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Nachricht vom 26.05.2008    

"Carmina Burana" auf dem Campus

Die "Carmina Burana" von Carl Orff, dem "Weltbürger vom Ammersee" wird am Sonntag, 1. Juni, im Rahmen der 1. Universitätsmusiktage in Koblenz aufgeführt. Zuvor gab es jetzt eine wissenschaftliche Einführungsveranstaltung im Historischen Rathaussaal.

Koblenz. Bei den ersten Universitäts-Musiktagen Koblenz vom 30. Mai bis 1. Juni wird sie einer der Höhepunkte sein: Carl Orffs "Carmina Burana" mit dem Universitätschor und dem Jungen Symphonieorchester Koblenz unter der Leitung von Universitäts-Musikdirektor Ron-Dirk Entleutner. Der Freundeskreis der Universität, der die Open Air-Aufführung der "Carmina" am Sonntag, 1. Juni, 18 Uhr, auf dem Campus unterstützt, hatte im Historischen Rathaussaal zu einem bereits bemerkenswertes Interesse am Werk verratenden Einführungsvortrag eingeladen.
Dr. W. Günther Rohr referierte über die Geschichte der Beuroner Liederhandschrift, aus der Orff 24 Lieder zur Vertonung auswählte. Die insgesamt mehr als 200 überwiegend mittellateinischen, teilweise auch mittelhochdeutschen und vereinzelt mit altfranzösischen Einsprengseln versehenen Texte wurden um 1230 niedergeschrieben. Vieles, die kostbare Ausstattung der Handschrift beispielsweise mit kunstvollen Miniaturen und Initialen, deutet darauf hin, dass dies in einem Kloster mit einem großen Skriptorium geschah. Einiges, unter anderem einige Schreibweisen, lässt darauf schließen, dass es sich um ein nahe der italienischen Grenze gelegenes Kloster gehandelt hat, vermutlich das Augustinerkloster Neustift in Brixen. Im 14. Jahrhundert gelangten die "Carmina" im Zuge von Besitzverschiebungen ins Kloster von Benediktbeuren, wo sie 1803 wiederentdeckt wurden. Während der Säkularisation gelangte die Handschrift nach München, wo sie heute in der Bayerischen Staatsbibliothek als "Codex Buranus" aufbewahrt wird. Bereits Mitte des 19. Jahrhundert gab Johann Andreas Schmeller die "Carmina" heraus.
Die Texte können in vier große Abschnitte gegliedert werden, in moralisierende und satirische Lieder, in Liebes- und Trinklieder und geistliche Dramen. Deutlich beispielsweise in den Liebesliedern sind Anleihen bei und Anspielungen auf die Texte von Minnesängern wie Walther von der Vogelweide, bis hin zur handfesten Parodie, auch auf die hier propagierte hohe Minne.
Prof. Dr. Petra Bockholdt ging der Frage nach, weshalb sich Carl Orff gerade mit diesen Texten beschäftigt und sie so laut, so groß, so farbig vertont hat. Ein Grund für die Beschäftigung mit der "Carmina" sei sicherlich seine Herkunft aus einer bayerischen, mit humanistischer Bildung getränkten Familie, eine Bildung, die gepaart gewesen sei mit Toleranz und Lebenslust. Nicht umsonst habe Orff, "der Weltbürger vom Ammersee", in seinem "Studiolo" eine große Sammlung exotischster Instrumente besessen. Seine "bayerische Weltoffenheit" habe ihn ebenso zur Auseinandersetzung mit der Handschrift getrieben wie seine Neugier auf und sein Staunen über die Wurzeln der Menschheit. "Humanität war alles, um das es Carl Orff ging", postulierte Bockholt, verbunden damit das Interesse an den griechischen Tragikern, an Mythen, Märchen und Mysterin, an Epen und Spruchdichtungen. Bei allem habe für ihn die Frage nach dem, was der Mensch sei, im Vordergrund gestanden. Der Mensch, bei dem es eben um Liebe und Tod, um Freude und Schicksal, um geschlechtliche Dinge ginge, um alles das, was auch die „Carmina“ beinhalten: "Er fand die Welt in diesem Buch."
Nicht umsonst steht am Anfang die Anrufung der "Fortuna", der das Rad des menschlichen Lebens unergründlich vorantreibenden Schicksalsgöttin. Ihr widmete sich auch Ron-Dirk Entleutner in seiner anschaulichen musikalischen Einführung zur "Carmina", zu einer Musik, die ganz von ihrem Herkommen, vom Tanz geprägt sei. Einer Musik, die von ihrer mitreißenden Monumentalität, aber auch vom phantasievoll ausgearbeiteten kleinen Detail lebe. Von der Deftigkeit, wie sie gerade die Trinklieder kennzeichnet, von denen man sich vorstellen könne, "dass sie so in der Schankstube einer Klosterbrauerei gesungen wurden", vom Sinnlichen des Spiels der "amores", der kleinen Liebesgeister, hinter dem, wie beim "Veni, veni, venias" aber auch das Böse lauere – "so eine Art Loreley der Carmina".
Karten für die von Entleutner geleitete, vom Kinderchor der Liebfrauenkirche komplettierte Aufführung, bei der die thüringische Sopranistin Ulrike Fulde und der junge Countertenor Andreas Taubert die Solopartien übernehmen, gibt es beim Freundeskreis der Universität in Koblenz e. V., Telefon 0261/398-222, bei Piano Thilemann in der Schlossstraße und im StudiShop am Campus Koblenz, Gebäude C, Raum 201.
Weitere Informationen und Anmeldungen bei Freundeskreis der Universität in Koblenz, c/o Handwerkskammer Koblenz, 56063 Koblenz, Telefon 0261/398-221, Fax: -994, E-Post: freundeskreis@hwk-koblenz.de


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