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Nachricht vom 03.06.2015    

Pflegefachkräfte diskutierten mit Erwin Rüddel

Auf Einladung von Franz-Josef Heer vom Pflegestützpunkt Kirchen kam MdB Erwin Rüddel zum Gespräch mit Pflegefachkräften in die Villa Krämer nach Kirchen. Da ging es um den Mangel an Fachkäften, um um eine bessere Bezahlung und auch um die Einrichtung der sogenannten Pflegekammern.

MdB Erwin Rüddel diskutierte mit Pflegefachkräften aus der Region. Foto: anna

Kirchen. In der Villa Krämer stand der Bundestagsabgeordnete Erwin Rüddel (CDU) Pflegefachkräften Rede und Antwort auf deren Fragen. Franz-Josef Heer vom Pflegestützpunkt Kirchen begrüßte den Politiker, den er als besonders sachkompetent bezüglich dem Thema Pflege vorstellte.

Harry Feige, Geschäftsführer der Diakonie, Pflege und Reha, stieg auch gleich in die Diskussion ein und stellte fest, dass es in allen Pflegestationen einen potenziellen Personalmangel gebe. Es gäbe auch keine Pflegekräfte mehr auf dem Arbeitsmarkt. Feige nannte das Beispiel einer Mitarbeiterin, der auf Grund ihrer Steuerklasse V und der sogenannten kalten Progression kaum noch Geld in der Tasche bleibe.

Rüddel erklärte dazu, dass es zum einen die Möglichkeit des Steuerklassenwechsels gäbe, zum anderen aber auch am Ende des Jahres bei der gemeinsamen Steuererklärung ja zu einem Ausgleich komme. Seitens der Regierung sei auch eine Steuerentlastung zum Ende der Legislaturperiode angekündigt worden. Der Bundestagsabgeordnete gab Feige hinsichtlich des Personalmangels aber voll und ganz Recht. „Da müssen wir was tun“. Die kalte Progression sei auch als Problem erkannt worden. Eine Umfrage habe ergeben, dass 10 bis 15 Prozent der Pflegekräfte gerne Vollzeit arbeiten wollen. Jungen Menschen fehle es jedoch oft an Motivation den Beruf der Pflege zu ergreifen, zum einen wegen der schlechten Bezahlung, außerdem wegen der fehlenden Zeit sich wirklich um die Menschen kümmern zu können und zum dritten gäbe es in diesen Berufen wenig Positives. Seitens der Politik müsse man sehen was praktikabel und umsetzbar sei oder wo die Forderungen zu hoch wären.

Heer sprach die neu gegründeten Pflegekammern in Rheinland-Pfalz an und bemängelte, dass die großen Krankenhäuser darin stark vertreten wären, die kleinen ambulanten Pflegeeinrichtungen jedoch kaum. Rüddel zeigte sich hinsichtlich der Pflegekammern skeptisch. Allein die Tatsache, dass darin alle Pflegekräfte einbezahlten und nicht wie in anderen Wirtschaftszweigen nur die Unternehmen findet er nicht gut. Er sei von Anfang an nicht begeistert gewesen von der Forderung nach einer eigenen Pflegekammer. Ob diese eine wirkliche Interessensvertretung sei, werde sich noch zeigen. Die Mitarbeiter in der Krankenpflege sieht der Politiker sowieso besser organisiert als die in der Altenpflege. Hinsichtlich der Generalistik sprach Rüddel sich allerdings dagegen aus. Unter dem Begriff Generalistik verstehe man die Ausbildung aller drei Pflegeberufe, Kranken-, Kinder- und Altenpflege unter einen Hut zu bringen.

In Berlin arbeite man derzeit an einem neuen Modell für die Pflegetransparenz. „Wir brauchen eine andere Basis um die Qualität der Pflege zu messen“, so Rüddel. Seitens der Politik wolle man die Pflegekräfte selbst mehr einbinden, damit werde der MDK dann auch glaubwürdiger. Der Abgeordnete sprach sich zudem dafür aus, Altenpfleger müssten mehr machen dürfen. Doch dagegen liefen die Ärzte, die in Berlin eine starke Lobby hätten Sturm. Dabei stehe jetzt schon fest, dass in 10 Jahren 80 Prozent der niedergelassenen Haus- und Fachärzte ihre Praxis aus Altersgründen aufgeben werden. Von den derzeitigen Medizinstudenten wollten aber nur ganz wenige überhaupt als niedergelassene Ärzte arbeiten, die meisten streben ein Angestelltenverhältnis an. Alles steuere auf einen Ärztemangel hin, doch die Ärzte und Apotheker sträubten sich gegen jeden Eingriff in ihre Wirkungsbereiche.




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Eine weitere Hürde sind die 32 Ministerien, die bezüglich der Altenpflege koordiniert werden müssen. Einer der Anwesenden, sprach das schlechte Ansehen der Altenpfleger in der Gesellschaft an. „Wir kommen noch hinter den Müllmännern“. Doch irgendwann sei es so weit, da würden sich keine Altenpfleger mehr finden. „Wer pflegt eigentlich uns“, fragte ein anderer Diskussionsteilnehmer. Feige berichtete diesbezüglich, dass mittlerweile drei ambulante Pflegestationen der Diakonie einen Aufnahmestopp hätten, da die Mitarbeiter am Rande der Belastungsgrenze und teils selbst schon krank geworden sind. Zudem betrüge das durchschnittliche Alter der Mitarbeiter 45 bis 48 Jahre. Es sei dringend notwendig, dass der Beruf attraktiver werde, wofür die Politik die Weichen stellen müsse.

Rüddel berichtete von einem Pflegestellenförderprogramm für 6000 Altenpflegekräfte (bundesweit!). In der nächsten Woche werde ein Gesetz verabschiedet, wonach die Krankenkassen Tarifzahlungen der Arbeitgeber akzeptieren müssen, was bisher nicht der Fall gewesen sei. Druck komme zudem von den Kommunen, die möglichst niedrige Pflegesätze haben möchten, um hohe Kosten für ihre Sozialkassen zu vermeiden. Auch da wolle Berlin seinerseits Druck auf die Kommunen ausüben, dass Pflegekräfte vernünftig bezahlt werden könnten. Ab 1.1.2016 gäbe es zudem jährlich 20 Prozent finanzielle Verbesserung und Arbeitserleichterung durch Endbürokratisierung. Rüddel gestand, dass es ein großes Problem gebe, tausend Dinge seien zu verbessern aber niemand da, der wirklich ein entsprechendes Paket schnüre. Bei allem müsse es zudem viel mehr in die Richtung gehen, dass man sich an dem orientiert, was der Patient braucht und nicht an gesetzlichen Richtlinien. (anna)


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