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Nachricht vom 11.05.2015    

Gründervater der Westerwälder Literaturtage las im Kulturwerk

Im Rahmen der 14. Westerwälder Literaturtage las Hanns–Josef Ortheil, der Gründervater der Westerwälder Literaturtage, aus unterschiedlichen Romanen unter dem Gesamttitel „Helden meiner Kindheit“ im Kulturwerk Wissen vor mehr als 200 Fans. Es gab einen spannungsreichen Bogen von Old Shatterhand bis Ernest Hemingway und Theodor W. Adorno. Bis zur letzten Minute ein Genuss für das Publikum.

Professor Hanns-Josef Ortheil fesselte seien Fangemeinde im Kulturwerk Wissen mit der Lesung: "Helden meiner Kindheit". Fotos: Manfred Hundhausen

Wissen. In ihrer Begrüßung erinnerte Maria Bastian-Erll, Mitgründerin der Westerwälder Literaturtage daran, wie vor 15 Jahren die Idee entstand und ihren Anfang in den Räumen der Arche Noah in Elkhausen und im Pagodenzelt "Der Garten" fand. Aus dieser Idee resultieren die in diesem Jahr zum 14. Mal stattfindenden „Westerwälder Literaturtage“, die zum ersten Mal in diesem Kultursommer über den gesamten Westerwald und auch im Kreis Neuwied 35 qualitativ und quantitative Lesungen anbieten.

Der Autor Francis Scott Fitzgerald kommentierte einst: "Zeige mir einen Helden und ich schreib’ dir eine Tragödie." Am Sonntag zeigte Hanns-Josef Ortheil den Lesern seiner Bücher im Kulturwerk Wissen die Helden seiner Kindheit. In dieser Lesung stellte er einige seiner Leitgestalten mit sehr unterschiedlichen Charakteren und Begabungen wie Karl Mays "Old Shatterhand", den legendären Fußballspieler Fritz Walter, den Drachentöter Siegfried und aus dem musikalischen Bereich den jungen Mozart vor, die er in seiner Kindheit liebte und die in dieser Zeit seine Helden waren.

„Helden hält man auf Distanz, man frühstückt nicht mit ihnen, denn Helden müssen ihre Aura behalten. Sie haben eine besondere Kraft, sind aber oft vom Scheitern geprägt“, sagte Ortheil in seiner Begrüßung und Einleitung zur Lesung.

Humorvoll und unterhaltsam war seine Erzählung aus den 50-zigern von den Spielen und dem Sieg der Fußballweltmeisterschaft 1954 mit den ersten sportlichen Helden, allen voran Fritz Walter, die er in unterschiedlichster Weise mit seinem Bruder Josef erlebte.
Heldenüberblendungen über Fritz Walter und Siegfried, im Tod der Nibelungen, kursierten zeitgleich in seinen Phantasien. Als seinen Übervater bezeichnete Ortheil seinen Helden Old Shatterhand, der wie sein Vater Landvermesser und Jäger war und konnte einem späteren „Helden“ dem Agenten seiner Majestät, James Bond keine Sympathien abgewinnen. Im Gegenteil, er fand das „verliebt sein“ Bonds als lästig anzuschauen und degradierte Bond als Wichtigtuer, der ohne seinen Trickkoffer ein Nichts wäre.

Im musikalischen Bereich „outete“ er sich als Robert Schumann Fan und „Anti-Mozartianer“, und die neue Musikrichtung der Beatles mit dem Song „Yeah, Yeah, Yeah“ bezeichnete er als „Terror der Wiederholung“.



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Ein bleibender Held Ortheils und auch sein Literaturvater ist bis heute nach seiner Aussage Ernest Hemingway, der Gottvater der Erzählungen. Als in den 70er Jahren die Versuche der philosophischen und soziologischen Welterklärung stattfanden, faszinierten den jungen Ortheil die Erzählungen Ernest Hemingways und die Zitate und Aphorismen eines deutschen Philosophen, Soziologen, Musiktheoretikers und Komponisten mit dem klangvollen Namen Theodor Wiesengrund Adorno. Theodor W. Adorno ist berühmt für Zitate wie: „WIR sagen und ICH meinen ist eine von den ausgesuchtesten Kränkungen“, oder „Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“

Diese Autoren haben Ortheil dazu inspiriert, das man erst einmal den primären Text ausschöpfen muss, und zwar systematisch ausschöpfen muss, bevor man in die Wirkungsgeschichte hineingeht. Die Helden seiner Kindheit präsentierte er den aufmerksam lauschenden Zuhörern, mit seiner angenehmen und sonoren Stimme. Unter anderem las er aus dem Roman: "Berlinreise" und "Der Schwerenöter".

Nach der Lesung war das Gedränge am Büchertisch groß und dem Wunsch der Signierung der erworbenen Bücher des Autors kam dieser zur Freude seiner Fans auch geduldig nach, selbst bei denen, die ihm fünf Bücher zum signieren vorlegten.

Mit Unterstützung des Kultursommers Rheinland Pfalz, der Landkreise Altenkirchen, Westerwald sowie erstmalig Neuwied wird interessierten Literaturfreundinnen und –freunden bei 35 Veranstaltungen zwischen April und Oktober nun die Möglichkeit geboten sich literarisch unterhalten zu lassen, Autorinnen und Autoren hautnah zu erleben und zu genießen. Die Wissener „eigenART“ war Mitveranstalter der 6. Lesung von 35 literarischen Events in diesem Jahr.

Hanns-Josef Ortheil wurde 1951 in Köln geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er unter anderem in Wissen, wo er heute noch arbeitet und lebt. Seit 1979 veröffentlichte er zahlreiche Romane, Erzählungen und Essays, für die er mit vielen Preisen ausgezeichnet wurde. An der Universität Hildesheim lehrt er als Professor für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus. (phw)


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