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Nachricht vom 12.01.2015    

Betzdorf sagt Nein zu Intoleranz - Friedensgebet in Wissen

Am Montag 12. Januar, 20 Uhr, sind mehr als 400 Menschen in Betzdorf vor dem Rathaus versammelt und zeigen mit Transparenten und mit ihrer Anwesenheit ihren Unmut zu den Hassparolen, die von Dresden aus das ganze Land überfluten. Auch die schrecklichen Ereignisse in Paris sind im Kreis Altenkirchen präsent. In Wissen fand um 18.30 Uhr ein spontan organisiertes Friedensgebet statt zu dem sich mehr als 60 Personen in der evangelischen Kirche versammelten. (Aktualisiert)

Mehr als 300 Menschen kamen vor das Rathaus in Betzdorf. Foto Daniel Pirker

Betzdorf/Wissen. Betzdorf ist die erste Stadt im Landkreis, die mit ihren politischen Gremien Stellung bezieht und die Bürger einschließt. Betzdorf setzte ein Zeichen gegen Dresden und andere Städte, wo die Pegida-Bewegungen am Montag unterwegs sind.

In Wissen hatte der evangelische Pfarrer Marcus Tesch spontan zu einem Friedensgebet in die Kirche eingeladen. Mehr als 60 Personen waren um 18.30 Uhr gekommen und zündeten Kerzen für die Opfer des Terrors an. Tesch ging der Frage nach was die Attentäter und Terrorkrieger erreichen wollen und warnte vor einem Auseinanderdriften der Gesellschaft.

Auszug der Ansprache von Pfarrer Marcus Tesch:
"Wenn vermeintliche Christen auf die Straße gehen, um gegen eine angebliche Islamisierung des Landes zu protestieren, und wenn Muslime zwischen die Fronten radikalisierter Glaubensgeschwister einerseits und einer aufgehetzten Masse radikalisierter Europäer geraten, spielen wir alle nach den Regeln der Terrorführer. Dann geht ihre Saat auf. Dann wird Wirklichkeit, was wir vorher als Schatten an die Wand malten.
Lassen Sie uns heute bei diesem Friedensgebet ein stilles, kleines gemeinsames Zeichen setzen: dass wir uns der Spirale der Vorurteile verschließen, dass wir die Saat der Gewalt nicht aufgehen lassen wollen. Dass wir als Christen nicht gegen Muslime und Musliminnen, nicht gegen Juden und Jüdinnen und auch nicht gegen Atheisten und Atheistinnen stehen, sondern gegen die Verwendung von Gewalt im Namen Gottes. Gegen den Missbrauch der Religion für Hass. Gegen das Töten und Morden. Lassen Sie uns ein Zeichen setzen, dass wir der Kraft des Glaubens zum Frieden und Versöhnung vertrauen. Lassen Sie uns ein Zeichen der Solidarität mit jenen Menschen in unserer Stadt setzen, die der Religion angehören, in deren Namen diese schrecklichen Taten verübt wurden, die aber genauso angewidert sind davon wie wir".

In das Gebet schloss der Pfarrer explizit die muslimischen Brüder und Schwestern ein und warnte vor dem falschen Sprachgebrauch. Denn Menschen muslimischen Glaubens seien nicht gleichzusetzen mit Islamisten und den selbsternannten Gotteskriegern oder Salafisten. Es gebe Opfer des Terrors auf der ganzen Welt, und in das Gebet eingeschlossen wurden die vielen Menschen, die in jüngster Zeit in Pakistan, in Nigeria, in Syrien und dem Irak starben.



Zeitgleich marschierten in Dresden nach bislang unbestätigten Meldungen beim 12. Pegida-Marsch an die 20.000 Menschen durch die Stadt. Sie trugen wie schon so oft die Transparente, die vor der Islamisierung Europas warnen und wollen lieber Kartoffeln als Döner essen. Viele trugen einen Trauerflor, der seit dem Anschlag von Paris um die Welt geht. Es ist die infame Verhöhnung der Opfer des Anschlags von Paris und nach ersten Agenturmeldungen lösten diese Bilder in Frankreich blankes Entsetzen und Wut aus.
Auch das ZDF konnte seinen Beitrag um 19 Uhr nicht ungehindert senden, denn diese Demonstranten haben das Wort Freiheit und vor allem Pressefreiheit nicht in ihrem Hirn abgespeichert.

Diese eigenwillge Bürgerbewegung in Dresden, mittlerweile im rechtlichen Status eines Vereins, hat sich vor wenigen Stunden von Pro-NRW und den Ablegern Dügida, Bogida und so weiter distanziert. Denn in Düsseldorf wollten Leute aufmarschieren, die auf ihrem Transparent ein Nazisymbol tragen, und die Sprecherin Melanie Dittmer, die auch schon in Bonn auftrat, ist als Rechtsradikale auch den Behörden bekannt.

Was bewegt so viele Menschen in Dresden, ausgerechnet in Dresden, eine Stadt die vor mehr als 25 Jahren zum Symbol für einen friedlichen Freiheitskampf wurde, so voller Hass und mit so viel Dummheit zu brüllen: "Wir sind das Volk"? Wo bleibt der Staat mit seinen Rechtsmitteln, wenn Nazisymbole auf Transparenten wie in Düsseldorf, gezeigt werden? Es gibt die Gegenbewegung im Land, auch im Kreis Altenkirchen und das macht Mut. (hws)


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