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Nachricht vom 21.02.2008    

Der Kölner Kasper sagt Adieu

50 Jahre Kölner Kasper und 60 Jahre Kölner Stimmungskapelle Werner Bach. Gemeinsam mit seiner Frau Hilde kann der Wahl-Güllesheimer auf ene bewegte Lebensgeschichte zurückblicken. Geburtshelfer für Bachs beide Lebenswerke waren die schweren Nachkriegsjahre. Aus dieser Zeit und der Zeit danach weiß er viel zu erzählen.

kölner kasper

Güllesheim. Der Wahl-Güllesheimer Werner Bach feiert gemeinsam mit seiner Frau Hilde in diesem Jahr zwei große Jubiläen: 50 Jahre Kölner Kasper und 60 Jahre Kölner Stimmungskapelle Werner Bach. Der Krieg und seine harte Nachkriegszeit stehen bei Werner Bach als Geburtshelfer für seine beiden Lebenswerke. Aus der Not heraus und mit einem großen Anteil Berufung schlug der Kölner Junge in den Trümmern der Rheinmetropole, in Köln-Mülheim, den Weg des Musikers ein. Die Aufmerksamkeit seiner Tante hat er das erste Instrument, eine Hohner–Erika Harmonika, zu verdanken. Die Konfirmation stand an und die Tante suchte nach einem passenden Geschenk. Am Rheinufer lag ein Schiff und auf war ein russischer Offizier, der für eine kleine Harmonika "Uri" haben wollte. Im Hause Bach gab es eine Uhr und die sollte der Junge Werner eben zur Konfirmation erhalten. Was tun? Werner wurde gefragt und entschied sich für die Harmonika. Tantchen tauschte das Instrument ein und setzte damit auch den Startschuss für die musikalischen Intentionen Werners.
Das Musikinstrument existiert noch heute und hat neben sechs anderen, modernen Harmonikas einen Ehrenplatz im Hause Bach. Mit seiner Harmonika spielte Werner Bach damals in den zerbombten Kölner Straßen die Herzen der Bürger wach, zeigte auf, dass das Leben schön ist, man nur die Freude ins Herz lassen muss. 1948 erhielt er dann auch die ersten Engagements in Kölner Gaststätten, an seiner Seite ein anderer junger Mann, der Schlagzeug spielte und zwischendurch wurde die Band nach Bedarf erweitert. In der Schule hatte Werner Hohnsteiner-Filme gesehen und war von den Puppen ganz begeistert. Das wollte er auch mal machen. Die Hohnsteiner Puppen waren aber zu teuer, die konnte er sich nicht leisten. In der Frankfurter Straße wurde er aber fündig.
Es waren zwar Hartgummipuppen, aber der Anfang war gemacht. Und dann war das Geld für die erste Hohnsteiner Holzpuppe, den Kasper, da. Werner Bach schrieb seine Theaterstücke selber, nahm das tägliche Leben als Grundlage, setzte es in Puppenspiele um. Sein erstes Stück spielte dann auch in seinem Wohnbereich, mit dem Titel "Krach im Hinterhaus". Die Menschen kamen, Kinder und vor allem Vertriebene, die es aus den Ostgebieten nach Köln gespült hatte. Die Aktionen brachten Geld und Lebensmittel ein, machten das Leben etwas erträglicher. Die Schule ging zu Ende und Werner Bach erlernte das Handwerk des Böttchers und Küfers. Das Puppenspiel schlief ein, aber seine Musik machte er abends und am Wochenende weiter. 1951 kam seine Frau, gebürtig aus Schlesien, als Flüchtling über Schleswig Holstein nach Köln. Man lernte sich kennen und heiratete 1953.
Die erste Tochter erhielt den Vornahmen Erika nach dem Musikinstrument, der Hohner "Erika". Die Arbeitstelle war nicht zufrieden stellend und so ergriff Werner die Initiative und ließ sein Puppenspiel wieder aufleben und zum Beruf werden. Steinig, so das Ehepaar heute, sei der Weg immer gewesen. Billige Nachahmer machten ihnen das Leben schwer, nahmen ähnliche Namen an und brachten die Höhenhauser Puppenspiele, den Kölner Kasper immer wieder in Misskredit. Schön aufgereiht im Koffer liegen die hölzernen Lieblinge der Bachs, Kasper allen voran und auch der Bimbo, Großmutter, René, Hofdame, der Schutzmann, die Hexe und viele mehr. 14 verschiedene Puppen kann Werner besprechen, seine Stimme verändern. In all den Jahren spielte der Kölner Kasper in Kindergärten, Schulen, Betrieben, Vereine, in Kaufhäusern und regelmäßig auf dem K-D (Köln-Düsseldorfer) Kinderfest. Besonders Stolz sind die Bachs auf den Titel "Bundesumweltkasper". Nach vielen vergeblichen Versuchen, das Umweltproblem in Kommunen an das Kind bringen zu dürfen, wandte sich Bach an den damaligen Umweltminister Klaus Töpfer und der war begeistert. Von da an reiste Bach im Auftrag des Bundesumweltministers in der ganzen Republik umher und stellte die Umweltsünden an den Pranger. Ebenso wurden zum Begriff "der böse Onkel" und der Verkehrskasper. Mit dem Jubiläum ist aber nun auch der Kölner Kasper Geschichte und auch die Kapelle W. Bach. Die rote Kaspermütze auf dem Kopf, den hölzernen Kasper an der Seite und die alte Harmonika spielend setzt Werner Bach einen Schlussstrich, an seiner rechten Seite seine Frau und Mitstreiterin Hilde. Seit 1980 lebt das Ehepaar Bach mit seinen Töchtern und Enkeln in Güllesheim und Umgebung, fühlt sich hier wohl geborgen. (wwa)
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Hilde Bach, seit 1951 dabei, hält den Kölner Kasper und der Kölner Kasper "Werner" spielt auf der Harmonika zum 50. und 60. Jubiläum. Fotos: Wachow


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