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Nachricht vom 28.06.2013    

Wenn Begeisterung für Astronomie auf die Wissenschaft trifft

Seit dem 12. Juni arbeiten Schüler und Lehrer der Astro-AG des Kopernikus-Gymnasiums Wissen am renommierten Teide-Observatorium auf Tenneriffa. Zusammen mit Wissenschaftlern und Amateuren aus der ganzen Welt arbeiten die Wissener an der Erforschung von Wolf-Rayet Sternen und ihren Sternwinden. Gearbeitet wird nachts.

Wenn Begeisterung auf Interesse trifft: Prof. Dr. Oskar von der Lühe, Leiter des Kiepenheuer-Instituts für Sonnenphysik in Freiburg, erklärt den Wissener Astronomen den Strahlengang des Vakuum-Turm-Teleskops. Im Hintergrund erkennt man den Teide-Vulkan, mit 3718 Metern der höchste Berg Spaniens. Im Bild von links: Jonas Schmidt, AG-Lehrer Peter Stinner, Prof. Dr. Oskar von der Lühe, Gerrit Grutzeck, Daniel Küsters, Dennis Fuchs. Fotos: Astro-AG

Wissen. Schüler und Lehrer der Astro-AG des Kopernikus-Gymnasiums Wissen arbeiten aktuell am renommierten Teide-Observatorium auf Teneriffa im Rahmen einer internationalen Kampagne zur spektroskopischen Erforschung von Wolf-Rayet-Sternen. In das Projekt eingebunden sind professionelle Astronomen und Amateurastronomen mit Observatorien in Nord- und Südamerika, Asien, Europa, den kanarischen Inseln und Hawaii.

Wolf-Rayet-Sterne erzeugen Sternwinde, indem sie große Mengen Materie in ihre Umgebung abstoßen. Diese Sternwinde und ihre Strukturen hinterlassen ihre Spuren im Licht der Sterne. Zerlegt man das Sternlicht mit hochauflösenden Spektrographen in seine farbigen Bestandteile, dann lassen sich Zusammenhänge zwischen den äußeren Windbereichen und den unsichtbaren Sternoberflächen herstellen. Auf diesem Weg soll die aktuelle Forschungskampagne Informationen über Sternrotationen und variable Strukturbildungen in den Sternwinden von drei Wolf-Rayet-Sternen liefern.

Von Mitte Mai bis Mitte September beobachten neun Teams von Amateurastronomen für jeweils zwei Wochen am IAC80-Teleskop des Teide-Observatoriums in nahezu jeder Nacht die Geschwindigkeit und die räumliche Verteilung von Kohlenstoff- und Helium-Atomen in den Sternwinden.

Seit dem 12. Juni ist das Wissener Team vor Ort mit Dennis Fuchs aus Forst (MSS 12), Jonas Schmidt (Wissen, MSS 11), dem frischgebackenen Abiturienten Gerrit Grutzeck (Mittelhof) und dem ehemaligen Schüler und jetzigen Astronomiestudenten Daniel Küsters aus Dellingen. Begleitet werden sie von den Astro-AG-Lehrern Anke Wendt und Peter Stinner.
Die Gruppe wohnt im Gästehaus des Observatoriums, die komplette Verpflegung erfolgt in Eigenregie, was bei einer Fahrzeit von etwa einer Stunde zum nächsten Supermarkt eine logistische Herausforderung darstellt.

Naturgemäß spielt sich astronomisches Arbeiten in der nächtlichen Dunkelheit ab. So beginnt ein typischer Arbeits-„Tag“ im 2400 Meter hoch gelegenen Observatorium am Fuß des Pico del Teide gegen 18 Uhr. Etwa vier Stunden erfordern die Vorbereitungen für die eigentliche Datenerfassung. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um die Aufnahme von Korrekturbildern bei abgedunkelter Kamera und von Spektren horizontnaher Sterne, mit denen später die eigentlichen Sternspektren bezüglich des Einflusses von Kamerafehlern und atmosphärischen Störungen korrigiert werden.
Wenn dann gegen 23 Uhr die Wolf-Rayet-Sterne hoch genug über dem Horizont stehen, fährt das Teleskop nacheinander dreimal diese Zielobjekte an, um für jeweils 30 Minuten ihr Licht aufzusammeln und in die spektralen Bestandteile zu zerlegen. Diese Prozedur endet kurz vor Sonnenaufgang gegen 6 Uhr. Nach einer weiteren Serie von Korrekturfotos ist die Arbeitsnacht dann gegen 7 Uhr beendet. Damit die Belastung sich für die beteiligten Schüler in Grenzen hält, wird die nächtliche Arbeit oft im Zweischichtbetrieb durchgeführt.



In einer Nacht kommen so Datenmengen von ca. einem Gigabyte zusammen. Diese laufen dann gemeinsam mit den Daten der übrigen Kampagnenteilnehmer in der Universität Montreal (Kanada) zusammen. Hier werden sie von einem Team unter der Leitung von Prof. Dr. Antony Moffat ausgewertet. Bei den sich daraus ergebenden wissenschaftlichen Publikationen werden die Wissener Astronomie-Schüler als Koautoren auftreten. Dies verdanken sie nicht zuletzt Dr. Thomas Eversberg von der Forschungssternwarte in Schnörringen bei Waldbröl, der die weltweite Kampagne organisiert und den Wissener Nachwuchsforschern die Teilnahme ermöglichte.

Neben der Wissenschaft kommt auch der landeskundliche Aspekt zu seinem Recht. Dazu gehörten der Abstieg durch die berühmte Masca-Schlucht mit anschließendem Schwimmen im offenen Atlantik und Bootsfahrt nach Los Gigantes und die Erkundung der alten Inselhauptstadt San Cristobal de La Laguna und der Hafenstadt Puerto de la Cruz. Absoluter Höhepunkt war die nächtliche Besteigung des Pico del Teide, des mit 3718 Meter höchsten Berges Spaniens.

Ein besonderes Highlight wissenschaftlicher Art war eine exklusive Führung durch die weltberühmten Sonnenteleskope, die das Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik aus Freiburg auf Teneriffa betreibt. Der Institutsleiter Prof. Dr. Oskar von der Lühe ließ es sich nicht nehmen, die Wissener Gruppe persönlich in Forschungslabore zu führen, die der Öffentlichkeit normalerweise nicht zugänglich sind.

Jonas, Dennis, Gerrit und Daniel lernen im Teide-Observatorium in entspannter Atmosphäre miteinander und voneinander, sie sammeln Erfahrungen und entwickeln Strategien zur Bewältigung praktischer und theoretischer Probleme, sie sind fasziniert von der Chance, mit wissenschaftlichem Gerät in einer Top-Forschungseinrichtung arbeiten zu dürfen, und einen eigenen Forschungsbeitrag leisten zu können.
Im neuen Schuljahr werden sie ihre Ergebnisse und Erfahrungen in einem Poster für die Schulgemeinde und in einigen Aufsätzen für astronomische Zeitschriften dokumentieren und weitergeben. Schon jetzt können alle Interessierten unter www.sternwarte-betzdorf.de/teide/ sich einen Eindruck verschaffen.

Das nächste größere Projekt der Astro-AG wird in der ersten Dezemberwoche acht Wissener Schülerinnen und Schüler nach Kroatien führen. In einer wettersicheren Region wollen sie den dann erwarteten spektakulären Kometen ISON beobachten. (Text/Fotos: Astro AG)


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