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Nachricht vom 28.09.2008    

Tradition und Verpflichtung

Der 39. Jahrmarkt der katholischen Jugend Wissen erlebte wahres Kaiserwetter. Längst ist es natürlich nicht mehr „nur“ der Jahrmarkt der katholischen Jugend, denn die Mitarbeiter des Marktes gehören allen Generationen und Konfessionen an. Der Erlös des diesjährigen Marktes unter dem Motto „Jeder einzelne zählt!“ wird einem Projekt in Trägerschaft der Salesianer Don Boscos in Uganda zugute kommen. Die Eröffnung nahm Landtagspräsident Joachim Mertes vor.

Wissen. Bei strahlendem Sonnenschein eröffnete der rheinland-pfälzische Landtagspräsident Joachim Mertes am Samstagmorgen den 39. Wissener Jahrmarkt. Und er tat dies mit einem Glückwunsch an die Wissener Bevölkerung, die seit nun vier Jahrzehnten Hilfe zur Selbsthilfe leiste. Nur so hätten die Ärmsten der Armen eine Chance. Seine Bitte: „Tragen sie diesen Gedanken weiter ins Land, anderen durch praktische Schritte helfen zu wollen. Wir haben eine Verantwortung!“ so der Schirmherr des diesjährigen Marktes mit Blick auf das aktuelle Hilfsprojekt in Uganda. Mertes würdigte die Zusammenarbeit der vielen beteiligten Wissener Vereine, der Kirchen sowie die Unterstützung durch Stadt und Verbandsgemeinde. Er tat dies auch stellvertretend für die teilnehmenden Landtagsabgeordneten Dr. Peter Enders (Eichen), Dr. Matthias Krell (Betzdorf), Dr. Josef Rosenbauer (Kirchen), Erwin Rüddel (Windhagen) und Thorsten Wehner (Wissen).

Der Jahrmarkt rund um die Westerwald Bank ist für die Wissener mehr als irgendein Wochenendmarkt: Er ist Tradition und liebgewordene Verpflichtung. Viele, die schon seit Jahren nicht mehr in Wissen leben und arbeiten, kehren in alter Verbundenheit am Marktwochenende an die Sieg zurück, um den Ärmsten der Armen zu helfen. Und wenn das Wetter mal nicht mitspielt? Gerade dann geht man trotzdem hin. Auf über 600 Helfer aller Generationen vor und hinter den Kulissen schätzt das Jahrmarktsgremium die Mitarbeiterzahl, die zwölf Monate lang auf den Markt hinarbeiten. Um das Wetter musste man sich allerdings in diesem Jahr keine Sorgen machen. Denn das spielte mit. Und zeitweise kam man vor allem am Sonntag nur schrittchenweise durch das Marktgeschehen. Frische Waffeln, Reibekuchen, Würstchen und Pommes, Salatbuffet, Spießbraten, Jahrmarktssteaks, Zwiebelkuchen, Kartoffelsuppe und vieles mehr gaben Anlass, zu verweilen.

Die ganze Abwechslung der Angebote und Aktivitäten offenbarte sich schließlich aber dem, der über das Gelände bummelte und das tolle Markttreiben auf sich wirken ließ. Hier lockten Flohmarkt und Kinderflohmarkt, Handarbeiten, Geschenke, Kunsthandwerk, selbst gemachte Marmelade, der Eine-Welt-Stand, das große Kinderparadies mit den Clowns, eine Kletterwand, ein riesiges musikalisches Angebot mit der Stadt- und Feuerwehrkapelle, der Jazzband Schräglage und vielen anderen Gruppierungen, Tanzvorführungen, bei dem jeder auf seine Kosten kam, die kleine Losbude und die große Tombola. Selbst den Frisörbesuch konnte man beim Team des Salons „Die Tolle“ von Petra Hassel auf dem Jahrmarkt erledigen und sich dann gleich ins Getümmel der guten Laune stürzen.

Die herrschte bereits zur Eröffnung. Auch Landrat Michael Lieber war wieder gerne nach Wissen gekommen. Auch er beschäftigte sich in seinem kurzen Grußwort mit der Verantwortung Europas für Afrika. Europa habe über Jahrhunderte viel von Afrika genommen, so der Landrat. Auch daher habe Europa die Aufgabe, etwas zurückzugeben und Hilfe zu leisten. „Diese Hilfe hat für die Menschen in Uganda ein Gesicht“, sagte Hans-Jürgen Dörrich, Geschäftsführer des Projektpartners Jugend Dritte Welt e.V. der Salesianer Don Boscos. Gemeinsam mit seiner Kollegin Michaela Orizu war er an die Sieg gekommen, um das Hilfsprojekt ausführlicher vorzustellen.



Ziel ist der Bau von Ausbildungswerkstätten im Berufsbildungszentrum Kamuli im Osten Ugandas. Damit solle eine gute und arbeitsmarktorientierte Berufsausbildung für Jugendliche aus ärmsten Schichten angeboten werden, getreu dem Motto des diesjährigen Jahrmarktes: „Jeder einzelne zählt!“ Gerade in dieser armen Region sollen Jugendliche in die Lage versetzt werden, ein Einkommen für sich und ihre Familie zu erwirtschaften. Denn auf Grund von Arbeitslosigkeit und Mangel an Chancen wandern viele Menschen ohne Perspektive aus der Region in die Slums der Hauptstadt Kampala ab, wo sie sich meist unter unwürdigen Bedingungen durchschlagen. Diese Landflucht soll verhindert werden. Und das alles sei nur durch Bildungschancen zu ermöglichen. „Wir investieren nicht in Steine, sondern in Bildung“, rief Görrisch den Wissenern zu.

Bürgermeister Michael Wagener erinnerte daran, wie man von Wissen aus vor vierzig Jahren den Brückenschlag in die heutige Partnerstadt Chagny geschlagen habe. Zur gleichen Zeit sei der Jahrmarkt geboren worden, der sich ebenfalls zur Erfolgsgeschichte entwickelt habe, bei der fast jeder in der Region irgendwo und irgendwann schon einmal dabei war und angepackt habe - das sei Ehrensache in Wissen.

Dechant Reinhard Friedrichs und der evangelische Pfarrer Markus Tesch unterstrichen schließlich den praktischen Aspekt der Hilfe, die sich nicht in Theorie und Konzepten erschöpfe, sondern das ganze Jahr über durch Vor- und Nachbereitungen Ausdruck finde. Während sich viel Menschen in ihrer eigenen Welt einrichten, hätten Aktionen wie der Jahrmarkt stets das Ganze im Blick. „Für uns ist es das christliche Grundverständnis, dass wir dem Nächsten helfen, egal ob er um die Ecke sitzt oder am anderen Ende der Welt“, schloss Friedrichs seine Ausführungen.

Jahrmarktssprecher Johannes Bender versäumte es nicht, gleich die Eröffnung zu nutzen, um sich nicht nur bei allen Helfern des Marktes zu bedanken, sondern auch bei vielen, die irgendwo hinter den Kulissen mitwirken am Gelingen - sei es das Christliche Jugenddorf, das Wissener Krankenhaus, die Anwohner des Marktgeschehens, die Wissener Geschäftswelt oder die Westerwald Bank, die, so Bender „jedes Jahr die halbe Bank zur Verfügung stellt.“ Auch Stadt und Verbandsgemeinde schloss er in diesen Dank ein, die jederzeit unbürokratisch unterstütze und mitziehe, wenn es nötig sei. (as)
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Foto: Der Handarbeitsstand gehört seit Jahr und Tag zum festen Jahrmarktsprogramm.



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