Zu Ehren der Forelle auf Diplomatenjagd
Großartig humorvoller Kommers zum 140-jährigen Bestehen des MGV Liedertafel Hamm - da waren sich alle einig. Nicht gähnend langweilig sondern erfrischend fröhlich und es zeigte sich deutlich: Männerchöre können auch anders singen. Das Publikum war restlos begeistert.
Hamm. Kommers zur 140-Jahr-Feier eines Männerchors. Was erwartet man da? Feierliche Reden und getragene Gesänge. Ganz anders beim MGV Liedertafel Hamm. Der feierte mit lockeren Worten und einem Schmunzeln beim Gesang.
Gleich das Auftrittslied war ganz anders als der übliche „Rheinische Sängergruß“. Mit „Conquest of Paradise“, zu dem Henry Maske einst die Kampfarena betreten hatte, eröffnete die Liedertafel nämlich ihren Festabend. „Dies hier ist etwas anderes als das übliche Geburtstagskonzert“, kündigte folgerichtig MGV-Vorsitzender Gerd Krämer dem Publikum an. „Sie müssen uns, dem Geburtstagskind, auch nichts schenken. Wir schenken Ihnen etwas: eine Reise durch die verschiedenen Stile der Musik.“
Die begann dann gleich mit „Die launige Forelle“, einem schelmischen Werk von Franz Schöggl. Schuberts Werk „Die Forelle“ hat dieser österreichische Komponist in verschiedenen Variationen umgeschrieben. Der berühmte Fisch kam nun als „Eine kleine Nachtforelle“ im Mozart-Stil, als „Forella Italiana“ (zur Melodie von „Tiritomba“), als „Wolga-Forelle“ wie ein Vortrag der Don-Kosaken oder auch als Beethoven-Sinfonie „Zur Ehre der Forelle“ daher geschwommen.
Chorleiter Peter Brenner dirigierte die Sänger dabei nicht nur, sondern führte jeweils auch in die aktuell gesungene Variante ein. Das Publikum reagierte mit dankbarem Applaus. Schnell und unterhaltsam erledigt war der Punkt „Ansprachen“.
Klaus Thiesbonenkamp, Vorsitzender der Heimatfreunde im Hammer Land, präsentierte augenzwinkernd ein Schriftstück „aus den 20er Jahren“. Darin hatte eine Frau festgehalten, wie ein Ausflug des Männerchors zu einer achtwöchigen Ruhephase in zahlreichen Ehebetten führte. Der Redner hatte allerdings auch noch einen Umschlag als Geburtstagsgeschenk mitgebracht, denn für den Wert des „historischen Dokuments“ hätte niemand garantieren wollen.
Bernd Niederhausen ist aktives Mitglied der Liedertafel und Ortsbürgermeister von Hamm. Als Ortschef dankte er dem MGV für die Bereicherung des gesellschaftlichen Lebens in Hamm und überreichte ebenfalls einen der berühmten Umschläge. Als Sänger sei er stolz darauf, dem MGV Liedertafel anzugehören, und dieser wiederum könne stolz sein, auf eine 140-jährige Tradition zu blicken.
Dieter Enders, Vorsitzender des AC Hamm, sprach auch für den Schützenverein und den VfL, als er dem Männerchor für den Beitrag dankte, den dieser zu vielen Anlässen anderer Vereine geleistet hat.
Nach einer kurzen Pause, in der die Frauen der Sänger für Speis und Trank sorgten, brachte der MGV Nistertal-Ehrlich, ebenfalls dirigiert von Peter Brenner, drei Lieder zu Gehör. Gemeinsam interpretierten die beiden Vereine im Anschluss den „Abendfrieden“ von Rudolf Desch, „Die Rose“ (vielen sicher besser bekannt als „The Rose“) sowie „Goethes Gold’nes ABC“.
Einen großartigen Schlussakzent setzte die Liedertafel sodann mit der „Diplomatenjagd“. Das Stück von Reinhard Mey erklang begleitet von echten Jagdhornklängen, Horrido-Rufen und sogar Gebell, und auf der Leinwand im Hintergrund liefen passende Karikaturen mit. Anhaltender Applaus und Zugabe-Rufe waren der Lohn für die tolle Gemeinschaftsleistung der Kreativen im MGV. (Silvia Patt)
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