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Nachricht vom 17.04.2015    

Faurecia Belegschaft kämpfte entschlossen und gewann

Das Scheuerfelder Werk von Faurecia ist über 2016 hinaus gesichert. Das ist das Ergebnis der heutigen Verhandlungsrunde zwischen Arbeitnehmern und Vertretern der Firmenleitung. Dem Ringen um den Standort ging ein Warnstreik am Morgen voraus. Jetzt heißt es für alle durchatmen, bis 2025 soll es keine Werkschließung in Scheuerfeld geben.

Entschlossen trat die Faurecia-Belegschaft am Freitagmorgen auf und hat gewonnen. Fotos: Daniel Pirker

Scheuerfeld. Dieser Tag wird den rund 450 Mitarbeitern noch lange im Gedächtnis bleiben: Um 16.36 Uhr traten die Verhandlungsführer der Arbeitnehmerseite vor ihre Kollegen und verkündeten: Der Standort Scheuerfeld ist bis 2015 gesichert. Betriebsbedingte Kündigungen soll es außerdem bis dahin ebenfalls nicht geben. Das steht in einem Eckpunkte-Papier, das die Vertreter der Firmenleitung und die Arbeitnehmerseite ausgehandelt hatten, wie der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende, Yüksel Öztürk, dem Kurier sagte.

Öztürk gab sich erleichtert – ohne in übermäßige Euphorie zu verfallen: „Es ist noch ein langer Weg.“ Denn Details müssen noch bis Ende Juni ausgehandelt werden. Fest stehe aber: Die Arbeitgeber hätten sich zum Standort bekannt. Keine Selbstverständlichkeit, wenn man bedenkt, dass 2013 noch die Schließung des Werks in Scheuerfeld greifbar war. Laut Öztürk konnte die Belegschaft die frohe Botschaft erst gar nicht glauben, war dann aber begeistert.

Für den stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden haben zwei Gründe die Arbeitgeberseite schließlich dazu gebracht, sich zu Scheuerfeld zu bekennen:

1. Die hohen Schließungskosten, inklusive Abfindungen, die angefallen wären, hätte man das Scheuerfelder Werk dicht gemacht. Die Gewerkschaft sprach immer von 80 bis 100 Millionen Euro. Nun hätten die Arbeitgeber gemerkt, dass diese Zahlen tatsächlich stimmen, sagte Öztürk.

2. Der hohe Druck, den die zu 100 Prozent gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter mit Unterstützung der IG Metall aufbauten.

Was das konkret heißt, zeigte die Belegschaft vor dem Beginn der Verhandlungen. Diesmal ging die Gewerkschaft nämlich noch einen Schritt weiter als beim letzten Warnstreik, der vor rund sechs Wochen stattfand. Für 24 Stunden war geplant, die Arbeit niederzulegen. Dass es den Streikenden ernst ist, zeigten sie, als sie geschlossen zusammen mit den Verhandlungsführern der Arbeitnehmer in die Firmenzentrale einmarschierten.

Zu diesem Zeitpunkt schien dieses Signal des Zusammenstehens noch bitter nötig: Betzdorfs Bürgermeister dämpfte in seiner Ansprache an die versammelten Mitarbeiter die Hoffnungen und motivierte zugleich: „Der heutige Tag wird nicht die Ergebnisse bringen, die Ihr Euch im ersten Ansinnen wünscht.“ Aber im gleichen Atemzug verbreitete er Optimismus. So könnten die Verhandlungen mit so einer starken IG Metall nur gut ausgehen. Mit den nächsten Sätzen brach der Arbeiterführer aus Brato heraus. Normalerweise müssten Politiker ja beschwichtigend wirken. „Aber Scheiß drauf!“, rief er den Streikenden entgegen. Es sei für ihn eine große Schweinerei, wenn die Seite links auf dem Globus gegen die Seite rechts auf dem Globus gegeneinander ausgespielt werde. Der Standort in Scheuerfeld habe es verdient gehalten zu werden dank der Leidenschaft der Mitarbeiter.

Ein klares Zeichen der Unterstützung sendeten auch Scheuerfelds Bürgermeister Harald Dohm (CDU) und die grüne Landtagsabgebordnete Anna Neuhof. Dohm sagte: „Die Ortsgemeinde Scheuerfeld steht an Ihrer Seite. Wir wissen, was wir an Ihnen haben.“ Und Neuhof fand es unverständlich, wenn Betriebe damit drohten, abzuwandern.

Das ist nun erst mal passé. Der Standort bleibt für die nächsten 10 Jahre in Scheuerfeld. Aber die Gewerkschaft setzt sich noch für weitere Verbesserungen für die Arbeitnehmer ein. So sollen Azubis übernommen werden, die Azubiquote erhöht werden oder eine Aufzahlung bei Kurzarbeit gezahlt werden. Auch wird eine Lohnerhöhung von sieben Prozent gefordert. All das lehnt die Arbeitgeberseite zur Zeit noch ab, wie der Erste Bevollmächtigte der IG Metall, Uwe Wallbrecher, dem Kurier sagte. Er ist bei den Tarifverhandlungen beteiligt, die für alle Fauercia-Standorte in Deutschland geführt werden.



Kommende Woche stehen hier für Wallbrecher wieder Verhandlungen an. Die wird er nach der heutigen Nachricht wahrscheinlich motiviert angehen können. Auch weil die Arbeitgeber zusicherten, den Streikenden den vollen Lohn auszuzahlen, wie Wallbrecher dem Kurier sagte. (ddp)


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