Menschen ihre vielfältigen Gaben für "ihre" Kirche einbringen. Ein häufiges Argument gegen das Engagement, "ich habe zu wenig Zeit", will er indes nicht gelten lassen. "Auch früher fiel es nicht leicht, ein Amt zu übernehmen", erinnert er sich an seine Anfänge, die selbst Normalarbeitenden eine 48-Stunden-Woche, einschließlich Samstags-Dienst, abforderte. (pes)
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Gerhard Hoffmann (rechts) ist ein "Presbyteriums-Urgestein". Der Michelbacher bestimmte über Jahrzehnte die Geschicke seiner Kirchengemeinde Altenkirchen. Er hofft, dass sich auch in Zukunft immer Menschen für ihre Kirchengemeinde engagieren und auch, dass am Sonntag, 24. Februar, möglichst viele von ihrem Wahlrecht bei den Presbyteriums-Wahlen Gebrauch machen. Mit Gemeindeamts-Mitarbeiterin Claudia Müller (links) organisiert er unter anderem noch den Wahlablauf in der Kreisstadt, bevor er auch ehrenamtlich in den Ruhestand geht. Foto: Petra Stroh


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