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Nachricht vom 01.06.2015    

Beeindruckende Sonderausstellung im Bergbaumuseum

Die Sonderausstellung im Bergbaumuseum des Kreises in Herdorf-Sassenroth mit dem Titel: 900 Verräter hier am Ort" informiert zu den bedrückendsten Ereignissen der Zeit der Naziherrschaft und des 2. Weltkrieges im Raum Herdorf. Die Brüder Hans und Dieter Ermert sammelten Material und stellten die Ausstellung zusammen. Bis zum 13. September können die Besucher die Ausstellung zu den Öffnungszeiten des Museums sehen.

Die beiden Organisatoren Hans und Dieter Ermert (vorne im Bild), Landrat Michael Lieber, Museumsleiter Achim Heinz und Bürgermeister Uwe Erner (von links). Fotos: anna

Herdorf-Sassenroth. „900 Verräter hier am Ort“, so lautet der Titel der Sonderausstellung die am Samstagnachmittag im Kreisbergbaumuseum eröffnet wurde und noch bis zum 13. September dort zu sehen sein wird. Die Brüder Hans und Dieter Ermert haben diese Ausstellung über Herdorf im Zweiten Weltkrieg und Dritten Reich zusammengetragen.

Ihnen galt somit auch der besondere Dank von Landrat Michael Lieber, der den Gästen berichtete, dass die Ermert-Zwillinge viel Engagement und Herzblut in diese Ausstellung investiert hätten. Im nunmehr 70. Jahr der Beendigung des 2. Weltkrieges hielt der Landrat fest, dass es nicht mehr viele runde Jahrestage geben werde, an denen noch Zeitzeugen persönlich über die damaligen Ereignisse berichten könnten.
„Wir tragen keine Verantwortung an den Geschehnissen von damals, aber es liegt in der Verantwortung der nachfolgenden Generationen an die Ereignisse zu erinnern, wozu auch diese Ausstellung beitragen soll", führte Lieber aus.

Museumsleiter Achim Heinz sprach von einer weiteren Ausstellung mit den Ermert-Brüdern und erinnerte an die August-Sander-Ausstellung, die ebenfalls von den Zwillingen organisiert worden war. Die jetzige Ausstellung zeige, was 70 Jahre nach Kriegsende noch immer nicht vergessen ist. Sie zeige schlaglichtartig Besonderheiten Herdorfs und seiner Bürger in bewegter Zeit.

Dieter Ermert berichtete, dass er und sein Bruder, Jahrgang 1943, den Krieg nur indirekt erlebt hätten, die Folgen aber noch sehr wohl am eigenen Leibe gespürt haben. Als Kinder wurden sie vom Vater mit auf Hamstertour genommen und kamen so bis nach Düren. Die damalige Not habe sie geprägt und zu sparsamen Menschen werden lassen, die bis heute nicht gut etwas wegwerfen können.

Im Anschluss begab sich die ganze Gesellschaft in den Ausstellungsraum, wo die Brüder die einzelnen Exponate erläuterten. So waren dort zwei kleine Fahnen zu sehen, die aus einer großen Fronleichnamsfahne gemacht worden waren. Die Nazis hatten damals das Aufhängen der großen Fahnen verboten, also zerschnitten die Herdorfer diese und machten daraus kleine Fahnen, deren Aufhängen nicht verboten war. Zu sehen sind auch Kopien von Briefen von Parteifunktionären, mit Meldungen über Fehlverhalten damaliger Zeitgenossen.

Bombenkartuschen, Helme, Blechgeschirr und ein Topf früherer Schulspeisungen gehören ebenso zur Ausstellung wie Zeitungsausschnitte über den kleinen alltäglichen Widerstand oder zivilen Ungehorsam. Viele Bürger von Herdorf hätten sich immer gerade soweit gegen die Nazis aufgelehnt, dass es für sie keine strafrechtlichen Konsequenzen gehabt hätte, berichtete Dieter Ermert. Allein 908 Bürger hatten sich bei einer Wahl gegen die Braunen ausgesprochen, was zu dem bekannten Banner mit „798 Lumpen und 110 Feiglinge sind 908 Verräter“ führte. In Sassenroth selbst hatten zur damaligen Zeit sogar mehr als 50 Prozent der Wähler gegen die Nazis votiert.



Auch einem Räumungsbefehl des kompletten Ortes widersetzten sich in den letzten Kriegstagen viele Herdorfer Bürger. Viel zu lesen gibt es in der Ausstellung, so auch über die Beziehung von Nikolaus Groß zu Robert Mockenhaupt. Auch da gab es einen kleinen Kreis von Personen, die Widerstandsarbeit leistete, für die Groß mit dem Tode bestraft wurde, die Namen seiner Unterstützer hat er aber nicht preisgegeben. Ebenfalls in der Ausstellung eine kleine Sammlung von Totenblättern gefallener Soldaten.

Die durch Schüsse zerlöcherte Turmspitze der evangelischen Kirche und ein Leiterwagen mit einer Kinderpuppe – so zogen damals viele Eltern mit ihren Kindern über Land auf der Suche nach Nahrung. Zu hören gibt es eine kurze Lesung der Geschichte über Cäcilie Hellinghausen, die während eines Bombenangriffes zu Tode kam und von der nie mehr auch nur ein Schuh gefunden worden ist. Die Heimatdichterin Maria Schmidt-Weber hat diese Geschichte als Kind erlebt und später niedergeschrieben.

Eine ganz eigene Geschichte hat ein Gemälde, welches vor einem Jahr von Inge Zitter dem Bergbaumuseum geschenkt wurde. Das Bild zeigt einen scheinbar röhrenden Hirschen und wurde von einem russischen Kriegsgefangenen gemalt. Lucy Stein, die Mutter von Inge Zitter, kaufte dieses Bild damals dem Kriegsgefangenen ab um ihm so zu helfen. In Wirklichkeit zeigt das Bild aber ein gehetztes Tier auf der Flucht welches einen angsterfüllten Schrei ausstößt und um sein Leben rennt. Der damalige Maler hat seiner eigenen Lebenssituation im Bild Ausdruck verliehen.

Bleibt zu hoffen, dass eine solche Zeit niemals wieder in Europa Einzug hält, die derzeitigen Kriege die weltweit toben und Millionen von Menschen heimatlos und zu Flüchtlingen machen zweigen, wie schnell sich das Blatt doch wenden kann. (anna)


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